Auf der Suche nach der Ursache für die Implosion des Tauchbootes "Titan" ist eine weitere These aufgetaucht. Demnach könnte die "Titan" auf dem Weg zum Tauchort vor der Küste Neufundlands beschädigt worden sein.
Mehrere Ingenieure und Experten sagten der "New York Times", dass viele Entscheidungen bei der Eigentümerfirma Oceangate offenbar vor allem mit dem Ziel getroffen wurden, die Kosten niedrig zu halten. Eine mögliche Kostensenkungsmaßnahme sei die Anmietung der "Polar Prince" als Mutterschiff für den Tauchgang gewesen.
Denn die "Polar Prince" sei zu klein gewesen, um die "Titan" an Deck zu transportieren. Stattdessen wurde das Tauchboot mehrmals drei Tage lang durch das Meer von Neufundland zum Standort des "Titanic"-Wracks gezogen. Das Tauchboot werde bei dieser Art des Transportes "ziemlich unsanft herumgeschleudert", schrieb Arnie Weissmann, der Chefredakteur von Travel Weekly, über seine Expedition im Mai. Normalerweise lässt ein großer Kran ein Tauchboot von einem speziell angefertigten Mutterschiff, das mit maßgeschneiderten Winden, Hangars und einer Maschinenwerkstatt ausgestattet ist, ins Meer herab, sagte Weissman. Sein geplanter "Titan"-Tauchgang wurde schließlich wegen "Wind, Wellen und Nebel" abgesagt.
Platz für mehr Passagiere
In der Analyse der Zeitung kommen weitere Experten zu Wort, die verschiedene Konstruktionsschwächen an der "Titan" sehen. Unter anderem beklagen sie, dass die Form des Tauchboots für den enormen Druck in der Tiefe des "Titanic"-Wracks nicht ideal war. Vermutlich hätten sich die Konstrukteure aber für die längliche Form entschieden, weil so mehr Passagiere an Bord sein konnten, von denen jeder einen Listenpreis von 250.000 US-Dollar für die Expedition bezahlte.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Verwendung von Titan- und Kohlenstoffsegmenten, deren Verbindungen sich als anfällig erwiesen, ebenso wie das Acrylfenster des Bullauges in der Titanhülle. Die unterschiedlichen Materialien "haben unterschiedliche Ausdehnungs- und Kompressionskoeffizienten, und das steht der Aufrechterhaltung einer wasserdichten Verbindung entgegen", wird der frühere U-Boot-Kommandant Alfred S. McLaren zitiert.
Schon während der Sucharbeiten war bekannt geworden, dass die "Titan" kein Zertifizierungsverfahren durchlaufen hatte. Die Passagiere unterzeichneten einen Vertrag, der sie auf die Risiken der Tauchfahrt aufmerksam machte. Dazu gehörte ausdrücklich auch das Risiko, ums Leben zu kommen.
Nach Angaben der US-Bundesermittler könnte es bis zu 18 Monate dauern, um herauszufinden, warum die "Titan" implodierte. Bei dem Unglück waren fünf Menschen gestorben, der Franzose Paul-Henri Nargeolet, der britische Abenteurer Hamish Harding, der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush.
Quelle: ntv.de
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