"Können keinen bezahlbaren Wohnraum mehr bauen"

  29 Dezember 2022    Gelesen: 709
  "Können keinen bezahlbaren Wohnraum mehr bauen"

Die Bundesregierung möchte gerne bis zu 400.000 Wohnungen pro Jahr in Deutschland schaffen. Keine Chance, sagt die Wohnungswirtschaft. Sie macht dafür unter anderem die Energiekrise und ein Mangel an Ressourcen und Fachkräften verantwortlich. Was würde helfen? Deutlich mehr Geld vom Staat.

Die Wohnungswirtschaft fordert die Bundesregierung auf, neue und auch realistischere Bauziele für den Wohnungsneubau auszugeben. "Wir sind in Deutschland aktuell nicht mehr in der Lage, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen", sagt der Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Axel Gedaschko, in der "Rheinischen Post". Als Begründung für die Probleme nennt er die Energiekrise, zu der aber auch noch Materialknappheit, Lieferkettenprobleme, eine Kostenexplosion für das Material und ein extremer Zinsanstieg in kurzer Zeit von 0,8 auf fast 4,0 Prozent hinzukämen.

"Eine solche rasante Verschlechterung der Bedingungen hat es noch nie in der jüngeren Geschichte gegeben", sagt Gedaschko. Dennoch gieße die Regierung weiter Öl ins Feuer, kritisiert der GdW-Präsident mit Blick darauf, dass die Neubauförderung so gut wie nicht mehr existiere.

"Ein brutaler Stopp, aber mit Ansage"

Unterm Strich entstünden so Wohnungen mit Kaltmieten zwischen 17 und 20 Euro pro Quadratmeter, sagt Gedaschko. "Dieses Desaster führt dazu, dass immer mehr Neubauprojekte abgesagt werden, selbst wenn die Baugenehmigung erteilt ist. Unsere internen Umfragen lassen darauf schließen, dass etwa 70 Prozent aller geplanten Projekte entweder komplett abgesagt werden oder zumindest für längere Zeit zurückgestellt werden."

"Aktuell wird noch das fertig gebaut, was in der Pipeline ist. Und dann wird es immer weniger werden. Es ist ein brutaler Stopp, aber mit Ansage."

"Wir brauchen zehn Milliarden Euro"

Gedaschko wagt eine trübe Prognose für die Ziele der Bundesregierung. "Deutschland ist beim Wohnungsneubau schon im vergangenen Jahr unter die 300.000 Einheiten zurückgefallen. In diesem Jahr rechnen wir mit einem weiteren Rückgang auf schätzungsweise 250.000 Wohnungen und im nächsten Jahr nochmal weniger. Vielleicht nur noch 200.000 Wohnungen. Im Jahr 2024 werden es dann noch weniger sein, wenn nichts Bedeutendes passiert. Wir entfernen uns also immer weiter von der Zahl 400.000."

Angesichts des riesigen Mangels an Ressourcen und Fachkräften dürfe die Regierung nicht immer weitere unerreichbare Ziele setzen. "Wir brauchen eine deutliche Aufstockung der Mittel auf beginnend bei fünf Milliarden Euro und dann stetig aufsteigend auf etwa zehn Milliarden Euro", fordert der GdW-Präsident. "Nur mit einer ausreichenden Neubauförderung kann das bezahlbare Wohnen für die Mitte der Gesellschaft gesichert werden."

Anfang Dezember hatte die Bau- und Immobilienlobby einen Forderungskatalog an die Bundesregierung und speziell an Bauministerin Klara Geywitz vorgelegt und neben mehr Fördergeldern auch mehr Freiheiten erbeten.

Quelle: ntv.de, chr


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