Nicht alle Zugvögel umfliegen Offshore-Anlagen

  09 Mai 2023    Gelesen: 787
  Nicht alle Zugvögel umfliegen Offshore-Anlagen

Um Deutschland künftig mit grünem Strom zu versorgen, sollen in Nord- und Ostsee deutlich mehr Windparks entstehen. Doch Biologen warnen: Auf dem Weg zu ihren Brutplätzen fliegen manche Tiere unbeirrt durch die Anlagen. Sie fordern, das bei der Planung künftig zu berücksichtigen.

Der geplante starke Ausbau der Offshore-Windenergie auf Nord- und Ostsee stellt nach Ansicht von Biologen eine zunehmende Gefahr für Zugvögel dar. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Forschungs- und Technologiezentrum Westküste der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel untersuchten die Reaktionen von Großen Brachvögeln und Wildgänsen auf Windparks während ihres Vogelzugs.

Für die internationale Studie fingen die Forscher mehrere Hundert Vögel ein und versahen sie mit miniaturisierten Sendern. Sechs Jahre lang lieferten die GPS-Geräte Bewegungsdaten, wie Studienleiter Philipp Schwemmer auf dem Meeresumwelt-Symposium des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg berichtete.

Die Aufzeichnungen ergaben, dass etwa 70 Prozent der Brachvögel vor den Turbinen aufstiegen oder ihren Kurs änderten und so den Anlagen auswichen. "Dies ist zunächst eine gute Nachricht, weil somit ein Großteil der Tiere offenbar Kollisionen vermeidet", erklärte Schwemmer. "Circa 30 Prozent der Brachvögel durchqueren Windparks ohne Reaktion", sagte Schwemmer. Das berge ein Risiko für die Tiere. Der Große Brachvogel zählt zu den im Bestand bedrohten Arten.

Bei den Gänsen zeigten die Daten einen klar definierten Zugkorridor zwischen der deutschen Ostsee, Südschweden und dem Finnischen Meerbusen, den die Tiere an nur wenigen Tagen im Jahr auf ihrem Weg nach Nordsibirien nutzen. Schwemmer plädierte dafür, diesen Korridor bei der Planung von Offshore-Anlagen zu berücksichtigen oder die Anlagen an den wenigen Tagen mit Vogelzug abzuschalten. Die Studie soll demnächst in der Fachzeitschrift "Journal of Environmental Management" erscheinen.

Quelle: ntv.de, ses/dpa


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