Lockdown dämmt Kriminalität fast um 20 Prozent ein

  28 November 2020    Gelesen: 718
Lockdown dämmt Kriminalität fast um 20 Prozent ein

Hilft Corona gegen Langfinger? Führt der Sicherheitsabstand zu weniger Taschendiebstählen und mehr Zeit in den eigenen vier Wänden zu weniger Wohnungseinbrüchen? Und wie stark nimmt Gewalt in Beziehung und Familie in der Isolation zu? Sputnik hat bei der Polizei in Berlin und Wien nachgefragt.

Isolation, Vereinsamung, Existenzängste und Aufschiebungen von chirurgischen Eingriffen – das sind nur einige der negativen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen. Vor allem für die Metropolen, in denen Menschenmassen sich auf engem Raum bewegen, hat die Pandemie mit ihren Abständen und zunehmendem Homeoffice aber auch das tägliche Chaos etwas verringert und den achtlosen Umgang abgeschwächt.

Konkret gesprochen: Die Leute drängen sich nicht wie die Irren aus und in die Bahnen, pöbeln sich weniger in den stark frequentierten Straßen an und bedrängen sich nicht in den Schlangen vor den Kassen. Ganz einfach, weil viele den Sicherheitsabstand einhalten wollen oder gar nicht erst aus dem Haus gehen und nicht etwa, weil sie alle bessere Manieren entwickelt hätten.

Aber die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Manieren und Regeln ist was für Soziologen. Eine andere Fragestellung, die sich leichter beantworten lässt, ist aber die: Taschendiebe sind keine Freunde des Sicherheitsabstands, Einbrecher nutzen Urlaube oder Office-Zeiten ihrer Opfer. Wenn der Lockdown diese Möglichkeiten radikal verringert – spiegelt sich das auch in der Kriminalstatistik wider? Mit dieser Frage hat Sputnik die Berliner und die Wiener Polizei kontaktiert – und beide haben die Vermutung bestätigt und noch weitere Fakten genannt.

Rückgang von 18,6 Prozent bei allen Straftaten
„Generell ist ein deutlicher Fallzahlenrückgang um insgesamt 19.235 Vorgänge beziehungsweise 18,6% bei allen Straftaten festzustellen“, antwortet die stellvertretende Pressesprecherin der Polizei Berlin, Erste Kriminalhauptkommissarin Anja Dierschke, auf die Sputnikanfrage. „Da dieser Rückgang sich deutlich von der Entwicklung Anfang des Jahres unterscheidet (+5,6% zum Vorjahreszeitraum) und seit dem Ende wesentlicher Einschränkungen durch die Eindämmungsverordnung nur noch leichte Rückgänge gegenüber dem Vorjahreszeitraum festzustellen sind (-1,2%, Stand 08.09.20), kann dieser Rückgang mit größter Wahrscheinlichkeit auf die Folgen von Covid 19 und diesbezüglich eingeleiteter Maßnahmen zurückgeführt werden.“

Im Falle der Diebstähle ist vor allem der Kraftwagendiebstahl in Berlin um 80 Prozent zurückgegangen, der Taschendiebstahl um 52,6 und Einbrüche in Wohnungen um 48,5 Prozent. Dagegen haben Einbrüche in Kellerräume um 28,8 zugenommen. Die Polizei vermutet: „Die unauffällige Entwicklung vor Covid 19 sowie die inzwischen auch wieder deutlich zurückgehenden Fallzahlen sprechen dafür, dass hier tatsächlich ein relevanter Zusammenhang zu den Eindämmungsmaßnahmen vorliegt. Möglicherweise hat die Abnahme von Tatgelegenheiten des Wohnraumeinbruchs (Anwesenheit der Bewohner) zu einer Verlagerung zum Kellereinbruch geführt.“

Einen starken Abfall von 30,7 Prozent konnten die Beamten auch bei Vermögensdelikten beobachten. „Darunter zählen deutliche Rückgänge bei den Betrugsdelikten (ohne Beförderungserschleichung) um 22,5%. Dieser Rückgang ist deutlich größer als vor (-5,4%) und nach den Eindämmungsmaßnahmen (-8,4%) obwohl durch den Subventionsbetrug im Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen (Stand 14.09.20: 1.867 Vorgänge, Schadenssumme 17,28 Millionen Euro) und Enkeltrickbetrugstaten mit Corona-Legende (bisher 218 Taten) neue Modi Operandi mit Bezug zum SARS-CoV-2-Virus auftraten“, so die Polizei. Eine ähnliche Entwicklung gilt für den öffentlichen Personenverkehr, wo ein Rückgang von Straftaten um 31,1 Prozent zu verzeichnen ist.

Auch gefährliche und schwere Körperverletzungen sind um 14,7 Prozent zurückgegangen, was in starkem Kontrast zur Zunahme am Anfang des Jahres um 9,4 Prozent im Vergleich zu 2019 steht. Allerdings hat sich diese Entwicklung bereits relativiert und die Fallzahlen „liegen jetzt sogar um 13,4% über dem Vergleichsvorjahreszeitraum“.

Einen starken Abfall von 30,7 Prozent konnten die Beamten auch bei Vermögensdelikten beobachten. „Darunter zählen deutliche Rückgänge bei den Betrugsdelikten (ohne Beförderungserschleichung) um 22,5%. Dieser Rückgang ist deutlich größer als vor (-5,4%) und nach den Eindämmungsmaßnahmen (-8,4%) obwohl durch den Subventionsbetrug im Zusammenhang mit Corona-Soforthilfen (Stand 14.09.20: 1.867 Vorgänge, Schadenssumme 17,28 Millionen Euro) und Enkeltrickbetrugstaten mit Corona-Legende (bisher 218 Taten) neue Modi Operandi mit Bezug zum SARS-CoV-2-Virus auftraten“, so die Polizei. Eine ähnliche Entwicklung gilt für den öffentlichen Personenverkehr, wo ein Rückgang von Straftaten um 31,1 Prozent zu verzeichnen ist.

Auch gefährliche und schwere Körperverletzungen sind um 14,7 Prozent zurückgegangen, was in starkem Kontrast zur Zunahme am Anfang des Jahres um 9,4 Prozent im Vergleich zu 2019 steht. Allerdings hat sich diese Entwicklung bereits relativiert und die Fallzahlen „liegen jetzt sogar um 13,4% über dem Vergleichsvorjahreszeitraum“.

sputniknews


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