Welcher soll's sein - Škoda Superb Combi oder VW Passat Variant?

  03 Januar 2023    Gelesen: 759
  Welcher soll

Sowohl Škoda Superb als auch Volkswagen Passat sind solide Reisewagen zum bezahlbaren Tarif. Es kommt natürlich auf die Motorisierung an. ntv.de hat den zwei Mittelklasse-Kombis einmal auf den Zahn gefühlt.

Autos gehören nicht zu den Produkten, die in der Energie- und Wirtschaftskrise preislich attraktiver werden. Schließlich verschlingt ja ausgerechnet deren Produktion viel Energie und die allgemeine Materialknappheit sorgt auch nicht gerade für Entspannung. Wer jetzt mit dem Kalkül ins Autohaus stapft, die ausgereiften Mittelklasse-Kombis Škoda Superb und Volkswagen Passat für einen schmalen Euro zu ergattern, weil die Nachfolger nicht mehr ganz so lange auf sich warten lassen, wird enttäuscht. Zwar wiesen die einschlägigen Portale für den Online-Autokauf teilweise 20 Prozent Nachlass für den selbst in der späten Phase seines Lebens immer noch rege gekauften Passat aus, aber solche Rabatte gibt es auch für den taufrischen ID.5. Mit rund 25 Prozent Nachlass notiert der Škoda Superb, hier lachen die Schnäppchenjäger schon eher.

Doch damit diese überhaupt wissen, worauf sie sich einlassen, hat sich ntv.de ausgiebig mit den Mittelklassen beschäftigt. Da die Tschechen von der Segmentierung mit ihren Modellen generell immer so ein bisschen zwischen den Stühlen stehen, fällt auch der Superb etwas größer aus. Als Kombi misst er 4,86 Meter - also bekommt man wahrlich ein stattliches Fahrzeug. Sein Radstand ist mit 2,84 Metern auch nicht von schlechten Eltern.

So fällt der Entschluss leicht, sich zunächst einmal auf dessen Fondsitzbank niederzulassen. Die ist in der Tat recht bequem, aber wirklich frappierend ist der Raum zwischen dem Ende des Sitzkissens (und damit auch der Kniescheibe) sowie der Vordersitzlehne. Das kann eine Oberklasse gefühlt kaum besser. Natürlich offeriert auch der 4,78 Meter lange Passat - Radstand immerhin 2,79 Meter - lupenreine Sitzgelegenheiten hinten, ist ja klar.

Eine Mittelklasse ist heutzutage so ausladend, dass sie locker eine vierköpfige Familie bequem selbst an ferne Ziele bringt. Dafür ist sie da. Und um auch mal das eine oder andere Transportobjekt einzuladen. Sowohl Passat als auch Superb sind dank ihrer Kingsize-Maße bestens dafür geeignet mit 1780 respektive 1950 Litern Kofferraumvolumen bei umgeklappten Rücksitzen - damit wäre sodann auch klar, wer hier der unangefochtene Meister ist. Das gilt übrigens auch marken- und segmentübergreifend, mehr Laderaum als der große Škoda bietet so gut wie kein anderer Kombi.

Motorauswahl gibts bei Škoda und Volkswagen reichlich

Bleibt die Frage: welche Motorisierung nehmen? Passend zu den Charakteren hat sich ntv.de beim bürgerlichen Passat für den Selbstzünder entschieden. Zwar sind die 200 PS nicht mehr ganz so bürgerlich, die sein stärkster Zweiliter-Diesel aus der Kurbelwelle schüttelt - aber damit bleibt er noch unter den 240 der früheren Topversion mit doppelter Turboaufladung. Wer häufig auf längeren Strecken unterwegs ist und einen souveränen Antrieb möchte, ist mit dem aktuellen Single-Turbo der höchsten Leistungsstufe gut unterwegs.

Der dann mindestens 49.170 Euro teure Mittelklässler geizt nicht mit Spurtstärke und schiebt den 1,8-Tonner binnen siebeneinhalb Sekunden auf 100 km/h. Dass der frühere Doppelturbo diese Disziplin anderthalb Sekunden schneller abgehandelt hat, dürfte weniger an den zusätzlichen 40 PS als am exzellenten Ansprechen der Maschine gelegen haben. Zwar wuchtet der TDI ab 1750 Umdrehungen satte 400 Nm auf die Vorderachse, sodass Grip plötzlich zur Mangelware wird. Bis dahin allerdings geht der Drehmomentaufbau schleppend voran, was mit einer massiven Anfahrschwäche verbunden ist.

Wer sich mit Allradantrieb sicherer fühlt, sollte den hierfür nötigen Zusatzpreis von 2665 Euro zahlen, sofern das Budget mitspielt. Die günstigste Möglichkeit, Passat Variant zu fahren, besteht darin, die 150 PS starke Basis-Benzinversion zu bestellen ab einem Kurs von 34.725 Euro. Allerdings hat der starke Diesel bereits Features wie Automatik, Einparkhilfe, einen besonders komfortablen Ergositz auf der Fahrerseite sowie den adaptiven Tempomat serienmäßig. Schwächere Diesel mit 122 respektive 150 PS (ab 37.470 Euro) sind ebenfalls lieferbar.

Škoda siedelt den leicht größeren Superb auch preislich höher an, verlangt mindestens 40.260 Euro für den "Combi" mit 150 PS Benzinerleistung. Der hier besprochene Testwagen rollt mit 280 PS Leistung aus einem turboaufgeladenen Zweiliter-Vierzylinder-Benziner an den Start. Kostenpunkt? Nicht unter 54.950 Euro - allerdings mit Allradantrieb bereits an Bord. Überdies handelt es sich um die luxuriöse "Laurin & Klement"-Ausstattungslinie mit Features wie LED-Matrixscheinwerfern oder elektrisch verstell- und beheizbaren Sitzen.

Doch selbst das Topmodell lässt ausstattungsmäßig noch Luft nach oben und kann das Budget weiter strapazieren. Beispielsweise mit Technik-Paketen, die irgendwo zwischen 2000 und 3000 Euro angesiedelt sind. Wie wäre es mit dem Paket "Business Columbus" zu 2790 Euro? Es beinhaltet ein Navi nebst 9,2 Zoll großem Touchscreen in nobler Glasoptik plus umfangreiche Fahrerassistenz mit aktiver Lenkung sowie Abstandstempomat. Ein weiteres, ergänzendes Assistenz-Paket mit sogenanntem Anhängerrangierassistent, Müdigkeitswarner, aktiver Reifendruckkontrolle sowie Spurwechselassistent schlägt mit 2270 Euro zu Buche.

Braucht man das? Eher nicht, weil ohnehin jedes Fahrzeug über eine passive Reifendruckkontrolle verfügt, die ebenfalls funktioniert und meldet, denn der Reifendruck sinkt (die Werte zeigt der Computer an der Tankstelle an). Spurhalte-Assistenten versagen häufig, weil die Fahrspuren in der Praxis oft nicht erkannt werden - vor allem im Baustellenbereich. Und Müdigkeitswarner geben Meldung über einen Zustand, den man in der Regel sowieso selbst kennt. Wenn man allerdings daran erinnert werden möchte, dass man lieber mal eine Pause machen sollte, dann ist der Müdigkeitswarner natürlich top.

Superb mit starkem Benziner ist unscheinbarer Autobahn-Express

Doch noch einmal zurück zu den Antrieben. Der starke Zweiliter-Vierzylinder des Superb macht den Tschechen zum unscheinbaren Autobahn-Express mit 250 km/h Topspeed. Er hat aber trotz enormer nominaler Leistung an Biss verloren, seit die Europäische Union die Abgasgesetzgebung verschärft hat. Dass der 1,7 Tonnen schwere Kombi in 5,3 Sekunden auf 100 km/h stürmen soll, würde man nicht vermuten. Man würde ihm genauso gut 30 oder 40 PS weniger abnehmen. Allerdings sind die Kraftreserven immer noch mehr als üppig, keine Frage. Doch auch der ungleich sparsamere Passat TDI (5,4 l Diesel/100 km zu 7,6 bis 9 l Benzin/100 km im gemittelten WLTP-Verbrauch) ist ein souveräner Tourer, der schnell - über 230 km/h - seine Bahnen ziehen kann.

Beide Kombis verfügen über sensible Fahrwerke, um selbst mit Radgrößen jenseits von 17 Zoll grobe Pisten fein zu glätten. Und die in beiden Fällen verbaute Automatik in Form eines siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes verrichten die Gangwechsel weitgehend geschmeidig. Ganz so sanftmütig wie ein klassischer Wandlerautomat lassen die als effizient geltenden Doppelkuppler ihre Vehikel aber nicht anfahren. Vor allem das Kriechen (also langsames Rollen beim Loslassen der Bremse) vollzieht sich mit dem Wandler samtiger. Die gibt es innerhalb des Konzerns aber nur in den höheren Segmenten.

Abschließend noch ein Wort zum Infotainment und zur Bedienung: In beiden Modellen kommen große Touchscreens zum Einsatz, deren Oberflächen schnell reagieren und über die quasi sämtliche Funktionen laufen. Dennoch können sowohl im Passat als auch im Superb alltägliche Features wie beispielsweise die Klimasteuerung per klassischer Drucktaste befehligt werden.

Bleibt zu hoffen, dass diese Philosophie auch in die nächste Modellgeneration übertragen wird. Denn zu viel Menü ist dem Bedienkomfort keineswegs zuträglich. Auch der Sicherheit nicht, denn haptische Knöpfe lassen sich nahezu ablenkungsfrei handhaben im Gegensatz zu glatten Monitorflächen. Ganz sicher sogar weitergehen wird das Kapitel Škodas "Simply Clever"-Philosophie. Denn wer möchte schon auf den kleinen Abfalleimer in den Türtaschen, den Eiskratzer im Tankdeckel oder gar den Regenschirm in der Tür verzichten? Eben.

Quelle: ntv.de


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