Ausfall russischen Gases kann Deutschland überstehen

  23 Februar 2022    Gelesen: 1242
  Ausfall russischen Gases kann Deutschland überstehen

Die eskalierte Ukraine-Krise lässt die Sorge vor einer Verknappung der Gasimporte aus Russland wachsen. Der Branchenverband der Speicherunternehmen INES geht allerdings davon aus, dass die deutsche Gasversorgung in den kommenden Tagen und Wochen einen Ausfall aller russischen Importe unter bestimmten Umständen überstehen könnte.

Bedingung sei, dass die Temperaturen weiterhin mild blieben und ausreichend Flüssig-Erdgas (LNG) für den EU-Binnenmarkt verfügbar sei, erklärte Sebastian Bleschke, Geschäftsführer der Initiative Energien Speichern (INES).

„Da eine solche Situation in der Vergangenheit bislang noch nicht aufgetreten ist, bleibt allerdings eine gewisse Unsicherheit bestehen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Füllstände der Speicher in Deutschland hätten am vergangenen Sonntag bei rund 31 Prozent gelegen.

„Die Füllstände sind also weiterhin sehr niedrig, aber nicht mehr historisch tief.“

Laut INES gibt es in Deutschland 47 Untertagespeicher, die von rund 25 Firmen betrieben werden. Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Sie ergänzen den laufenden Gasbezug aus dem Pipeline-Import. Die größten Importländer sind Russland, Norwegen und die Niederlande.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat einen Ausgleich für Preisanstiege bei Gas in Aussicht gestellt. „Was die kurzfristigen Preisanstiege und die Belastung für Verbraucher und Unternehmen angeht, werden wir Entlastung an anderer Stelle schaffen“, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk.

„Wir können ja kaum in den Weltmarktpreis eingreifen, bei Gas oder bei Öl. Wir werden aber die EEG-Umlage abschaffen. Wir werden sozialpolitisch gegenhalten.“

Das Wichtigste sei zunächst, dass Deutschland genug Gas habe, sagte Habeck. Dafür sei mit vielen Vorbereitungen gesorgt. Die Gasversorgung sei daher sicher. Auf die Frage, ob Deutschland komplett auf russisches Gas verzichten könne, sagte Habeck: „Ja, kann es.“

Ende Januar hatte die „Welt“ unter Berufung auf Experten berichtet, dass Deutschland Schwierigkeiten hätte, am Weltmarkt ausreichend Ersatz für womöglich ausbleibende russische Energielieferungen zu bekommen. Norwegens Regierungschef Jonas Gahr Store hatte Anfang des Jahres deutlich gemacht, dass sein Land nicht mit Gaslieferungen einspringen könnte, wenn etwa die Ostseepipeline Nord Stream 2 scheitern sollte.

Deutschland importiert mehr als die Hälfte seines Erdgases aus Russland. In dieser Woche hat die Bundesregierung wegen der Eskalation der Ukraine-Krise das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 vorläufig gestoppt.

snanews


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