Schlepper planen neue Routen nach Italien

  27 März 2016    Gelesen: 1132
Schlepper planen neue Routen nach Italien
Für Tausende Flüchtlinge gibt es auf der Balkanroute kein Durchkommen mehr, doch das Geschäft der Schlepper boomt weiter. Sie bereiten längst neue Routen in Richtung EU vor - und die könnten weitaus gefährlicher werden, als die Ägäis-Überfahrt.
Nachdem die Balkanroute für Flüchtlinge geschlossen ist, bereiten Schlepper offenbar neue Routen über das Mittelmeer nach Italien vor. Wie Recherchen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS".) ergaben, soll das Geschäft bereits in der ersten Aprilwoche in großem Stil beginnen. Ausgangspunkte für Überfahrten mit Fischkuttern und kleinen Handelsschiffen sollen der türkische Badeort Antalya, die türkische Stadt Mersin nahe der syrischen Grenze und die griechische Hauptstadt Athen sein.

Die Flüchtlinge würden angewiesen, unter Deck zu bleiben, bis die Schiffe internationale Gewässer erreicht hätten, heißt es unter Berufung auf Schleuser, deren Handynummern laut "FAS" bei Facebook stehen. Eine Fahrt koste demnach zwischen 3000 und 5000 Euro. Manche Schlepper wollten zwei Fahrten wöchentlich anbieten, einer habe sogar vor, bis zu 200 Personen in ein Schiff zu zwängen.

Die Fahrt ist deutlich teurer, als von der Türkei aus auf die griechischen Inseln in der Ägäis überzusetzen. Aber wer jetzt noch auf den griechischen Inseln ankommt, wird wieder in die Türkei zurückgeschickt. Die Nachfrage nach neuen Routen steige seit Wochen, heißt es in dem Bericht. Und die Bereitschaft der Menschen, auch größere Risiken in Kauf zu nehmen, ist ungebrochen.

Über 350 Tote seit Jahresbeginn

Seit Jahresbeginn haben nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration mehr als 130.000 Menschen über die Türkei die EU erreicht, 350 Menschen starben auf dem Weg. Immer wieder kentern Schleuserboote bei schwerem Seegang in der Ägäis. Auf die Nato-Patrouillen reagierten die Schleuser zuletzt mit gezielten Ausweichmanövern.

Die 20 bis 40 Flüchtlingsboote pro Tag suchten sich nach Angaben eines Nato-Kommandeurs ihre Routen danach aus, wie der Nato-Verband mit seinen sieben Schiffen aufgestellt sei. Die Patrouillen sollen deshalb vom Seegebiet rund um Lesbos auf die gesamte Ägäis ausgeweitet werden.

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