lyphosat sei der mit Abstand am häufigsten verwendete Pestizidwirkstoff in Deutschland - rund 5.400 Tonnen würden bundesweit davon jährlich eingesetzt, heißt es in dem jetzt veröffentlichten Testbericht. Laut der Weltgesundheitsorganisation sei Glyphosat erbgutschädigend und "wahrscheinlich krebserregend". Zwar gebe es für Bier keinen eigenen Grenzwert, doch lägen die bei dem Test gemessenen Werte zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter und damit im Extremfall fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser (0,1 Mikrogramm pro Liter).
Auch das Umweltbundesamt sieht Glyphosat im Bier kritisch: Da nach wie vor zwischen Experten nicht abschließend geklärt sei, ob das Pestizid Krebs beim Menschen erregen könne, sei eine Belastung des Menschen "nicht wünschenswert", kommentierte die Leiterin des Fachgebiets gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung die Testergebnisse.
"Erwachsener müsste 1000 Liter Bier trinken"
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hingegen sieht keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. Glyphosatrückstände in Bier seien aus wissenschaftlicher Sicht plausibel und grundsätzlich erwartbar, da Glyphosat ein zugelassener Pflanzenschutzmittelwirkstoff sei. Selbst die höchsten Werte von rund 30 Mikrogramm pro Liter seien jedoch so niedrig, dass die rechnerisch resultierende Aufnahmemenge bei einem Erwachsenen mehr als 1000-fach niedriger liegen würde als die derzeit als unbedenklich geltenden Aufnahmemengen, teilte das BfR auf Anfrage mit. "Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken."
Diese Marken hat das Umweltinstitut München getestet
Krombacher
Oettinger
Bitburger
Veltins
Beck`s
Paulaner
Warsteiner
Hasseröder
Radeberger
Erdinger
Augustiner
Franziskaner
König
Jever
"Alle getesteten Biere enthielten das Pestizid Glyphosat. Damit droht das deutsche Reinheitsgebot ausgerechnet in seinem 500. Jubiläumsjahr zur Farce zu werden", erklärte die Biologin Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut. "Ein Stoff, der wahrscheinlich krebserregend ist, hat weder im Bier noch in unserem Körper etwas verloren." Die Deutschen konsumierten im Durchschnitt 107 Liter Bier pro Jahr und nähmen damit unbewusst auch Glyphosat zu sich. Das sei nicht vereinbar mit dem Image von Reinheit und Natürlichkeit, für das die deutschen Brauereien stünden.
"Wir appellieren an die Brauereien, ihre Produkte und Zutaten jetzt genau zu überprüfen. Sie müssen klären, wie Glyphosat in das Bier gelangen konnte und in Zukunft sicherstellen, dass ihre Produkte frei von Pestizidrückständen sind", forderte die Biologin. Gefordert sei aber auch die Politik: Die Bundesregierung müsse auf europäischer Ebene gegen eine erneute Zulassung von Glyphosat stimmen.
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