Brennende Autos in Großstädten: Die Täter und ihre Motivation

  27 Februar 2016    Gelesen: 821
Brennende Autos in Großstädten: Die Täter und ihre Motivation
Berlin, Hamburg, Bremen: Fast jeden Tag zünden Brandstifter irgendwo Autos an. Inzwischen sind nicht mehr nur Oberklassewagen darunter. Was ist da los?
Berlin, in der Nacht zum Donnerstag: Unbekannte zünden Autos an, in dieser Nacht sind es vier Stück, drei brennen aus. Hamburg, vergangene Woche: vier brennende Autos, drei davon verkohlt, ein Wagen halb zerstört, und das im feinen Harvestehude. Oder Heilbronn, Ende Januar: fünf in Brand gesteckte Autos im Industriegebiet. Oder Dresden, vor vier Wochen: elf brennende Autos auf einem Parkplatz, der von Pegida-Demonstranten benutzt wurde.

Die Täter werden selten erwischt, aber ab und zu gibt es Hinweise. In Berlin, zum Beispiel, hat sich vor zwei Wochen das nach einem Hausbesetzer benannte "Kommando Klaus-Jürgen Rattay" im Netz zu Wort gemeldet. Man habe mit "dem Verbrennen überflüssiger Luxusautos" darauf aufmerksam machen wollen, worum es "in dieser beschissenen Stadt" gehe, "nur noch um Aufwertung und Geld" nämlich. Kurz zuvor waren in der Hauptstadt an mehreren Orten Autos angezündet worden.

Dutzende schwer beschädigte oder ausgebrannte Fahrzeuge, verteilt übers ganze Land - und das ist nur die Bilanz der vergangenen vier Wochen. Irgendwo brennt in Deutschland derzeit fast immer ein Auto, ob Audi A8 und Mercedes E-Klasse wie in Hamburg oder normale Mittelklassewagen wie in Dresden oder Berlin.

Warum? Wer sind die Täter? Und gibt es Orte, an denen das Risiko für Autobesitzer größer ist als anderswo?

Ist das Risiko für Autobesitzer an manchen Orten größer als an anderen?
Mit diesen Fragen befassen sich Polizei und Verfassungsschutz seit Langem. Der Ermittlungsstatus: Es ist kompliziert. Nur ein relativ kleiner Teil der Brandstiftungen ist demnach politisch motiviert. In Berlin, wo 2014 laut Statistik 242 Brände gelegt und insgesamt 408 Autos zerstört wurden, hatten 53 Fälle einen solchen Hintergrund. Globalisierung, Gentrifizierung, Rassismus, "irgendetwas ist immer", sagt ein Sprecher der Berliner Polizei. Die Warnung des Polizeipräsidenten Dieter Glietsch aus dem Jahr 2008, man sollte mit einem Porsche nicht in Kreuzberg parken, hat es sogar in die internationale Presse geschafft. In Hamburg ist laut Verfassungsschutz jede fünfte Tat politisch motiviert.

Hanse- und Hauptstadt eint, dass es hier wie dort eine bekannte linksautonome Szene gibt. Der gewaltbereite Kern sei zwar klein und verzeichne immer weniger Zulauf, heißt es beim Berliner Verfassungsschutz. Er falle aber durch "Kleingruppenmilitanz" auf: Sehr wenige Leute würden sich heimlich zu Straftaten verabreden.

So wie an jenem Wochenende im Februar, als sich in Berlin einige Tausend Menschen aus der linken Szene versammelten, um zu demonstrieren. Gegen hohe Mieten, dagegen, dass besetzte Häuser geräumt werden. Es wurde laute Musik gespielt, von Balkonen flogen Silvesterraketen, und dazwischen brüllten Vermummte die versammelte Polizei an. Eigentlich ein normales Berliner Demo-Wochenende. Doch dann brannte es gleich an mehreren Orten, 24 Autos wurden allein in dieser Nacht beschädigt, die Scheiben eingeschlagen. Die Täter, geschätzt 20 bis 40 Leute, gingen gezielt vor, sie waren auf Fahrrädern unterwegs und hatten Spitzhacken dabei. Gefasst hat man bis heute keinen.

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