Berlin stoppt Corona-Impfungen mit Astrazeneca für Unter-60-Jährige

  31 März 2021    Gelesen: 490
  Berlin stoppt Corona-Impfungen mit Astrazeneca für Unter-60-Jährige

Das Land Berlin setzt die Corona-Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca für Menschen unter 60 Jahren vorsorglich aus. Das gab Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) bekannt. Sie verwies auf neue Daten über Nebenwirkungen.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern würden am Abend in einer Sondersitzung über den weiteren Umgang mit dem Astrazeneca-Impfstoff beraten, ergänzte Kalayci. Die Ständige Impfkommission wolle eine erneute Empfehlung aussprechen. Außerdem werde eine aktuelle Einschätzung des Paul-Ehrlich-Instituts erwartet.

Auch in München werden bis auf Weiteres keine Menschen unter 60 mehr mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca geimpft. „Aufgrund der aktuellen Entwicklung hat die Stadt entschieden, wie Berlin die Impfungen mit Astrazeneca für Personen unter 60 Jahren vorsorglich auszusetzen, bis die Frage möglicher Impfkomplikationen für diese Personengruppe geklärt ist“, teilte ein Sprecher der Stadt mit.

Unikliniken in NRW für Impfstopp für jüngere Frauen

Die Leiter von fünf der sechs Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen sprachen sich ebenfalls für einen vorläufigen Impfstopp für jüngere Frauen aus. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, heißt es in einem gemeinsamen Brief an den Bundes- und Landesgesundheitsminister, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Zudem empfiehlt das Universitätsklinikum in Köln seinen Mitarbeiterinnen unter 55 Jahren zumeist keine Impfung mit Astrazeneca. Das erklärte ein Sprecher.

Bislang 31 Fälle in Deutschland bekannt

Zuvor hatte der Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen die Impfungen von Frauen unter 55 mit Astrazeneca vorerst gestoppt. Nachdem eine 47-Jährige vergangene Woche gestorben war, sei dem Kreis nun der Verdacht auf eine schwerwiegende Erkrankung einer 28-Jährigen nach der Impfung gemeldet worden, hieß es.

Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts sind in Deutschland bislang 31 Fälle einer Sinus-Venen-Thrombose nach Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca bekannt. In 19 Fällen sei zusätzlich eine Thrombozytopenie gemeldet worden. In neun Fällen war der Ausgang demnach tödlich.

Vor allem Frauen betroffen

Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut Institut alle Meldungen Frauen im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57 Jahre alt. Laut Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instuituts wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767 Zweitdosen von Astrazeneca verimpft.

Der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach sprach sich angesichts der jüngsten Entwicklung dafür aus, die Astrazeneca-Impfungen für alle Menschen unter 55 Jahren zu prüfen. Er begründete dies in der „Rheinischen Post“ mit der Häufung der Verdachtsfälle von Hirn-Venen-Thrombosen.

Lauterbach hatte Bundesgesundheitsminister Spahn (CDU) kürzlich dafür kritisiert, dass dieser nach den ersten Verdachtsfällen die Impfung bis zu einer Prüfung durch die europäischen Arzneimittelbehörde EMA für drei Tage ausgesetzt hatte. Diese hatte nach einer erneuten Prüfung erklärt, der Impfstoff sei sicher. Doch werde in den Hinweisen eine Warnung vor möglichen seltenen Fällen von Blutgerinnseln in Hirnvenen hinzugefügt.

Astrazeneca-Impfstopp für Unter-55-Jährige in Kanada

Auch in anderen Ländern gibt es Bedenken. So werden in Kanada Menschen unter 55 Jahren vorerst nicht mehr mit dem Präparat von Astrazeneca geimpft. Das Expertengremium für die Impfkampagne teilte mit, es gebe wegen potenzieller Risiken eine erhebliche Unsicherheit, was die Vorteile einer Verabreichung des Vakzins an diese Altersgruppe angehe. Die Entscheidung basiere auf den aus Europa bekannt gewordenen Fällen von Blutgerinnseln in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung, hieß es.


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