Ein weiterer Rückgang bei der Zahl der Azubis könnte in vielen Branchen einen Fachkräftemangel beschleunigen oder auslösen, weil zugleich geburtenstarke Jahrgänge in den Ruhestand gingen, erklärte die Bertelsmann-Stiftung. Schätzungen zufolge würden bis 2030 rund 10,5 Millionen Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung oder einem Fachabschluss wie einem Meister aus dem Erwerbsleben ausscheiden.
An den Hochschulen werden der Untersuchung zufolge besonders Studiengänge mit größerem Praxisbezug immer beliebter. Seit 1995 sei der Anteil der Fachhochschüler an allen Studienanfängern von 26 auf 39 Prozent gestiegen. Bis zum Jahr 2030 werde mit einem Anstieg auf mehr als 43 Prozent gerechnet.
Der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger, plädierte angesichts dieser Entwicklung dafür, Berufsausbildung und Studium nicht gegeneinander auszuspielen, sondern stärker miteinander zu verknüpfen. Geschehen könne dies durch wechselseitige Anerkennung von Leistungen, mehr Hochschulangebote für beruflich Qualifizierte und mehr praxisorientierte Studiengänge. "Der Trend zur Akademisierung ist nicht zu stoppen", zeigte sich Dräger überzeugt. Die traditionelle strikte Trennung zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung gelte es zu überwinden.
Die Experten regten in der Studie zudem an, Zuwanderern und Flüchtlingen sowie auch bislang als nicht ausbildungsreif geltenden Schulabgängern den Zugang zur betrieblichen Ausbildung zu erleichtern. Eine weitere große Gruppe möglicher Azubis seien Studienabbrecher. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Studenten bricht der Untersuchung zufolge ihr Studium ab. Von ihnen beginnt demnach aber nicht einmal jeder Vierte eine Ausbildung.
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