In Kiew sind Explosionen zu hören

  25 Februar 2022    Gelesen: 669
In Kiew sind Explosionen zu hören

Die russischen Truppen rücken an mehreren Fronten weiter vor. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs plant Russland unter anderem einen Korridor in die Separatistenregion Transnistrien in der Republik Moldau. Doch das Hauptziel des Angreifers ist wohl Kiew. Am frühen Morgen gibt es dort mehrere Explosionen.

Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind am Freitagmorgen laute Explosionen hörbar gewesen. Dem Berater des ukrainischen Innenministers, Anton Heraschtschenko, zufolge haben ukrainische Streitkräfte ein feindliches Flugobjekt über Kiew abgeschossen. Die Trümmer seien in ein Wohnhaus gestürzt und hätten dieses in Brand gesetzt, schreibt Heraschtschenko bei Telegram. Noch sei unklar, ob das Flugzeug bemannt war. Der Kiewer Stadtverwaltung zufolge wurden drei Menschen seien verletzt. Bürgermeister Vitali Klitschko veröffentlichte bei Telegram ein Video, das Brände in mehreren Etagen des Gebäudes zeigte. Feuerwehrleute waren vor Ort. Einer der Verletzten sei in einem kritischen Zustand, schrieb er. Erst am Vortag hatten russische Luftangriffe die Hauptstadt getroffen, die Menschen suchten unter anderem in U-Bahnhöfen Schutz. Russische Truppen standen am Donnerstagabend bereits vor den Außenbezirken der Hauptstadt.

Nach Einschätzung des ukrainischen Generalstabs ist die russische Armee bereits mit einem großen Teil ihrer versammelten Truppen in die Ukraine vorgestoßen. Ein Militärsprecher nannte die Zahl von 60 taktischen Bataillonsgruppen (BTG) aus Russland. Das sind hochflexible und schnelle Kampftruppen mit 600 bis 1000 Soldaten. Die russische Armee hatte nach ukrainischen Angaben etwa 90 solcher Gruppen für die Invasion zusammengezogen.

Ziel soll Blockade von Kiew sein

Der Gegner konzentriere seine Truppen in den Gebieten Charkiw und Donezk im Osten sowie im Süden, sagte der Sprecher. Hauptziel scheine zu sein, die Hauptstadt Kiew zu blockieren. Außerdem wollten die gegnerischen Truppen einen Landkorridor von der Halbinsel Krim zu den Separatistengebieten im Osten herstellen, sagte der Sprecher in Kiew. Weiteres Ziel sei ein Korridor in die an die Ukraine angrenzende Separatistenregion Transnistrien in der Republik Moldau. Es gebe Kämpfe in der südukrainischen Region Cherson.

Die russische Armee habe versucht, 200 Mann ihrer Luftlandetruppen auf dem Flugplatz Gostomel westlich von Kiew abzusetzen, sagte der Generalstabssprecher. Der ukrainischen Armee sei es gelungen, die Landung des Hauptkontingents abzuwehren. Bis in den Donnerstagabend hinein habe es Kämpfe mit der russischen Vorhut gegeben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte in einer Videobotschaft in der Nacht zu Freitag vor russischen Saboteuren, die angeblich bereits in Kiew eingedrungen seien.

Zuvor zitierte die Nachrichtenagentur AFP einen westlichen Geheimdienstvertreter, demzufolge Russland die "vollständige Lufthoheit" über die Ukraine erlangt habe. Die Ukraine verfüge nun über keinerlei Luftabwehrkapazitäten mehr, sagte der Geheimdienstvertreter in Brüssel. Nun wolle die russische Armee eine "überwältigende Macht" rund um die Hauptstadt Kiew zusammenziehen. Von offizieller Seite gab es dafür bislang keine Bestätigung.

Selenskyj ruft Generalmobilmachung aus

In einer Videobotschaft in der Nacht zum Freitag sagte Selenskyj, dass auf ukrainischer Seite bislang 137 Soldaten und Zivilisten getötet sowie 316 Menschen verletzt worden seien. Selenskyj ordnete eine allgemeine Mobilmachung an, nachdem er zuvor bereits eine Teilmobilmachung von Reservisten ausgerufen hatte. Das Staatsoberhaupt habe ein entsprechendes Dekret unterschrieben, meldete die Agentur Unian unter Berufung auf das Präsidialamt in Kiew. Die Anordnung gilt demnach 90 Tage und sieht die Einberufung von Wehrpflichtigen und Reservisten vor. Wie viele Männer betroffen sein werden, sagte Selenskyj nicht. Nach ukrainischen Behördenangaben dürfen zudem männliche Staatsbürger im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land nicht verlassen.

Quelle: ntv.de, uzh/ino/dpa/AFP


Tags:


Newsticker