China schießt letztes Modul seiner Raumstation ins All

  31 Oktober 2022    Gelesen: 686
  China schießt letztes Modul seiner Raumstation ins All

Die Volksrepublik China gehört mittlerweile zu den großen Weltraummächten - nun steht auch die Raumstation "Tiangong" kurz vor der Fertigstellung - das letzte Modul wird ins All geschossen. Sie soll in den nächsten Jahren dauerhaft besetzt sein. Aber China will noch weiter hinaus.

China steht kurz vor der Fertigstellung seiner Raumstation "Tiangong". Eine Rakete vom Typ Langer Marsch 5B startete vom Weltraumbahnhof Wenchang mit dem dritten und letzten Modul der Raumstation ins All, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Die Raumstation "Tiangong", deren Name übersetzt "Himmelspalast" lautet, ist Teil von Chinas ehrgeiziger Weltraum-Strategie, die auch eine bemannte Mond-Mission vor Ende dieses Jahrzehnts vorsieht.

Die Rakete mit dem Modul namens "Mengtian" - zu Deutsch etwa "Himmelsträume" - startete um 15.27 Uhr Ortszeit (08.27 Uhr MEZ) von dem Weltraumbahnhof auf der chinesischen Tropeninsel Hainan, wie der staatliche Sender CCTV berichtete. Weltraum-Enthusiasten und Amateurfotografen verfolgten das Schauspiel von einem nahegelegenen Strand.

Der Kommandeur des Weltraumbahnhofs Wenchang, Deng Hongqin, sagte im Kontrollraum umgeben von begeisterten Kollegen, der Raketenstart sei ein "kompletter Erfolg" gewesen. Die Rakete mit dem neuen Modul habe die vorgesehene Umlaufbahn erreicht, die Mission verlaufe "normal".

Hochpräzise Atomuhr mit an Bord

Das Modul "Mengtian" vervollständigt die knapp 18 Meter lange, T-förmige Raumstation "Tiangong". Das neue Modul ist mit hochmoderner Forschungsausrüstung ausgestattet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Dazu zähle auch die erste im All stationierte sogenannte kalte Atomuhr. Im Erfolgsfall werde diese "das präziseste Zeit- und Frequenzsystem im Weltraum sein, das in hunderten Millionen von Jahren nicht eine Sekunde verliert", zitierte Xinhua Zhang Wei von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Die Raumstation "Tiangong", für deren Aufbau insgesamt elf Weltraummissionen nötig waren, soll mindestens zehn Jahre lang in Betrieb sein. Nach ihrer Fertigstellung soll sie ständig besetzt sein. Dreiköpfige Taikonautenteams sollen sich dabei abwechseln, auf der Raumstation wissenschaftliche Experimente vorzunehmen und neue Technologien zu testen.

Derzeit hält sich ein Team aus zwei Männern und einer Frau für sechs Monate in der Raumstation auf. Zu ihnen sollen drei weitere Taikonauten stoßen, um die Raumstation bis Ende des Jahres fertig zu montieren. Zu Chinas Entscheidung, eine eigene Raumstation zu errichten, hatte die Weigerung der USA beigetragen, der Volksrepublik Zugang zur Internationalen Raumstation ISS zu gewähren. 

"Tiangong" ist Teil einer ehrgeizigen Weltraum-Strategie Chinas, mit der die Volksrepublik zu den USA und Russland aufschließen will. Dazu hat sie in den vergangenen Jahren Milliardensummen in ihre Raumfahrtprogramme gesteckt. Kommendes Jahr will China das Weltraumteleskop Xuntian ins All schicken.

China sammelt Weltraum-Erfolge

2003 hatte China seinen ersten Raumfahrer ins All geschickt, 2019 brachte es ein unbemanntes Raumfahrzeug auf die von der Erde abgewandte Seite des Mondes. 2020 sammelte eine chinesische Mondsonde Gesteinsproben von dem Erdtrabanten, 2021 landete ein Mars-Roboter der Volksrepublik auf dem Roten Planeten. 2029 will die chinesische Regierung erstmals Menschen zum Mond schicken.

Die Fertigstellung der chinesischen Raumstation bezeichnete der Analyst Chen Lan von der Website Go-Taikonauts.com als "sehr bedeutend". Die Volksrepublik sei damit nunmehr "im Weltraum ein den USA, Russland und Europa ebenbürtiger Akteur, was ihr auch einen bedeutenden politischen Einfluss verleiht", sagte der Experte.

Quelle: ntv.de, kst/AFP


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