Nobelpreisträger protestieren gegen Wissenschaftspolitik

  10 November 2020    Gelesen: 469
Nobelpreisträger protestieren gegen Wissenschaftspolitik

In Europa drohen Kürzungen von versprochenen Forschungsgeldern. Experten befürchten die Abwanderung einer ganzen Wissenschaftlergeneration.

Eine der wichtigsten Lehren aus der Corona-Pandemie betrifft sicherlich die Bedeutung von Grundlagenforschung. Wissenschaftsförderung muss eine hohe Priorität haben, wenn wir für den Kampf gegen Viren besser vorbereitet sein sollen. Im Grundsatz sieht das auch die Europäische Union so und wollte das Forschungsbudget für das wichtige "Horizon Europe"-Programm schon lange vor der Pandemie aufstocken. Damit werden nicht nur der Europäische Forschungsrat (ERC) finanziert, sondern auch weitere Programme im Bereich der Spitzenforschung.

Im Jahr 2018 sprach die Europäische Kommission von 120 Milliarden Euro, die im Zeitraum von 2021 bis 2027 in die Forschung fließen sollen. Im Vergleich zum Vorgängerprogramm "Horizon 2020", das bald ausläuft und einen Umfang von 80 Milliarden Euro hat, wäre das eine erhebliche Budgetsteigerung gewesen. Doch im Laufe dieses Jahres schrumpfte der Betrag immer mehr zusammen. Zuletzt war von 80 Milliarden Euro die Rede, die für Europas Wissenschaft bereit stehen soll.

Dabei steht die Wissenschaft gerade erheblich unter Druck: Sie soll Lösungswege für die großen Probleme der Gegenwart aufzeigen: Klimawandel, Artensterben oder Pandemie-Bekämpfung. Dazu stehen Europas Forschungsstandorte in Konkurrenz zu Instituten in den USA und immer mehr in Asien.Zusammen mit Wissenschaftlern kämpfen Abgeordnete aus dem Europaparlament nun gegen die geplanten Kürzungen. "Ohne substantielle Erhöhungen der Forschungsprogramme wird der Forschungsstandort Europa gegenüber den USA und China massiv an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine ganze Generation an Forschern wegen fehlender Chancen ins Ausland getrieben wird", sagt Sven Simon von den Christdemokraten. Wie er befürchten auch viele weitere Experten gerade im Bereich der Spitzenforschung Abwanderungen von Wissenschaftlern an attraktivere Standorte.

Der Protest soll Brüssel doch noch zum Einlenken bewegen. Während in diesen Tagen eine Entscheidung über die Höhe der Fördergelder erwartet wird, haben Wissenschaftler einen offenen Brief geschrieben, der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzlerin Angela Merkel für das Thema sensibilisieren soll. "Es wäre ein historischer Fehler, angesichts der epochalen Herausforderungen der Coronavirus-Pandemie, der Klimakrise sowie fortlaufenden technischen und digitalen Revolutionen, die Europäische Union als attraktiven Standort für Spitzenforschung auf Jahre zu schwächen", heißt es in dem Schreiben.

spiegel


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