Häme habe Beck nicht verdient, kommentierte die "Süddeutsche Zeitung". "Er hat sich aufgerieben, wenn es um den Schutz von Minderheiten ging. Dieser politische Hochbetrieb geht nicht spurlos an einem Menschen vorbei. All das rechtfertigt nicht, Drogen zu nehmen, die aus gutem Grund verboten sind. Deshalb ist es auch richtig, wenn er sein Amt als innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion niederlegt. Nicht richtig wäre es jetzt, den Menschen Volker Beck abzuurteilen."
So wie die "Nürnberger Zeitung", die feststellt: "Tagsüber ging es noch um sehr handfeste Substanzen: `Wer Schweinefleisch für einen Wert des Abendlandes hält, ist eine arme Sau!`, machte sich Grünen-Politiker Volker Beck über Befürchtungen der CDU lustig, ein deftiges Stück deutscher Leitkultur könne der allgemeinen Islamisierung des Alltags zum Opfer fallen. Wenige Stunden später war Beck selbst die arme Sau: Polizisten erwischten ihn bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle mit einer `betäubungsmittelsuspekten Substanz`. Nachtragende Freunde des Schweinefleischs dürften sich da in ihrer Überzeugung bestätigt fühlen, dass bodenständige Genüsse vielleicht weniger sexy, aber weitaus bekömmlicher sind."
In die dunkelsten Abgründe begibt sich die "Bild"-Zeitung. Sie titelt: "Grüner mit Hitler-Droge erwischt!".
In vielen Kommentaren liest man indes Bedauern und zwischen den Zeilen auch etwas Bewunderung. So kommentieren die Kollegen des Berliner "Tagesspiegel": "Ja, Beck ist ein Moralist - und er kann kräftig austeilen. Doch ihm das nun spöttisch vorzuhalten, verbietet sich ebenso, wie das Aufkommen von Schadenfreude im Fall von Margot Käßmann falsch war. Nachsicht wiederum, aufgrund privater Schicksalsschläge oder seines Einsatzes für viele gute Anliegen, mag eine verständliche Reaktion sein, bietet aber keine solide Grundlage für das Geltendmachen mildernder Umstände. Gesetzesverstöße müssen auch dann sanktioniert werden, wenn einem der Delinquent sympathisch ist. Wenn andere durch plagiierte Doktorarbeiten ihre Ämter verlieren, kann der Konsum harter Drogen nicht wie ein Kavaliersdelikt behandelt werden. Allerdings: Volker Beck viel Kraft zu wünschen für die Zeit, die jetzt vor ihm liegt, ist ein Gebot der Menschlichkeit."
In der "Osnabrücker Zeitung" heißt es: "Scharfsinnig, aber oft auch spitzfindig kämpfte Volker Beck für die gleichgeschlechtliche Ehe, machte sich polemisch über die Schweinefleisch-Schutzpläne der CDU lustig und stand, so ist zumindest einem alten Aufsatz über Pädophilie zu entnehmen, neben bewusstseinserweiternden auch sexuellen Freiheiten unangenehm offen gegenüber. Nun also gab Beck seine Ämter ab. Er machte dies schnell und ohne zu lamentieren, was Respekt verdient. Eine Erklärung mag sein, wenn auch keine Entschuldigung: Beck hat das richtige Maß auch an anderer Stelle nicht gekannt. Er war Hochleistungspolitiker, hat sich aufgerieben, hat übertrieben, war ständig auf Twitter aktiv, oft auf Reisen, streitlustig, stets ansprechbar. Ein politischer Rockstar, mitsamt den Lastern dieses Genres."
Die "Thüringer Allgemeine" kommentiert: "Beck zeigte sich in der Vergangenheit immer als ein eloquenter Streiter für Dinge, die er als richtig und wichtig erkannt hat. Da kann er in eigener Sache nicht schweigen, wenn er etwas als Fehler erkannt hat, zumal als Bundestagsabgeordneter."
In einem sind sich die Kommentatoren einig: Der Schaden für Becks Partei ist enorm. "Schuldig oder nicht - mit einer politischen Dummheit hat Beck seiner Partei, zehn Tage vor drei wichtigen Landtagswahlen, einen Bärendienst erwiesen", befindet der "Wiesbadener Kurier", und der "Spiegel" schreibt: "Die Grünen werden es um jeden Preis vermeiden wollen, mit einem Streit in den eigenen Reihen zusätzliche Aufregung zu provozieren." Bei der "Zeit" heißt es: "Die Vorwürfe erreichten auch die Grünen-Fraktion erst durch die Medien. Becks Mitteilung überraschte seine Parteikollegen, und das nicht gerade im positiven Sinne." So sieht es auch der "Kölner Stadt-Anzeiger", der konstatiert: "Beck hat einen großen politischen Fehler begangen. Seine Rolle als parteiübergreifend respektierter Elder Statesman seiner Partei, in die er durch seinen Einsatz für die Gleichberechtigung Homosexueller und für die deutsch-jüdische Aussöhnung gerade hineinwuchs, dürfte nun perdu sein."
Die "WAZ" sucht nach einer Erklärung für Becks Drogen-Konsum: "Lange Zeit war er eine feste Größe als Fraktionsmanager, gerade in der rot-grünen Koalition. Bis heute ist er eine politische Galionsfigur für viele Homosexuelle. Seit Jahren kämpfte er für die Rechte von Schwulen und Lesben. Es mag Zufall sein – oder auch nicht –, jedenfalls ist Crystal Meth in der Schwulen-Szene Berlin "in".
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