Spahn missachtete eigenen Corona-Appell

  26 Februar 2021    Gelesen: 543
Spahn missachtete eigenen Corona-Appell

Einen Tag vor seinem positiven Corona-Test warnt Gesundheitsminister Spahn noch vor der Ansteckungsgefahr bei privaten Treffen. Am Abend nimmt er dann selbst an einem Dinner mit mehr als zehn Personen teil. Gegen Corona-Regeln will er damit aber nicht verstoßen haben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat einen Tag vor seinem positiven Corona-Test im Oktober 2020 an einem Abendessen mit mehr als zehn Teilnehmern in Leipzig teilgenommen. Nach Informationen von ntv handelte es sich bei dem Dinner um ein Sponsorenevent für die CDU, das in der Privatwohnung von Peter Zimmermann stattfand. Zimmermann war früher Regierungssprecher der Landesregierung von Sachsen und Thüringen und gilt als Vertrauter von Spahn.

Für eine Einladung zum Dinner mit dem Minister zahlten Teilnehmer nach ntv-Informationen 10.000 Euro. Das Abgeordnetenbüro von Spahn bestätigte den Termin auf Nachfrage des "Spiegels". Zu etwaigen Spenden äußerte sich Spahns Büro aber nicht. Es habe sich um ein "privates, nicht öffentliches Abendessen" gehandelt. Die damals gültigen Regeln zum Corona-Schutz seien "nach Bestätigung des Gastgebers eingehalten" worden, heißt es. Die Gäste des Abends seien nach dem positiven Test über Spahns Infektion informiert worden.

Teilnehmer bestätigten ntv, dass an dem Abend Abstand gehalten und Maske getragen wurde - allerdings nur, bis die Gäste auf ihren Plätzen gesessen hätten. Nach Bekanntwerden der Coronavirus-Infektion von Spahn einen Tag später ließen sie sich nach ntv-Informationen auch erst peu à peu ebenfalls auf das Virus testen. Über weitere mögliche Infektionen von Teilnehmern ist bisher nichts bekannt. Spahn hatte nach Bekanntwerden seiner Infektion erklärt, das Gesundheitsamt über alle Kontakte informiert zu haben.

Der Gesundheitsminister war am 21. Oktober positiv auf das Coronavirus getestet worden. Zu diesem Zeitpunkt stiegen die Fallzahlen in Deutschland deutlich an. Spahn mahnte die Menschen damals zur Vorsicht: "Wir wissen vor allem, wo es die Hauptansteckungspunkte gibt. Nämlich beim Feiern, beim Gesellig sein, zu Hause privat oder eben in der Veranstaltung, auf der Party, im Klub", sagte er am Morgen des Sponsorendinners im ZDF.

Kurz nach Spahns Corona-Infektion wurde ein Aufenthalt des Ministers wenige Tage vor seinem Corona-Test in einem Berliner Restaurant öffentlich. Ob er sich dort angesteckt hat, konnte er aber nicht sagen. Eine Frau, die ebenfalls dort zu Gast war, warf Spahn öffentlich vor, den Betreiber des Lokals nicht über seine Erkrankung informiert zu haben.

Quelle: ntv.de, mdi/jug/AFP


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