Ilha Grande: Urwaldparadies bei Rio

  27 Februar 2016    Gelesen: 711
Ilha Grande: Urwaldparadies bei Rio
Azurblaues Meer vor dichtem brasilianischen Dschungel und garantierte Erholung: 108 Kilometer Luftlinie von Rio entfernt, verwöhnt die "große Insel“ viele Urlauber. Die dunkle Vergangenheit der Ilha Grande kennen aber nur wenige.
Für viele Rio-Urlauber gehört sie zum absoluten Pflichtprogramm: die Ilha Grande, rund drei Stunden von Rio de Janeiro entfernt, ist eine willkommene Gelegenheit dem Trubel der Strände der Copacabana und Ipanema zu entfliehen. Wer heute mit dem Boot vom Küstenstädtchen Angra dos Reis auf der Ilha Grande (sprich: Ilja Grandi) anlegt, spürt in dem Dörfchen Vila do Abraão – dem Hauptort der Insel - wenig von der dunklen Vergangenheit. Ein paar schnucklige Cafés und Restaurants, manche direkt in den Wellenausläufern gelegen sowie einige Pousadas (Pensionen) unterstreichen den ersten Eindruck direkt im Paradies angekommen zu sein. Abraão, wo das tägliche Leben der Insel stattfindet, gilt als Hauptknotenpunkt der Insel. Direkt hinter dem Örtchen erhebt sich schon der majestätische Dschungel. Ein Eldorado für Wanderer und Naturliebhaber.

In Abraão starten auch die täglichen Touristentouren zu den wunderschönen Stränden der Insel. Autos sind auf der Insel verboten und hätten auch keinen Nutzen. Denn Straßen gibt es keine, nur sandige und matschige Wanderwege. So bleibt Besuchern tatsächlich nur der Fußmarsch, teils durch den unwegsamen Urwald. Schon anstrengend, aber schön. Was am Ende oft wartet? Eine einsame Bucht oder ein verträumter Strand. Zum Beispiel der Lopes Mendes, der bekannteste Strand der Insel und einer der schönsten in ganz Brasilien. Der Wanderweg über 10 Kilometer quer über Insel dauert sportliche sechs Stunden. Bequemer ist es, sich mit einem Taxi-Boot für 50 Real (rund 10 Euro) zu einem benachbarten Strand fahren zu lassen. Von dort führt ein 30-minütiger Wanderweg zu Lopes Mendes.

Genügend Geld mitnehmen

Tropische Säfte, tropische Tiere und tropische Pflanzen: die Tage fliegen auf der Ilha Grande nur davon. Nach zwei oder drei Nächten vergisst man, wie lang man schon auf der Insel ist. Brüllaffen, Papageien, Wasserschildkröten und diverse Schlangenarten sorgen für eine breitgefächerte Tierwelt. Rund 5000 Einwohner wohnen auf der Ilha Grande, viele leben vom Fischfang, doch der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle. Täglich steuern mehre Fähren und Speedboote von Angra dos Reis, Mangaratiba oder Conceição den Pier von Abraão an. Auch mehrere Kreuzfahrtgesellschaften haben die Insel im Atlantik in ihrem Programm. Eine Apotheke und zahlreiche Supermärkte sind vorhanden, einen Geldautomaten oder eine Bank sucht man allerdings vergeblich. Deswegen ist es ratsam genügend Bargeld mitzunehmen. Allerdings ist in fast allen Restaurants das Zahlen mit Kreditkarte möglich.

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Wenig deutet auf die dunkle Vergangenheit des heute so idyllischen Eilands hin. Denn die Ilha Grande war einst so etwas wie das Alcatraz Brasiliens. 1903 wurde dort offiziell ein Straflager gegründet, später das Gefängnis Colônia Penal Cândido Mendes, das ab den 1960er-Jahren Mitglieder militanter linksextremistischer Gruppen beherbergte. Noch extremer wurde es mit dem Aufkommen der großen Verbrecherorganisationen Ende der 70er-Jahre. Das Comando Vermelho (Rotes Kommando), kurz CV genannt, das noch heute einige Armenviertel von Rio de Janeiro kontrolliert, wurde nicht etwa in irgendeiner Favela Rios gegründet, sondern auf Ilha Grande.

Das Alcatraz Brasiliens

Viele wichtigen Entscheidungsträger des CV saßen einst auf Ilha Grande ein, hier wurden die Mordaufträge in und außerhalb des Gefängnisses erteilt, hier wurden Banküberfälle, Drogengeschäfte organisiert, und von hier aus breitete sich das CV aus bis in die Favelas. Der Ort wurde auch deshalb ausgesucht, weil die Flucht von der Insel damals als aussichtslos angesehen wurde, da das Festland 21 Kilometer entfernt liegt. Die organisierte Kriminalität setzte sich von der Ilha Grande wie ein Virus in der brasilianischen Gesellschaft fest. Daran änderte auch die Zerstörung des Gefängnisses im Jahr 1994 nichts. Heute erinnert fast nichts mehr an die dunklen Zeiten. Die Insel ist ein Erholungsparadies für Urlauber – auch aus Europa. Sobald man die Insel betritt, heißt es eigentlich nur noch: sich das Nationalgetränk Caipirinha schnappen und abschalten und genießen.

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