Wegen der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt im US-Bundesstaat Wisconsin entsendet US-Präsident Donald Trump Einheiten der Nationalgarde in die Stadt Kenosha. In Absprache mit dem Gouverneur von Wisconsin, Tony Evers, würden jetzt Bundesbeamte und Nationalgardisten eingesetzt, twitterte Trump. Sie sollten für Recht und Ordnung sorgen sowie "Plünderungen, Brandstiftung, Gewalt und Anarchie" unterbinden. Gouverneur Evers erklärte, er habe der Entsendung von 500 Nationalgardisten nach Kenosha zugestimmt.
In der Stadt in Wisconsin wurden bei Protesten zwei Menschen getötet, als Hunderte Demonstranten wegen der Polizeischüsse auf den 29-jährigen Afroamerikaner Jacob Blake auf die Straße gingen. Den Behörden zufolge war es in den Morgenstunden zu einer Schießerei zwischen Zivilisten gekommen, bei der insgesamt drei Personen getroffen wurden. Ein Mensch erlitt dabei ernste, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Für die beiden anderen kam jede Hilfe zu spät.
Ein Video in den sozialen Medien zeigte, wie mehrere Menschen auf einen Mann mit einem Gewehr zuliefen, während dieser auf sie schießt. Die Polizei nahm inzwischen einen 17-Jährigen in Antioch im benachbarten Bundesstaat Illinois in Gewahrsam. Er sei bereits wegen des Tötungsdelikts formell beschuldigt worden und werde nach Wisconsin überstellt, hieß es. Medien hatten zuvor berichtet, dass ermittelt werde, ob die Schüsse im Zusammenhang mit der Anwesenheit bewaffneter weißer Milizen in der Stadt standen. Wie die "New York Times" schrieb, befand sich in der Nähe einer Tankstelle eine Gruppe bewaffneter Männer, die vorgegeben habe, das Grundstück zu bewachen.
Chaotische Szenen trotz Ausgangssperre
Der jetzige Tweet war die erste Reaktion Trumps seit den Schüssen auf Blake. Polizisten hatten dem Afroamerikaner am Sonntag in Kenosha im Beisein seiner drei Kinder mehrfach in den Rücken geschossen und dadurch schwer verletzt. Über die Hintergründe des Vorfalls wurde bisher nur wenig bekannt. Seitdem kam es täglich zu Protesten in der Stadt.
In den USA sehen viele den Einsatz gegen Blake als das jüngste Beispiel für Rassismus und Polizeigewalt im Land. In Kenosha brannten nach dem Vorfall zwei Nächte in Folge Gebäude und Autos. Der Gouverneur von Wisconsin, der Demokrat Evers, hatte bereits am Dienstag nach den Ausschreitungen den Notstand ausgerufen und eine verstärkte Präsenz der Nationalgarde in der Stadt angeordnet. Trotz einer nächtlichen Ausgangssperre kam es aber auch in der Nacht zu heute zu chaotischen Szenen. Demonstranten warfen in der Nähe eines Gerichtsgebäudes Feuerwerkskörper, Flaschen und andere Gegenstände auf Polizisten, die Tränengas und Gummigeschosse einsetzten.
Das Entsetzen über den Polizeieinsatz ist groß - mehrere prominente Politiker, darunter der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden, verurteilten die Gewalt gegen Blake. Bereits der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis (Minnesota) Ende Mai hatte landesweite Proteste ausgelöst. Die Debatte spielt auch im US-Wahlkampf eine zentrale Rolle. Die Republikanische Partei nahm Blake in das Gebet zum Auftakt des zweiten Tags ihres Parteitags auf.
Kein Mitleid, sondern Wandel
Einige Kugeln sollen seine Wirbelsäule getroffen haben. "Es wird ein Wunder brauchen, damit er wieder laufen kann", sagte Anwalt Crump. Blake haben auch Verletzungen in der Bauch-, Nieren und Leber-Region und ihm seien große Teile des Dickdarms und des Dünndarms entfernt worden, sagte der Anwalt Patrick Salvi. "Er schoss sieben Mal auf meinen Sohn. Sieben Mal!", sagte Jacob Blake Senior. "Als wäre er nichts wert. Aber er ist ein Mensch und er ist etwas wert."
Mutter Julia Jackson sagte unter Tränen, ihr Sohn wäre gegen die Gewalt, wenn er davon wüsste. "Wir brauchen Heilung." Harte Worte kamen von Blakes Schwester Letetra Widman: "Ich bin nicht traurig. Ich bin wütend und erschöpft. Ich habe nicht geweint. Ich habe vor Jahren aufgehört, zu weinen. Ich sehe seit Jahren, wie die Polizei Menschen, die wie ich aussehen, ermordet." Sie wolle kein Mitleid: "Ich will Wandel."
Blakes Mutter forderte mit ergreifenden Worten das Ende von Rassismus in den USA. "Ich wende mich an alle", sagte Julia Jackson am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Kenosha: "Niemand ist dem anderen überlegen." Sie sprach sich gegen gewaltsame Proteste aus.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/rts/dpa
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