Ein Jahr der technologischen Superlative

  01 Januar 2021    Gelesen: 294
Ein Jahr der technologischen Superlative

In 58 Folgen wurde 2020 im ntv-Podcast "So techt Deutschland" nach dem Rezept für den Erfolg deutscher Technologie gesucht. Elon Musk, das Silicon Valley oder auch die Digitalisierung waren die großen Schlagworte. Deutschland sei kein Industriemuseum, brachte es E-Scooter-Pionier Florian Walberg auf den Punkt.

Was für ein Jahr 2020 - ein verrücktes Jahr, werden viele sagen. Für viele auch ein schlimmes, furchtbares und teures Jahr. In der Technologiebranche wird es aber sicher als das spannendste Jahr der vergangenen Zeit gelten. Dabei spielt Corona eine wichtige, manchmal aber auch gar keine Rolle. Da bleibt einerseits die Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard und andererseits der Erfolg von Biontech. Gegensätzlicher könnten zwei Tech-Stories aus Deutschland kaum sein.

Im Juni 2020 beantragte Wirecard als erstes Unternehmen aus dem deutschen Vorzeige-Aktienindex Dax ein Insolvenzverfahren - ein unglaublicher Wirtschaftskrimi. Ein hochgelobtes Technologieunternehmen, das es bis in den Dax geschafft hatte und als Hoffnungsträger für Deutschland galt. Nun ist nur noch die Rede von Geheimdiensten und verschwundenen Milliardensummen.

Für viele Experten und Unternehmer eine Katastrophe für den Standort. So auch für Manuel Heyden, Chef und Gründer der Online-Tradingplattform Nextmarkets. Bei ihnen war Wirecard eine der meistgehandelten Aktien auf der Plattform - "long und short", sagt Heyden. Mit einem Skandal lässt sich an der Börse also immer etwas verdienen. Trotzdem ist es für Heyden eine Tragödie auf mehreren Ebenen: "Schlecht für den Standort Deutschland, schlecht für die Regulierungsbehörden und schlecht für die Wirtschaftsprüfer", sagt er rückblickend.

Auch Tech-Investor Christian Angermayer investierte in Wirecard und verlor Geld, erzählt er im Podcast. Er selbst kennt Wirecard aber auch von der Kundenseite und die seien zufrieden gewesen, nur "seien es weniger Kunden gewesen als man dachte". Das Thema Wirecard wäre sicher weiter sehr präsent, wäre da nicht eine besonders schöne Tech-Erfolgsgeschichte 'Made in Germany'.

BNT162b2 - ein Technologie-Märchen aus Deutschland
Das Produkt BNT162b2 wird Biontech im kommenden Jahr in ungeahnte Dimensionen befördern. Das Kürzel steht für den ersten zugelassenen Impfstoff gegen das Coronavirus. Biontech kannte in Deutschland vor der Corona-Krise kaum jemand. Das Unternehmen aber war zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Position. Insidern und Kennern der Biotech-Szene war Biontech natürlich ein Begriff.

2019 wurde die Aktie des Unternehmens an der Technologiebörse Nasdaq gelistet. Damals war das Unternehmen mit einem Marktwert von 3,1 Milliarden Dollar das wertvollste Biotech-Unternehmen Deutschlands. Durch den Impfstoffhype hat sich der Marktwert mehr als verfünffacht. Grundlagenforschung kann sich also lohnen, das zeigt der Biontech-Erfolg.

Deutschland sei "zu schön für Innovationen", sagt Tech-Kenner Mario Herger in "So techt Deutschland". Tech-Märchen wie Biontech zeigen, dass auch in Deutschland richtig gute und erfolgreiche Innovationen möglich sind. Investoren wie SAP-Mitgründer Dietmar Hopp glauben seit Jahren in Biotech-Unternehmen und sehen jahrelang keine Gewinne, bis zu dem einen Tag.

Hopp etwa hat in CureVac investiert, das zweite deutsche Biotech-Unternehmen, das einen Impfstoff entwickelt hat und zurzeit testet. Vermutlich wird CureVac im April seine Zulassung erhalten. Dann werden sich wohl auch die Investitionen von Hopp auszahlen.

Biontech hat durch Corona vermutlich einen Blockbuster hervorgebracht. Blockbuster sind Medikamente, die Milliardenumsätze generieren und das für Jahre. Ob das Virus durch die Impfungen verschwindet, ist fraglich. Von daher könnte der Impfstoff ein Dauerbrenner für das Unternehmen werden.

n-tv


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