Nach Milliardenverlusten in der Coronakrise streicht der US-Unterhaltungskonzern Disney nun 28.000 Jobs in den USA. Spartenchef Josh D'Amaro erklärte in einem Brief an die Mitarbeiter sein großes Bedauern. Aber die Stellenstreichungen seien unvermeidbar. Kostensenkungen, die Aussetzung von Projekten und Rationalisierungen hätten nicht ausgereicht. Die Dauer der Pandemie und die mangelnde Bereitschaft der Regierung in Kalifornien, Beschränkungen aufzuheben, hätten die Situation verschärft.
Von den Stellenstreichungen betroffen sind nach Unternehmensangaben Mitarbeiter in Vergnügungsparks und auf Kreuzfahrtschiffen. Sie hatten wegen der Pandemie weltweit schließen müssen oder mussten abgesagt werden. Die Entscheidung sei durch "die anhaltenden Auswirkungen von Covid-19 auf unser Geschäft" notwendig geworden, erklärte der Konzern. Hinzu komme die "Ungewissheit über die Dauer der Pandemie". Von den durch den Jobabbau betroffenen Mitarbeitern arbeiten laut Disney etwa zwei Drittel in Teilzeit. Stand Ende 2019 hatte das Unternehmen insgesamt 223.000 Mitarbeiter.
Nach dem Lockdown darf der erfolgsverwöhnte Unterhaltungskonzern Mickey-Maus-Konzern seine Parks nur mit einer beschränkten Besucherzahl betreiben. In Kalifornien sind die Parks wegen der rasant gestiegenen Zahl von Corona-Infektionen aber immer noch dicht.
"Wir können einfach nicht verantwortungsbewusst voll besetzt bleiben bei einer so begrenzten Auslastung", sagte Disney-Manager D'Amaro. Demnach besonders wichtig für das Unternehmen ist Disneyland im kalifornischen Anaheim nahe Los Angeles, das 1955 als Mutter aller modernen Freizeitparks eröffnete und jährlich Millionen von Besuchern anzieht. Hinter Disney World in Orlando im südöstlichen Bundesstaat Florida liegt Disneyland bei den meistbesuchten Vergnügungsparks der Welt auf Rang zwei.
Anders als die Disney-Themenparks in Florida, Tokio, Hongkong, Shanghai oder Paris konnte Anaheim bislang noch nicht wieder für Besucher öffnen. Grund dafür sind die Beschränkungen des Bundesstaates zur Eindämmung der Pandemie.
Kalifornien will Vergnügungsparks nicht öffnen
Ursprünglich hätte Disneyland dabei bereits im Juli wieder öffnen sollen. Doch die kalifornischen Behörden durchkreuzten diesen Plan wegen des grassierenden Coronavirus - 805.000 Infektionen wurden dort bislang verzeichnet, so viele wie in keinem anderen US-Bundesstaat.
Auch wenn die Infektionszahlen zuletzt wieder rückläufig waren und eine Reihe von Geschäften für Kunden wieder öffnen durften, bleiben Vergnügungsparks im bevölkerungsreichsten US-Bundesstaat vorerst weiter dicht. Kalifornien hat dabei ein vierstufiges System für die einzelnen Landkreise eingeführt. Orange County - der Landkreis in dem Anaheim und damit auch Disneyland liegt - ist in der zweithöchsten Kategorie.
Disney-Manager D'Amaro, der im Konzern unter anderem für die Freizeitparks verantwortlich ist, beklagte, dass die Unsicherheit für Disney in Kalifornien durch "die Widerwilligkeit des Staates, die Einschränkungen zu lockern", verschärft worden sei. In der vergangenen Woche hatte D'Amaro an Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom appelliert, dem Konzern bei der Wiedereröffnung des Parks zu helfen - oder andernfalls den Verlust tausender Jobs zu riskieren. "Je länger wir warten, umso zerstörerischer werden die Auswirkungen für Orange County und die Anaheim-Gemeinde sein", warnte er.
Selbst in den Landkreisen, die mit Blick auf die Pandemie in der niedrigsten Kategorie eingestuft werden, dürfen Vergnügungsparks derzeit allerdings nicht öffnen. Disneyland hatte deshalb gemeinsam mit den Universal Studios und weiteren Betreibern ähnlicher Parks zuletzt auf die Festlegung einheitlicher Gesundheitsauflagen gepocht, die für eine Wiedereröffnung nötig sind. Auch einige Bürgermeister schlossen sich dieser Forderung an. Gouverneur Newsom hatte zuletzt angekündigt, sich "bald" mit Empfehlungen für die Freizeitparks befassen zu wollen.
Die Coronakrise hat Disney tief in die roten Zahlen gestürzt. Der Konzern erlitt im vergangenen Quartal einen Verlust von 4,7 Milliarden Dollar. Zugleich verbuchte der Konzern einen Anstieg der Nutzer seiner Streaming-Plattformen wie Disney+ und Hulu.
spiegel
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