Warum Frauen öfter Hunger leiden als Männer

  07 Oktober 2015    Gelesen: 695
Warum Frauen öfter Hunger leiden als Männer
Frauen leiden häufiger unter Mangelernährung als Männer - sie machen 70 Prozent der hungernden Bevölkerung aus. Das liegt daran, dass sie aufgrund ihres Geschlechts sozial und wirtschaftlich diskriminiert werden. Helfen könnte mehr Gleichberechtigung.
Bei 1,6 Milliarden Frauen auf der Welt kommt täglich das Gleiche auf den Teller: Mais, Maniok-Wurzel oder Reis. Es macht sie geradeso satt - aber nicht lange. Und es fehlt in jeder Mahlzeit, was für ein gesundes Leben essenziell ist: Vitamine, Mineralstoffe und Proteine aus Gemüse, Obst und tierischen Nahrungsmitteln. Diese Mangelernährung heißt auch "stiller Hunger" und kann lebensbedrohlich sein. Weltweit leiden darunter zwei Milliarden Menschen. Etwa 70 Prozent, also die deutliche Mehrheit, sind Frauen und Mädchen. Besonders hoch ist ihr Anteil in Subsahara-Afrika sowie in Südostasien.

Frauen müssen essen, was übrig bleibt

Erstere, die Diskriminierung als Frau, beginnt häufig bereits in der Familie. In Indien beispielsweise wird Mädchen schon mit ihrer Geburt ein niedrigerer sozialer Status zugewiesen als Jungen. Das wirkt sich auch auf die Zuteilung der Nahrung aus. Die Mädchen müssen essen, was übrig bleibt - und das ist häufig nicht nur weniger, sondern auch von minderer Qualität als das Essen der männlichen Familienmitglieder.

Frauen arbeiten zu viel und verdienen zu wenig

Die Diskriminierung als Kleinbäuerin gründet auf den schlechten Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen vieler Frauen in Afrika und Südostasien. Zwar spielen sie in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle: In Ägypten stellen sie mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskraft, in Südostasien bis zu 90 Prozent der Arbeitskräfte für die Reisproduktion. Trotzdem befanden sich laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) im Jahr 2011 mehr als die Hälfte aller beschäftigten Frauen in informellen und unsicheren Arbeitsverhältnissen.

Frauen besitzen kaum eigenes Land

Hinzu kommt, dass die Zahl der allein von Frauen geführten Haushalte aufgrund von Bürgerkriegen und Krankheiten wie Aids oder Malaria zwar stetig steigt, die Besitzverhältnisse in den betroffenen Ländern aber weiterhin sehr ungleich geregelt sind. Weltweit befinden sich nach Angaben der UN-Landwirtschaftsorganisation (FAO) nur ein Fünftel der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Frauenbesitz, nicht einmal zehn Prozent sind es in Nord-, West- und Zentralafrika sowie in Indonesien, Nepal und Bangladesch. Dabei würde sich laut Studie der Frauenbesitz von Land unmittelbar positiv auf die Ernährungslage der Familie auswirken, da die Frauen so selbst entscheiden könnten, welche Pflanzen sie zum Verkauf anbauen und welche für den Eigenbedarf benötigt werden.

Wie begegnet man also dem Problem der "doppelten Diskriminierung", das in vielen Gegenden die Mangelernährung von Frauen bedingt und diese folglich auch mindern könnte?

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