Spinnerei oder doch Wissenschaft? Lange Zeit werden Berichte über unidentifizierte Flugobjekte (UFOs oder UAPs, Abkürzung für Unidentified Aerial Phenomenon) als unwissenschaftliche Fiktion abgetan - zumindest bis 2021: Eine Task Force des Pentagons räumte damals überraschend ein, dass sie 143 von 144 gemeldeten UFO-Sichtungen, die von Militärangehörigen mit Kameras oder Sensoren dokumentiert wurden, nicht erklären könne. Noch im selben Jahr unterzeichnete US-Präsident Joe Biden einen Beschluss, der Gelder für weitere Untersuchungen unerklärter Flugobjekte bereitstellt. UFOs rücken damit abseits von Verschwörer- und Schwurblerkreisen wieder ins öffentliche Interesse. Doch wie sieht es in der Wissenschaftswelt aus?
Ob es auch im akademischen Umfeld inzwischen mehr Neugierige gibt, will ein US-Forschungsteam um Marissa Yingling von der University of Louisville in Kentucky herausfinden. Für ihre Studie, die in der Fachzeitschrift "Humanities and Social Science Communications" erschienen ist, kontaktierten die Forscherinnen und Forscher fast 40.000 Professoren, Assistenzprofessoren und ähnlich ranghohe Akademiker an 144 US-Universitäten und baten sie, an einer Online-Umfrage zum Thema UFOs teilzunehmen. Unter den angeschriebenen Akademikern waren sowohl Physiker, Astronomen, Luftfahrtingenieure und andere Naturwissenschaftler als auch Geisteswissenschaftler.
Sorge vor Stigmatisierung
Die Umfrage umfasste Fragen zu Interesse und Kenntnis der Teilnehmer über aktuelle, seriöse Entwicklungen zu unerklärten Himmelsphänomenen. Haben sie selbst UFO-Erfahrungen gemacht? Und könnten sie sich vorstellen, zu diesem Thema zu forschen?
Das Ergebnis: Allein schon die Reaktion auf die E-Mail-Anfrage spiegele das Misstrauen und Stigma rund um das Thema UFOs wider, heißt es in der Studie. Nur knapp vier Prozent der angeschriebenen Akademiker hätten überhaupt geantwortet. Selbst diese berichteten häufig, sie hätten das Ganze zunächst für unseriösen Unfug gehalten. "Das Stigma rund um dieses Thema ist so groß, dass ich die Einladung zur Umfrage zunächst für Spam hielt", schrieb beispielsweise ein Teilnehmer. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler äußerten die Befürchtung, dass schon der bloße Kontakt mit dem Thema ihrem Ruf und ihrer akademischen Karriere schaden könnte.
Trotz der vielen Vorbehalte nahmen immerhin rund 1460 Akademiker an der Befragung teil. Von diesen gaben fast 19 Prozent an, schon einmal selbst nicht identifizierbare Flugobjekte oder ähnliche Phänomene beobachtet zu haben oder nahe Bekannte zu haben, die solchen Erfahrungen gemacht hatten. Weitere neun Prozent der Befragten berichteten von potenziellen Sichtungen.
Hälfte der Befragten ist ratlos
Die Erklärung zu den eigenen Erfahrungen fiel dabei sehr unterschiedlich aus. Knapp 13 Prozent der Befragten hielten es für möglich, dass eine unbekannte Technik oder Intelligenz hinter den UFO-Sichtungen stecken könnte. 21 Prozent der befragten Akademiker vermuteten hingegen natürliche Prozesse. Fast die Hälfte der Wissenschaftler gab an, keine Erklärung oder Vermutung zu haben. Sie antworteten schlicht mit: "Ich weiß es nicht".
Ungeachtet der möglichen Erklärungen für UFOs glaubten die meisten Akademiker jedoch, dass "die universitäre Forschung an der Auswertung neuer Informationen zu Sichtungen beteiligt werden sollte", schreiben Yingling und ihre Kollegen. Immerhin zwei Drittel aller Befragten hielt eine solche Beteiligung der Wissenschaft für sehr wichtig oder sogar essenziell. Allerdings zeigten sie sich laut Studie zögerlich, wenn es um ihre eigene Mitwirkung an UFO-Untersuchungen ging. Nur ein Drittel derjenigen, deren Forschungsgebiet Überschneidungen mit dieser Thematik hat, äußerte demnach eine grundsätzliche Bereitschaft zur Beteiligung.
Quelle: ntv.de, hny
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