Der CL-Finalist, den es nicht geben sollte

  05 Mai 2021    Gelesen: 828
  Der CL-Finalist, den es nicht geben sollte

Noch nie stand Manchester City im Finale der Champions League. Diesen Makel hat das Milliarden-Ensemble nun endlich getilgt. Fußballerisch absolut verdient, aber dennoch bleibt der Schatten der unbestraften Verstöße gegen das Financial Fairplay.

Für Trainer Josep Guardiola ist die Sache natürlich völlig klar. Seine Mannschaft, die von Manchester City, steht absolut verdient im Finale der Champions League, bekannte er nach dem erfolgreichen Halbfinale gegen Paris St. Germain (2:0) am Dienstagabend. "Dieser Erfolg war auch darin begründet, was wir in den letzten vier Jahren gemacht haben." Nachdem es zuvor reihenweise Laufpässe im Viertelfinale gegeben hatte, geht es in diesem Jahr, am 29. Mai in Istanbul, endlich um die wichtigste Trophäe im europäischen Vereinsfußball.

Zum ersten Mal greifen die "Skyblues" dann nach dem Henkelpott. Und auch der katalanische Coach kann eine lange Sehnsucht befriedigen, schließlich musste er zehn Jahre warten, ehe er wieder um die Krone in Europa spielen darf. Damals triumphierte er mit der legendären Mannschaft des FC Barcelona um Lionel Messi, Andrés Iniesta und Xavi ausgerechnet gegen City großen Rivalen Manchester United. Und ganz egal, ob es am 29. Mai in Istanbul gegen Real Madrid oder den FC Chelsea geht (21 Uhr im Liveticker bei ntv.de), Man City wird der Favorit sein. Guardiola winkt der dritte Königsklassen-Triumph als Trainer (beide mit dem FC Barcelona), als Spieler hatte er den Europapokal der Landesmeister einmal gewonnen. Natürlich auch mit Barça.

So völlig klar die Sache für den Katalanen ist - und natürlich auch für all jene Menschen, die ganz nüchtern auf die erstaunliche Dominanz und Kraft der Fußballer aus Manchester schauen -, so unverdient ist der Einzug von Manchester City ins Endspiel für all jene, die für Gerechtigkeit im Profifußball kämpfen. Für all jene, die an Gerechtigkeit glauben. Denn eigentlich hätte der Klub in dieser Saison (und auch nicht in der nächsten) an diesem Wettbewerb teilnehmen dürfen. So hatte die UEFA am 14. Februar des vergangenen Jahres entschieden.

"Schwerwiegende Verstöße" gegen das FFP

Der Verein habe "schwerwiegende Verstöße" gegen die Regularien des Financial Fairplay begangen, teilte der Verband damals zum Urteil mit. Manchester City habe etwa zwischen 2012 und 2016 Einnahmen von Sponsoren überbewertet und dem europäischen Verband so falsche Informationen übermittelt. Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan, der Klubbesitzer, soll dabei Fehlbeträge in Höhe von mehreren Millionen Euro aus seinem Privatvermögen ausgeglichen haben. Das ist durchaus erlaubt, aber nur in einem sehr geringen Maß.

Der Verein hatte damals wütend und aggressiv auf das Urteil reagiert. Der Fall sei von der UEFA initiiert, juristisch verfolgt und beurteilt worden, kritisierte Man City. Nach diesem "vorverurteilenden Prozess" ging der Fall auf Wunsch des Klubs vor den Internationalen Sportgerichtshof (Cas). Und der hob das Urteil schließlich auf. Der Europa-Bann - nichtig. Die Beweise seien unzureichend oder die Taten verjährt, begründete der Cas sein Urteil. Das Echo der Sportwelt: unverständlich, das Konzept Financial Fairplay gescheitert.

Nun ist die Sache eben völlig klar. Manchester City spielt juristisch betrachtet völlig legal in der laufenden Runde mit. Die Mannschaft, die einen Kader-Gesamtwert von 1,03 Milliarden Euro (!) hat, verdient sich mit ihrer beeindruckenden Spielweise - unter anderem in drei von vier Halbzeiten im Halbfinale gegen Paris St. Germain - Anerkennung, aber keine Liebe. Und wird sie den Henkelpott gewinnen, dann freuen sich die Spieler. Und der Trainer. Und womöglich freuen sich einige für den international durchaus beliebten Trainer mit. Mehr Theater-Applaus, als Festival-Eskalation. Ein erkaufter Sieg. Am Transfermarkt. Und in der Bilanz. Schöne (nein!) neue Fußball-Welt. Ein kleiner Einblick in das, was mit der Super League gewesen wäre.

Tatsächlich gehörte City ja zu den zwölf Gründungsmitgliedern der (vorerst) mal krachend gescheiteren Elite-Liga der Superreichen. Aber anders als beispielsweise beim Stadtrivalen United oder aber beim FC Liverpool gab es kaum Proteste der Fans (dort waren sie heftig und wütend) gegen die geplante Teilnahme des Klubs an dem Projekt, dass den europäischen Fußball nachhaltig verändert hätte? Aber warum eigentlich? Weil der Erfolg da ist? Und, weil es im modernen Fußball um eben nichts anderes geht? Selbst, wenn dafür an entscheidenden Stellen hart getrickst wird?

Quelle: ntv.de


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