Johnson erwägt neuen landesweiten Lockdown

  31 Oktober 2020    Gelesen: 411
  Johnson erwägt neuen landesweiten Lockdown

Boris Johnson hatte sich bisher gegen harte Corona-Einschränkungen ausgesprochen. Nun will er einem Bericht der "Times" zufolge auf die Virologen hören, die einen Lockdown empfehlen.

Der britische Premierminister Boris Johnson erwägt im Kampf gegen die Corona-Pandemie einen neuen strengen Teil-Lockdown in England. Die "Times" meldete, dass Johnson die neuen Corona-Maßnahmen am Montag in einer Pressekonferenz ankündigen werde. Demnach solle alles geschlossen werden - abgesehen von lebenswichtigen Geschäften und Bildungseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Universitäten. Die neuen Beschränkungen könnten ab Mittwoch bis 1. Dezember gelten. Die "Times" zitierte eine hochrangige Regierungsquelle, nach der die Maßnahmen diskutiert, aber noch keine endgültige Entscheidung getroffen sei.

Jeder Landesteil in Großbritannien mit seinen insgesamt fast 67 Millionen Einwohnern entscheidet über seine eigenen Maßnahmen in der Corona-Krise. Bislang hatte Johnson sich Forderungen nach Wiedereinführung landesweit geltender Corona-Maßnahmen widersetzt. Nun allerdings wachsen angesichts sprunghaft steigender Fallzahlen die Sorgen, dass die Krankenhäuser überlastet sein könnten.

Den aktuellen Daten zufolge infizierten sich bis Ende vergangener Woche rund 570.000 Menschen in England mit dem Coronavirus, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. In der letzten Woche habe die Zahl der Todesfälle bei durchschnittlich 230 pro Tag gelegen; die Zahl der Menschen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist inzwischen höher als vor dem landesweiten Lockdown im März.

Wissenschaftler zeigten sich überzeugt, dass nun täglich mehr als 50.000 Neu-Infektionen pro Tag in England registriert würden, in den kommenden Wochen müsse täglich mit bis zu 500 mit dem Coronavirus infizierten Toten gerechnet werden.

Johnson hatte Mitte Oktober für England ein dreistufiges System eingeführt, in dem je nach Stufe unterschiedlich scharfe Maßnahmen gelten. In mehreren Regionen im Norden mussten Pubs und Bars teilweise schließen, außerdem sind Treffen zwischen verschiedenen Haushalten untersagt. Kritiker bezeichneten sein Vorgehen als unzureichend. Das wissenschaftliche Beratergremium Sage hatte der Regierung schon vor Wochen einen landesweiten Lockdown empfohlen.

Großbritannien hatte zuletzt im März und April Ausgangsbeschränkungen verhängt. Bürger durften nur noch für wichtige Erledigungen das Haus verlassen. Boris Johnsons selbst war Ende März an Covid-19 erkrankt. Anfangs sprach er auf Twitter von "milden Symptomen". Neun Tage nach dem positiven Befund musste er ins Krankenhaus und wurde sogar auf der Intensivstation behandelt.

spiegel


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