Abrini sagt, er war der “Mann mit Hut“

  10 April 2016    Gelesen: 678
Abrini sagt, er war der “Mann mit Hut“
Mohamed Abrini hat gestanden, mit Sprengstoff am Brüsseler Flughafen gewesen zu sein. Der als "Mann mit dem Hut" gesuchte dritte Terrorverdächtige gilt damit als gefasst.
Der festgenommene Terrorverdächtige Mohamed Abrini hat gegenüber belgischen Ermittlern zugegeben, der "Mann mit dem Hut" zu sein, den eine Überwachungskamera zusammen mit zwei Selbstmordattentätern am 22. März am Brüsseler Flughafen gefilmt hatte. Das teilte die mit den Ermittlungen befasste belgische Staatsanwaltschaft mit. Zuvor hatten bereits der belgische TV-Sender RTBF und die Tageszeitung L`Echo von einer "sehr guten Quelle" berichtet, wonach Abrini gestanden habe, am Anschlagsort gewesen zu sein und seine Sprengstoffweste in einen Abfalleimer geworfen zu haben.

Abrini sei am Freitag in Anderlecht verhört worden und habe dabei auch zugegeben, am Flughafen eine Tasche mit Sprengstoff abgestellt zu haben, bevor er zu Fuß geflüchtet sei, berichtet RTBF.

Damit erhärtet sich der Verdacht, dass es einen engen Zusammenhang zwischen den Brüsseler Anschlägen und den Paris-Attentaten vom 13. November gibt. Der 31-jährige Belgier mit marokkanischen Wurzeln soll auch bei der Vorbereitung der Pariser Anschläge maßgeblich geholfen haben. Zwei Tage vor den Anschlägen mit 130 Toten war er zusammen mit dem mutmaßlichen Paris-Attentäter Salah Abdeslam an einer Tankstelle nördlich von Paris gesehen worden.

Den Hut auf der Flucht "verkauft"

Die Staatsanwaltschaft führte aus, Abrini sei mit den Ergebnissen diverser Gutachten konfrontiert worden und habe seine Anwesenheit am Anschlagsort zugegeben. Er habe ausgesagt, hinterher seinen Hut "weiter verkauft" zu haben. In einer vorherigen Mitteilung hatte die Staatsanwaltschaft noch erklärt, es sei unklar, ob es sich bei dem am Freitag gefassten Abrini um den Mann mit Hut handele.

Am 22. März hatten sich Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui den Ermittlungen zufolge am Flughafen Zaventem in die Luft gesprengt, ein weiterer Sprengsatz detonierte nicht. Kurz darauf verübte Ibrahims Bruder Khalid El Bakraoui in einer U-Bahn im Brüsseler Europaviertel ein Selbstmordattentat. Bei den Anschlägen starben insgesamt 32 Menschen. Kurz darauf hatten die Ermittler das Bild einer Überwachungskamera veröffentlicht, das neben den beiden Selbstmordattentätern einen Mann mit heller Jacke und Hut zeigte.

Am Freitag wurde Abrini im Brüsseler Stadtteil Anderlecht gefasst. Die Staatsanwaltschaft leitete am Samstag gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen "terroristischer Morde" und der "Teilnahme an Aktivitäten einer terroristischen Gruppe" ein.
"Vielleicht noch andere Zellen aktiv"

Trotz des Fahndungserfolgs sieht die belgische Regierung die Terrorgefahr noch nicht gebannt. "Es gibt vielleicht noch andere Zellen, die noch auf unserem Gebiet aktiv sind", sagte Innenminister Jan Jambon dem Sender RTL. Es herrscht weiter die zweithöchste Terrorwarnstufe in Belgien.

Abrinis genaue Rolle bei den Terroranschlägen in Paris ist bislang unbekannt. Er war zwei Tage vor den Attentaten gemeinsam mit dem inzwischen festgenommenen Salah Abdeslam an einer Tankstelle an der Autobahn nach Paris gefilmt worden. Mit Abdeslam, einem Hauptverdächtigen der Pariser Anschläge, soll Abrini auch eine Unterkunft für die Terroristen nahe Paris gemietet haben.

Ein weiterer Verdächtiger, Osama K., muss laut belgischer Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen "terroristischen Mordes" und der "Teilnahme an Aktivitäten einer terroristischen Gruppe" verantworten – diesmal im Zusammenhang mit den Brüsseler Attentaten. K. sei der zweite Mann aus der Brüsseler U-Bahn-Station Maelbeek, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Er war demnach gemeinsam mit Khalid Bakraoui gesehen worden.

Osama K. soll zudem mehreren Attentätern Taschen für den Sprengstoff besorgt haben. Bei K. handelt es sich um einen Schweden. Der Sohn von Exil-Syrern wuchs in Malmö auf, radikalisierte sich schwedischen Medienberichten zufolge später und soll auch nach Syrien gereist sein.

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