Ist Asthmaspray neue Geheimwaffe gegen Covid-19?

  12 April 2021    Gelesen: 607
  Ist Asthmaspray neue Geheimwaffe gegen Covid-19?

Bei der Suche nach einem wirksamen Medikament gegen Covid-19 ist den Forschern bisher noch nicht der entscheidende Durchbruch gelungen. Nun legt eine britische Studie nahe, dass Asthmaspray helfen kann.

Ein Asthma-Medikament könnte bei Covid-19-Erkrankungen helfen. Zu diesem Schluss kommen britische Forscher in einer Studie, die im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde. Den Initiatoren der Studie war schon vor einem Jahr aufgefallen, dass unter den chinesischen Covid-19-Patienten nur sehr wenige mit chronischen Atemwegserkrankungen waren. Daraus leiteten sie die Vermutung ab, dass die bei solchen Patienten oft verabreichten Asthmasprays mit Glukokortikoiden für einen milden Krankheitsverlauf sorgen könnten.

Diese Annahme wurde daraufhin in einer Studie im Dezember 2020 mit insgesamt 146 Teilnehmern überprüft. 73 von ihnen erhielten die übliche Behandlung, 73 das Asthmaspray Budesonid. Die Budenosid-Gruppe nahm das Medikament über sieben Tage hinweg zweimal täglich.

Aus der Gruppe, die nicht mit dem Asthmaspray behandelt wurden, mussten elf Teilnehmer wegen der Schwere des Verlaufs ihrer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden (15 Prozent), aus der Budesonid-Gruppe wurden nur zwei Teilnehmer klinisch behandelt (3 Prozent). Außerdem war in der Budesonid-Gruppe der Anteil der Patienten mit Fieber und derer, die mit fiebersenkenden Mitteln behandelt werden mussten, niedriger. Das Arzneimittel reduzierte das relative Risiko für einen schweren Verlauf demnach um 90 Prozent.

Plausible Erklärung

Zu den deutlich sichtbaren Effekten bei der Behandlung der akuten Erkrankung kommt außerdem, dass sich die Budesonid-Patienten schneller wieder erholten, als die Erkrankten, die die Standardtherapie erhielten. Den Selbstauskünften zufolge ging es ihnen bereits nach sieben Tagen wieder besser, die nicht mit dem Asthmaspray behandelten Patienten gaben acht Tage an. Sieben Patienten aus der Budesonid-Gruppe berichteten 14 Tage nach Beginn der Symptome noch über Beschwerden, in der Vergleichsgruppe waren es 21.

Seit vielen Jahren sei bekannt, dass "inhalierte Glukokortikoide eine Verschlimmerung von Asthma durch Virusinfektionen verringern können", fassen die Autoren ihre Erkenntnisse zusammen. Zudem sei in Laborversuchen nachgewiesen worden, dass Budesonid die Vermehrung von Erkältungsviren hemmen könne. Außerdem hat sich das Glukokortikoid Dexamethason bereits bei sehr schweren Covid-19-Verläufen als Medikament bewährt, um die Sterblichkeitsrate zu senken.

In der Asthmatherapie dienen die Kortikoide vor allem dazu, Entzündungen zu lindern. Durch ein Abschwellen der Schleimhäute haben die behandelten Patienten weniger Luftnot. Diese Wirkungsweise ist nach Ansicht der Forschenden auf die Corona-Infektion übertragbar, die ebenfalls mit heftigen Entzündungsreaktionen der Atemwege einhergeht. Durch die Behandlung mit dem Asthmaspray kann die damit verbundene Atemnot oder gar ein Atemversagen verhindert werden. Die Kortikoide haben nur wenige Nebenwirkungen.

"Game Changer" bei Covid-19

"Inhalatives Budesonid ist eine einfache, sichere, gut untersuchte, kostengünstige und weithin verfügbare Behandlung", schreiben die Autoren um Sanjay Ramakrishnan von der britischen Universitätsklinik Oxford. "Die frühzeitige Verabreichung von inhalativem Budesonid reduzierte die Wahrscheinlichkeit, dass dringende medizinische Hilfe benötigt wurde und verkürzte die Zeit bis zur Genesung nach einer Covid-19-Erkrankung." Die Daten aus dieser Studie deuten auch auf eine potenziell wirksame Behandlung hin, um die langfristige Morbidität durch anhaltende Covid-19-Symptome zu verhindern. Weil das Medikament die Lungen widerstandsfähiger mache, könnten Spätfolgen der Covid-19-Erkrankungen besser abgefangen werden. Dazu müssten jedoch noch weitere Studiendaten erhoben werden.

In einem Statement auf Twitter zeigte sich der SPD-Bundestagsabgeordnete und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begeistert von den Studienergebnissen: "Meines Erachtens ein 'Game Changer', weil die Studie gut gemacht wurde", schrieb er. Er kenne "einige Ärzte, die bereits diese Strategie verfolgen. Ich würde dies als Hausarzt auf Grundlage der vorliegenden Daten, ohne Kontraindikation, auch tun."

Quelle: ntv.de, sba


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