Die Vereinigten Staaten könnten bald grünes Licht für einen ukrainischen Angriff auf die Krim geben. Wie die "New York Times" unter Berufung auf Regierungsquellen berichtet, lehnt US-Präsident Joe Biden eine Militäroperation der ukrainischen Armee zur Befreiung der Halbinsel im Schwarzen Meer "nach Monaten der Verhandlungen" mit Kiew nicht mehr ab - auch wenn dies die Gefahr einer Eskalation des Krieges noch einmal erhöhe. Die US-Regierung sei zu dem Schluss gekommen, dass "Kiew die Stärke braucht, um das russische Heiligtum anzugreifen", heißt es laut NYT.
Die Krim steht seit 2014 unter russischer Kontrolle, zahlreiche russische Militärstützpunkte befinden sich auf der Halbinsel im Schwarzen Meer. Völkerrechtlich gehört sie aber nach wie vor zur Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 mehrmals klargestellt, dass die Befreiung der Krim von der russischen Besatzung zu den wichtigsten Kriegszielen der Ukraine gehört. Laut NYT zweifelten die USA den Nutzen eines solchen Schrittes bislang an, weil es "bessere Ziele anderswo auf dem Schlachtfeld" gegeben habe.
Nun sei die US-Regierung aber zu dem Schluss gekommen, dass die Ukraine am Verhandlungstisch eine bessere Ausgangsposition haben würde, wenn Russlands Kontrolle über die Krim gefährdet sei. Zudem hätten sich Befürchtungen vonseiten der Amerikaner, dass Russland mit einem taktischen Atomschlag reagieren könnte, abgeschwächt - auch wenn das Risiko nach wie vor bestehe.
Hilfe bei Angriff auf Landbrücke
Auch über konkrete Hilfe für die Ukraine bei einem Angriff auf die Krim werde derzeit nachgedacht, heißt es in dem Bericht weiter. Diskutiert werde etwa die Frage, inwieweit US-amerikanische HIMARS-Mehrfachraketenwerfer und "Bradley"-Schützenpanzer bei einem Versuch helfen könnten, die Landbrücke zur Krim anzugreifen. Sie ist eine wichtige Versorgungsroute von der Halbinsel über die beiden besetzten ukrainischen Städte Melitopol und Mariupol bis nach Russland. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
Fest stehe lediglich, dass Biden bislang nicht bereit sei, der Ukraine Langstreckenraketensysteme zur Verfügung zu stellen, um russische Stützpunkte auf der Krim aus großer Entfernung anzugreifen. Weil Russland auf der Krim nicht nur seine Schwarzmeerflotte, sondern auch zahlreiche Kampfjets stationiert hat, mit denen regelmäßig Angriffe auf das ukrainische Festland ausgeführt werden, misst Kiew der Halbinsel eine große Bedeutung für die eigene Verteidigungsstrategie bei.
Quelle: ntv.de, jug
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