Der Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat das Fehlen lokaler Impfdaten bemängelt und befürchtet daher, dass es örtlich neue Corona-Wellen geben könnte. "Wir erheben nicht ausreichend gut, wo die Menschen leben, die geimpft werden", sagte Lauterbach in der ARD. So könne man nicht erkennen, wo genügend Menschen geimpft seien und wo nicht. Dort, wo die Impfquote nicht hoch genug sei, drohten im Herbst Ausbrüche und lokale vierte Wellen, so der Gesundheitspolitiker.
Grund für ungenaue Zahlen zu Geimpften auf lokaler Ebene sind laut Bundesgesundheitsministerium unterschiedliche Meldepflichten bei Impfzentren und Arztpraxen. Letztere übermitteln ihre Daten demnach nicht täglich, sondern erst mit der Quartalsabrechnung an die Kassenärztliche Vereinigung. Lauterbach und der Epidemiologe Oliver Razum von der Universität Bielefeld forderten daher Zahlen zum Impffortschritt auf lokaler Ebene, um Impflücken zu erkennen. Dann könne man dort gezielt Impfangebote schaffen, erklärte Lauterbach.
Dem aktuellen Impfquotenmonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge haben mehr als 35,3 Millionen Menschen in Deutschland eine Impfserie begonnen, das entspricht einer Quote von 42,5 Prozent. Die Quote nach Komplettimpfungen liegt bei 17,6 Prozent, also mehr als 14,6 Millionen Personen. Je nach Bundesland variiert der Impffortschritt deutlich: Laut RKI liegt das Saarland im Ranking nach begonnenen Impfserien vorn, Sachsen ist Schlusslicht.
Eine verfälschte Datenlage zum Infektionsgeschehen aufgrund mutmaßlicher Betrugsfälle in Teststationen schließt Lauterbach derweil aus. "Nein, die möglichen Betrugsfälle haben das Infektionsgeschehen nicht verfälscht. Die Antigen-Schnelltests haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die Fallzahlen nun so stark sinken", sagte Lauterbach der "Rheinischen Post".
Durch den flächendeckenden Einsatz von Antigen-Schnelltests habe man die Superspreader, die bei der Variante B.117 etwa 10 Prozent aller Infizierten ausmachen würden, sehr gut und zuverlässig identifizieren können. "Ein Superspreader kann bis zu 15 weitere Personen anstecken, sie sind daher Treiber der Pandemie", erklärte Lauterbach.
Quelle: ntv.de, cri/dpa/rts
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