Forscher suchen Aliens, die uns beobachten
Gemeint ist das Aufspüren von fernen Planeten mittels Unregelmäßigkeiten in der Helligkeit der Sterne, die sie umkreisen. Das funktioniert so: Zieht ein Planet genau auf der Sichtachse zwischen Erde und seinem Stern vorbei, verdunkelt er aus unserer Sicht bei diesem sogenannten Transit das Licht seines Heimatsterns minimal. Das Prinzip ist dasselbe wie bei einer Sonnenfinsternis: Bei dieser schiebt sich der Mond zwischen Erde und Sonne und verdunkelt die Sonne zum Teil oder komplett. Bei vielen Lichtjahre entfernten Sternen beobachten wir dies quasi im mikroskopischen Maßstab.
Ferne Sterne mit eigenen Planeten "flimmern" daher - jedenfalls, wenn wir den richtigen Blickwinkel auf sie haben. Nach genau solchen flimmernden Sternen sucht seit 2009 das Weltraumteleskop Kepler - und hat bereits mehr als 2000 Exoplaneten in den Tiefen des Alls entdeckt. Astronomen hoffen, darunter auch bewohnte Planeten zu finden. Einige mögliche Kandidaten konnten bereits aufgespürt werden. Gewissheit dürfte in Zukunft jedoch erst die Technik der "Transitspektroskopie" bringen - die Untersuchung der Atmosphären ferner Planeten. Enthält die Atmosphäre eines Exoplaneten etwa viel Sauerstoff, wäre dies ein starker Hinweis auf außerirdisches Leben.
Versuchen Außerirdische bereits, uns zu kontaktieren?
Im Umkehrschluss könnten Außerirdische dieselbe Methode verwenden, um ihrerseits nach anderen Lebensformen im All zu suchen. Das sagen die beiden Forscher René Heller und Ralph E. Pudritz vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen und von der McMaster Universität in Kanada. Und möglicherweise haben die Alien-Astronomen uns bereits entdeckt.
Aber wie kann unsere Suche nach Außerirdischen davon profitieren? Heller und Pudritz nehmen an, dass unsere außerirdischen Entdecker vielleicht schon eine Nachricht an uns losgeschickt haben - in Form von Radio- oder Fernsehwellen. Diese müssen wir nur noch aufspüren. Hier kommt eine weitere Methode der Alien-Suche zum Zuge: das Abhören des Sternenhimmels nach künstlichen Funksignalen, auch bekannt unter dem Namen SETI (Search for Extraterrestrial Intelligence). Diese hat bisher zwar noch nicht zum Erfolg geführt, aber Heller und Pudritz glauben, dass dies passieren eher würde, wenn man nur an der richtigen Stelle sucht.
Mit ihren Überlegungen meinen sie, die richtigen Stellen ausfindig gemacht zu haben: jene Bereiche in unserer stellaren "Nachbarschaft", von denen aus der Transit der Erde vor der Sonne beobachtet werden kann (siehe Grafik). Dabei berücksichtigt die Studie der beiden Forscher auch die nötige Dauer eines Erdtransits, damit Alien-Forscher mittels "Transitspektroskopie" ihrerseits auf Leben auf unserem Planeten schließen zu können.
Rund 100.000 Sterne kämen in Betracht
"Der Kern unserer Strategie liegt darin, dass sie den Suchbereich auf einen sehr kleinen Teil des Himmels eingrenzt. So könnten wir bereits innerhalb der Zeitspanne eines Menschenlebens herausfinden, ob es außerirdische Astronomen gibt, die uns sehen können und versuchen, uns zu kontaktieren", sagt Max-Planck-Forscher Heller. Mit dieser gezielten Suche würde die Datenmenge zudem enorm reduziert.
Die Forscher haben außerdem eine Liste von 82 bisher bekannten Sternen zusammengetragen, die für eine genauere Untersuchung infrage kämen. Diese sollen nach ihren Vorstellungen bei SETI die höchste Priorität erhalten. Allerdings gehen Heller und Pudritz davon aus, dass es insgesamt sogar etwa 100.000 Sterne in Sonnennähe geben könnte, deren Planeten Bewohner beherbergen, die uns bereits entdeckt haben könnten. Und sollten diese nicht viel weiter als 100 Lichtjahre von der Erde entfernt sein, könnten die außerirdischen Forscher aufgrund unserer Radio- und Fernsehsignale bereits bemerkt haben, dass auf der Erde ebenfalls eine technisch hochentwickelte Zivilisation lebt.