Selenskyj auf dem Weg in die USA

  21 Dezember 2022    Gelesen: 645
  Selenskyj auf dem Weg in die USA

Offiziell bestätigt ist der Besuch noch nicht, doch wird der ukrainische Präsident Selenskyj heute in Washington erwartet. Es ist seine erste Auslandsreise seit Beginn des Kriegs. Derweil will Putin eine Art Zwischenbilanz der russischen Invasion in die Ukraine ziehen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft einem Bericht zufolge am heutigen Mittwoch in den USA ein. US-Medien zufolge soll er in Washington zu Gesprächen mit US-Präsident Joe Biden zusammenkommen und eine Rede vor beiden Kammern des Kongresses halten. Es wäre die erste Auslandsreise Selenskyjs seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine.

Der Sender CNN berichtet, im Rahmen des Besuchs in Washington werde Biden zusätzliche 1,8 Milliarden Dollar an Sicherheitshilfen für die Ukraine ankündigen. Zu dem Paket gehöre auch die Lieferung des Patriot-Luftabwehrsystems an die Ukraine. Das Land leidet seit Anfang Oktober unter fortgesetzten Angriffen Russlands mit Raketen und Drohnen auf seine Energieinfrastruktur sowie auf zivile Ziele. Das Patriot-System kann Flugzeuge, Marschflugkörper, Drohnen oder Raketen auch in größerer Entfernung abwehren. Es würde Russlands Angriffe auf die Ukraine erschweren.

Besuch an der Front

Erst am Dienstag hatte Selenskyj überraschend die schwer umkämpfte Stadt Bachmut im Osten der Ukraine besucht - ein Signal sowohl an die ukrainischen Truppen als auch an Russland. In der Frontstadt bekräftigte Selenskyj den Willen der Ukraine zur vollständigen Befreiung aller russisch besetzten Gebiete. "Wir werden alles Mögliche und Unmögliche, Erwartete und Unerwartete tun, damit unsere Helden alles haben, was sie brauchen, um zu gewinnen", sagte er am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Die Truppen sollten das erreichen, was "alle Ukrainer erwarten".

Bei seinem Besuch im Osten des Landes habe er auf dem Weg zur "Festung Bachmut" viele schwer beschädigte und zerstörte Dörfer gesehen, die erst vor kurzem von ukrainischen Truppen befreit worden seien. "Schauen Sie sich Russlands Offensive an, was es übrig lässt, wenn es irgendwo seine Flagge hinpflanzt", sagte Selenskyj. "Verbrannte Erde, zerstörtes Leben ... Schmerzen, Ruinen und Gräber - das ist der sogenannte russische Friede."

Pelosi ruft Abgeordnete nach Washington

Offiziell bestätigt ist Selenskyjs Besuch in Washington bislang nicht, aus Sicherheitsgründen, wie CNN unter Berufung auf zwei Quellen berichtet. Selenskyj hat sich mehrfach in Reden an Parlamente der Welt gewandt, unter anderem an den Bundestag. Auch zum G7-Gipfel in Elmau wurde er zugeschaltet. Die Ukraine verlassen hat er seit dem 24. Februar allerdings nicht.

Auch die "Washington Post" berichtet über den geplanten Besuch. Der Zeitung zufolge schickte die Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, einen Brief an die Abgeordneten, in dem sie diese aufforderte, am Mittwochabend "physisch anwesend" zu sein, um sich "ganz besonders auf die Demokratie zu konzentrieren". Wegen der anstehenden Weihnachtsfeiertage waren viele Abgeordneten bereits nicht mehr in Washington.

Russland verlegt Truppen nach Belarus

Nach Selenskyjs Besuch in Bachmut kam es in der Umgebung erneut zu schweren Kämpfen. "Der Feind setzt seine Bemühungen um Offensivoperationen gegen Bachmut und Awdijiwka fort", teilte der Generalstab in Kiew am Dienstagabend mit. Unter anderem seien aus der Region Panzerangriffe gemeldet worden, ebenso wie Artillerieüberfälle und vereinzelte russische Luftschläge. Nördlich davon hätten russische Truppen versucht, bei Kupjansk bessere Stellungen zu erreichen. Dort habe die russische Armee "ihr ganzes Spektrum" der Artillerie gegen mindestens 15 Siedlungen eingesetzt, hieß es weiter. Die Angaben aus Kiew ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Das russische Militär hat ukrainischen Medienberichten zufolge erneut mit der Verlegung stärkerer Truppenverbände an die Grenze von Belarus zur Ukraine begonnen. Neben Panzern, Schützenpanzern und Transportern sei auch diverses militärisches Gerät in die Nähe der Grenze gebracht worden, berichteten die "Ukrajinska Prawda" und die Agentur Unian unter Berufung auf das belarussische Hacker-Kollektiv "Hajun Project". Die Gruppe verfolgt alle Aktionen der dort stationierten russischen Truppen. Für Angriffshandlungen seien die an die Grenze verlegten Verbände gegenwärtig aber nicht stark genug, hieß es. Die ukrainische Militärführung argwöhnt schon länger, dass Russland erneut versuchen könnte, aus Belarus in die Ukraine vorzustoßen. Zu Beginn des Kriegs vor zehn Monaten war eine aus Belarus vordringende russische Kampfgruppe bis in die Vororte von Kiew gelangt, wurde dann aber von den Verteidigern zum Rückzug gezwungen.

Unterdessen will Russlands Machthaber Wladimir Putin an diesem Mittwoch eine Art Zwischenbilanz des Kriegs ziehen. Putin werde eine erweiterte Sitzung des Verteidigungsministeriums leiten, zu der 15.000 Kommandeure und andere militärische Führungskräfte per Video zugeschaltet werden, teilte der Kreml mit. Dabei gehe es um die Ergebnisse dieses Jahres und um Aufgaben und Ziele für das kommende Jahr.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa


Tags:


Newsticker