Eklat in Iran: “Parlament ist kein Ort für Esel, Affen und Frauen“

  11 März 2016    Gelesen: 1091
Eklat in Iran: “Parlament ist kein Ort für Esel, Affen und Frauen“
Ein iranischer Abgeordneter hat seine weiblichen Kolleginnen beleidigt - jetzt muss er offenbar mit Konsequenzen rechnen. Einige Parlamentarier wollen klagen.
In Iran klagen mehrere weibliche Parlamentsabgeordnete gegen ihren konservativen Kollegen Nader Qazipour. Dieser hatte im Wahlkampf gesagt: "Das Parlament ist kein Ort für Esel und Fohlen, Affen und Frauen."

Qazipour rief seinem Publikum bei der Wahlkampfveranstaltung im vergangenen Monat zu, wenn Frauen gewählt würden, könnten Männer "ihnen Dinge antun und sie blamieren". Jubel im Publikum. Qazipour wurde wiedergewählt.
Der Politiker hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sein Wahlkampfauftritt gefilmt werden und ins Netz gestellt würde. Gleich nach dem Auftritt hatten reformorientierte iranische Medien über seine frauenverachtenden Aussagen berichtet. Der Abgeordnete entschuldigte sich halbherzig: "Ich wurde vom Jubel meiner Anhänger mitgerissen", sagte er. "Ich hoffe, dieses Missverständnis kann aufgeklärt werden."

Der iranische Journalist, der das Video ins Netz gestellt hatte, sei vergangene Woche auf offener Straße von Unbekannten zusammengeschlagen worden, berichtete die britische Zeitung "The Guardian". Das Video von Qazipours Auftritt wurde inzwischen von der US-amerikanischen Memri-Organisation übersetzt. Kritiker werfen der Organisation vor, dass sie einseitig Videos auswähle, die die muslimische Welt in besonders negativem Lichte erscheinen lassen würden.

Konservative Parlamentarierin fordert Konsequenzen

Qazipour steht mit seiner Meinung für einen Teil des konservativen Spektrums der iranischen Gesellschaft. Allerdings sind solch frauenverachtende Kommentare in Iran zunehmend in der Öffentlichkeit inakzeptabel.

Unter Präsident Hassan Rohani kamen mehrere Frauen in Führungspositionen. Bei der jüngsten Parlamentswahl gewannen Frauen 14 von 290 Sitzen, sieben weitere könnten bei Nachwahlen noch ins Parlament einziehen. Insgesamt wenig - aber eine neue Rekordzahl und deutlich mehr als im letzten Parlament, in dem lediglich sieben weibliche Angeordnete saßen. Vor der Parlamentswahl hatte der konservative Wächterrat allerdings viele Kandidatinnen disqualifiziert und bei der Wahl für den Expertenrat sogar alle Kandidatinnen ausgeschlossen.
Mit Qazipours halbherziger Entschuldigung soll der Vorfall nun jedoch nicht abgetan sein. Die Abgeordnete Fatemeh Rahbar sagte der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA, dass mehrere weibliche - und männliche - Parlamentsabgeordnete Beschwerde bei Irans Generalstaatsanwalt, beim Kontrollausschuss und beim Parlamentspräsidenten eingelegt hätten.

Rahbar besteht darauf, dass der konservative Politiker für seine Beleidigungen zur Rechenschaft gezogen wird. "Es wurden Anschuldigungen gegen Frauen erhoben, und Herr Qazipour muss zur Verantwortung gezogen werden", sagt Rahbar, die selbst dem konservativen Lager angehört.

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