IS in Libyen zieht noch mehr Kämpfer an

  08 April 2016    Gelesen: 448
IS in Libyen zieht noch mehr Kämpfer an
Erst seit wenigen Tagen arbeitet in Libyen eine Einheitsregierung. Deutschland will ihr viel Geld geben, damit sich zwei Befürchtungen nicht erfüllen: Der IS in dem Chaosland ist stark wie nie, gleichzeitig wollen Hunderttausende Flüchtlinge in Boote nach Europa steigen.
Die Zahl der Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Libyen hat sich nach Angaben der USA binnen gut eines Jahres verdoppelt. Derzeit seien schätzungsweise zwischen 4000 und 6000 IS-Kämpfer in dem nordafrikanischen Land aktiv, sagte der Oberbefehlshaber des US-Afrika-Kommandos. Dies seien gut doppelt so viele wie noch vor 12 bis 18 Monaten, sagte der General.

Allerdings gelinge es ihnen anders als den IS-Kämpfern in Syrien und dem Irak nicht, rasch Geländegewinne zu erzielen. In Libyen herrschten "bedeutend andere Bedingungen", sagte Rodriguez. Dort habe der IS nicht genügend einheimische Kämpfer, die das Land gut kennen würden. Zudem schätzten die einheimischen Milizen keine Einmischung von außen.

Hunderttausende warten auf Überfahrt

Die Situation in Libyen begünstigt weiterhin die Geschäfte von organisierten Schlepperbanden. "Nach unseren Informationen warten allein in Libyen 100.000 bis 200.000 Afrikaner, die aus Staaten südlich der Sahara kommen, auf ihre Überfahrt nach Europa", sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller der "Rheinischen Post". Die Schlepperbanden seien "voll in Aktion", so der CSU-Politiker.

Vor wenigen Tagen hatte eine neue Einheitsregierung ihre Arbeit aufgenommen. Ob sie dem Bürgerkriegsland dauerhaft mehr Stabilität bringt, ist indes fraglich. "Die libysche Regierung braucht Autorität, Institutionen, Ausbildung von Polizei und den Ausbau der Küstenwache", mahnte Minister Müller. Er sprach sich zudem für einen gesamteuropäischen Marshall-Plan zur Bewältigung der Flüchtlingskrise aus und forderte einen eigenständigen EU-Flüchtlingskommissar.

Bundesregierung plant Millionen-Fonds

Die Bundesrepublik will nach den Worten von Außenminister Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP einen Stabilisierungsfonds für Libyen auflegen. Dieser sei auch im deutschen Interesse, sagte der SPD-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Im Chaos des Bürgerkrieges ist Libyen zum Tummelplatz für kriminelle Schleuser und für die Terrorbanden des IS geworden, die auch uns in Europa und Deutschland bedrohen."

Auf Dauer könne ihnen nur dann das Handwerk gelegt werden, wenn es wieder einen handlungsfähigen libyschen Staat gebe, sagte auch Steinmeier. Das Auswärtige Amt und das Entwicklungsministerium könnten 2016 und 2017 ein Viertel der für den Fonds vorgesehenen 40 Millionen Euro einzahlen, hieß es im Auswärtigen Amt.

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