Experten warnen vor neuer nuklearer Bedrohung

  06 Auqust 2020    Gelesen: 798
Experten warnen vor neuer nuklearer Bedrohung

75 Jahre nach Hiroshima halten Wissenschaftler die atomare Bedrohung für so groß wie schon lange nicht mehr. In der Deutschlandfunk-Sendung „Zur Diskussion“ haben Expertinnen und Experten dargelegt, inwieweit sich eine Vervielfachung der Akteure sowie weltpolitische Veränderungen auswirken.

Der Leiter des Think-Tanks am Zentrum für Sicherheitsstudien der ETH Zürich, Oliver Thränert, glaubt, dass eine alleinige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht ausreiche, um die gegenwärtige Situation zu verstehen. Vielmehr müsse man sich auch mit der Frage befassen, wie man die nuklearen Gefahren vor dem Hintergrund einer Vervielfachung der Akteure in den Griff bekommen könne. Heute gebe es nicht mehr nur zwei Atommächte, also die Vereinigten Saaten und Russland, sondern neun. Besonders Indien, China und Pakistan hätten in den vergangenen Jahren massiv aufgerüstet. Hinzu kämen neue Technologien wie Cyber- und Weltraum-Technologien. Diese Faktoren könnten mit Blick auf die Zukunft eine „explosive Mischung“ bedeuten.

Die globalen Machtverhältnisse haben sich verschoben

Auch Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin verwies in diesem Zusammenhang auf eine weltpolitische Veränderung: Während die Debatte in Europa nach wie vor stark von der Abrüstungsarchitektur aus der Zeit des Kalten Krieges geprägt sei, werde das Thema in den Vereinigten Staaten inzwischen auch an anderen Referenz-Punkten festgemacht. Neue Machtrivalitäten zwischen den USA und Russland, aber auch zwischen den USA und China spielten dabei eine Rolle. Hinzu kämen neue Akteure, zum Beispiel Nordkorea.

Die Mitgründerin des Parlamentskreises Atomwaffenverbot, Katja Keul von den Grünen, sieht in Verträgen und auch vertrauensbildenden Maßnahmen das einzige funktionierende Mittel gegen eine nukleare Bedrohung. Dass die Welt durch Atomwaffen sicherer würde, hält die Sprecherin für Abrüstungspolitik für eine naive Annahme. Es gebe kein Szenario, in dem Atomwaffen eingesetzt werden könnten, nur die permanente Bedrohung durch den „beidseitigen Suizid“.

Das Erlebte darf nicht in Vergessenheit geraten

Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Jana Baldus, betonte in diesem Zusammenhang, wie wichtig es sei, weiterhin über das Thema zu sprechen. Gerade bei der jüngeren Generation fehle oftmals ein Verständnis dafür, was eine nukleare Konfrontation überhaupt bedeute. Es sei wichtig, Zeitzeugen wie den Überlebenden von Hiroshima und Nagasaki zuzuhören, um künftig zur Abrüstung beitragen zu können, meinte Baldus.

deutschlandfunk


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