Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben am Sonntag mehr als 40 Raketenangriffe gestartet. Dutzende Städte in den Regionen Luhansk, Donezk, Charkiw, Cherson und Saporischschja seien in den vergangenen 24 Stunden beschossen worden, teilte das ukrainische Militär mit. In Richtung Cherson habe der Feind den Artilleriebeschuss besiedelter Gebiete entlang des rechten Ufers des Dnepr fortgesetzt. Ukrainische Streitkräfte hätten dagegen den Angriff auf fast 20 russische Ziele gestartet.
Die letzten Tage in diesem Jahr könnten nach den Befürchtungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj neue russische Angriffe mit Raketen und Drohnen bringen. "Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Feind versuchen wird, diese Zeit für uns dunkel und schwierig zu machen", sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videoansprache. Russland habe in diesem Jahr alles verloren, was es verlieren konnte. "Aber es versucht, seine Verluste mit der List seiner Propagandisten, nach den Raketenangriffen auf unser Land, auf unseren Energiesektor, auszugleichen."
"Ich weiß, dass die Dunkelheit uns nicht daran hindern wird, die Besatzer zu ihren neuen Niederlagen zu führen", sagte Selenskyj weiter. "Aber wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein." Er richtete scharfe Worte an die russischen Militärs, die am Samstag in Cherson im Süden des Landes mit Artillerieangriffen mindestens 16 Menschen getötet und weitere 64 verletzt hatten. "Unmenschen", sagte er. "Wir werden jeden Mörder finden."
Putin sieht Russland auf richtigem Weg
Zehn Monate nach Beginn seines Krieges gegen die Ukraine sieht Kremlchef Putin Russland trotz der wachsenden Spannungen mit dem Westen auf dem richtigen Kurs. "Ich denke, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, wir schützen unsere nationalen Interessen, die Interessen unserer Bürger, unserer Menschen", sagte der 70-Jährige in einem am Sonntag vom russischen Staatsfernsehen veröffentlichten Kurzinterview.
Darin betonte der Präsident erneut, dass Russland bereit sei zu Verhandlungen für eine Lösung des Konflikts um die Ukraine. "Wir sind bereit, uns mit allen Beteiligten des Prozesses auf irgendwelche annehmbaren Lösungen zu einigen. Aber das ist deren Sache. Nicht wir lehnen Verhandlungen ab, sondern sie", sagte Putin.
Kiew hält nichts von den Worten des Kremlchefs. "Russland will keine Verhandlungen und versucht, sich der Verantwortung (für den Krieg) zu entziehen", twitterte Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak. "Daher ist es offensichtlich, dass wir uns zu einem Tribunal bewegen." Nach den Vorstellungen Kiews soll sich die politische und militärische Führung Russlands wegen des Angriffskriegs vor einem Internationalen Gerichtshof nach dem Vorbild des Nürnberger Tribunals verantworten.
Kremlchef Putin hat in den vergangenen Tagen mehrfach Verhandlungsbereitschaft angedeutet, ohne jedoch auf die von Kiew gestellten Vorbedingungen einzugehen. Während Moskau auf Basis des heutigen Frontverlaufs verhandeln würde, fordert Kiew zunächst den vollständigen Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine, inklusive der Krim, sowie Reparationszahlungen.
Quelle: ntv.de, vmi/rts/dpa
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