Mit Audi E-Tron GT auf Tour - preislich auf Traumauto-Level

  29 Januar 2025    Gelesen: 161
  Mit Audi E-Tron GT auf Tour - preislich auf Traumauto-Level

Leichte Retuschen halten den Audi E-Tron GT frisch. Und an Performance hat er außerdem hinzugewonnen. Dabei geht es nicht nur um Fahrleistungen. Und außerdem zeigt der Ingolstädter noch etwas. Doch lesen Sie selbst.

Dass der Audi E-Tron GT mit manchen Superlativen um sich wirft, ist soweit bekannt. Jetzt haben die Ingenieure nachgelegt und bei der RS-Performance-Variante 925 PS installiert, eigentlich irre. Darum wird es später noch gehen, aber die eigentliche Nachricht ist doch eine andere: Schon im fünften Jahr baut Audi seinen elektrischen Gran Turismo, und das in einem Umfeld, da man immer wieder von Vorwürfen in den Medien lesen kann, die europäische (allen voran die deutsche) Autoindustrie habe den Elektrotrend verschlafen.

Sicher, es kommt jetzt darauf an, günstige Elektrofahrzeuge für die Masse anzubieten. Aber es braucht eben auch Prestigeprojekte, um zu demonstrieren, was geht. Der E-Tron GT ist mit seinen Grundpreisen ab 126.000 Euro beileibe kein Fahrzeug für den Durchschnittskunden. Aber er hat schon sehr früh gezeigt, dass Vehikel mit elektrischem Antrieb alltagstauglich sein können - vor allem dank 800-Volt-Bordnetz. Denn auf diese Weise ist schnelles Laden möglich, das es eben braucht.

Mit dem Facelift des GT haben die Techniker das Laden noch ein bisschen schneller gemacht. Eine überarbeitete Leistungselektronik lässt die Ströme schneller fließen. Im Kontext mit neu entwickelten Motoren verhilft eine schnellere Entladung aus der Batterie heraus letztlich mehr Leistung. Und zwar geht es sowohl um Motor- als auch Ladeleistung. Demnach sind künftig bis zu 320 statt wie bisher 270 kW möglich, mit denen der Strom in den Akku gepfeffert wird. Das ist stramm!

Schnelles Laden muss gekonnt sein

ntv.de hat das schnelle Laden natürlich ausprobiert und die Erfahrung hat gezeigt, dass nach wie vor ein paar Bedingungen erfüllt sein müssen, falls es nicht zu Verdruss kommen soll. Akku kalt laden? Vergiss es, dann zuzelt er mit 73 kW an einer leistungsstarken Ladesäule herum. Und an dieser Stelle sei ein kleiner Hinweis an Audi zurückgespielt: Warum lässt sich die Batteriekonditionierung nicht manuell aktivieren, wie das bei sämtlichen Volkswagen-MEB-Vertretern inzwischen der Fall ist? Denn nicht immer ist eine aktive Ladeplanung gewünscht. Insofern ist es ein Nachteil, wenn die Batterietemperierung zwingend an die Navigation gekoppelt ist.

Man kämpft beim E-Tron sowieso mit den vielen Menüs, hier sollten die Techniker ein bisschen entschlacken. Auch ist es nicht nachvollziehbar, warum immer ein bestimmtes Layout auf dem Kombiinstrument als Grundeinstellung verwendet wird. Passt man es mühevoll im Menü an, switcht das System nach erneutem Motorstart wieder auf die Grundeinstellung zurück.

Das alles ist zwar nervig, aber noch keinen Grund, den GT zu verschmähen. Vielleicht sollten Interessenten eher bedenken, dass der exakt fünf Meter lange Tourer innen eher maßgeschneidert als verschwenderisch ausfällt. Auch sind Kopf- und Beinfreiheit im Fond weniger üppig, als man womöglich erwarten würde. Dazu passt der für Elektroautoverhältnisse in dieser Größenordnung eher mickrige Radstand von 2,90 Metern.

Komfortabel und sportlich zugleich

Dafür stimmt das architektonische Umfeld wiederum. Was die Audi-Mitarbeiter da in den edlen Heilbronner Böllinger Höfen montieren, ist schon fein. Ein Material- und Stilmix aus Camouflage-Dekor (ob das in diesen weltpolitisch wilden Zeiten sein muss, sei dahingestellt), Leder und Mikrofaser mutet ebenso sportlich wie wertig an. Recht ausladende Fauteuils garantieren nicht nur Seitenhalt mit ihren ausgeprägten Wangen, sondern auch einigermaßen guten Sitzkomfort. Ausgiebiges Fahren geht hier jedenfalls klar. Auf Wunsch gibt eine kleine Massage zwischendurch (kostet 2000 Euro extra).

Und dann ist zum Schluss doch noch einmal über die Fahrleistungen zu sprechen. Schon der Basis-GT ist natürlich ein irre schneller Kandidat. Aber wenn ein Medium über die Baureihe berichten soll, muss man als Hersteller natürlich das große Besteck auffahren. Und klar, den E-Tron GT gibt es natürlich mit dem RS-Badge. Aber das reicht immer noch nicht, also geben die Ingolstädter noch das Sahnehäubchen drauf in Form von "Performance".

Irre Spitzenleistung

Dann leistet dieser Allradler in der Tat 925 PS als kurzzeitige Launch-Spitzenleistung. Und in kurzzeitigen Spitzenleistungen sind Elektromotoren Meister. Ein Blick in den Fahrzeugschein zeigt jedoch, dass die 30-minütige Dauerleistung viel zahmer ist mit gerade mal 193 PS pro Motor. Um den Beifahrer zu erschrecken, reicht es aber, wenn das volle Systemdrehmoment von 1027 Newtonmetern bloß wenige Sekunden wütet. Schließlich stehen bereits nach 2,5 Sekunden 100 km/h auf dem Tacho, wenn man dem Werk glauben mag. Das klappt sicherlich, dann aber müssen Reifen wie Untergrund mitspielen. Winterreifen und kalter Asphalt sind nicht optimal für Volllast-Einlagen. Sie bringen Unruhe in das ästhetische GT-Heck. Allerdings hat die Elektronik den nahezu lautlosen PS-Protz ganz gut im Griff.

Und auch das aus dem Porsche Taycan bekannte Hightech-Fahrwerk (beide Modelle nutzen die J1-Plattform) findet sich im Audi wieder. Nicht genug damit, dass das Chassis schon beim Öffnen der Türen hochschnellt; ihm gelingt es (dank jeweils einer kräftigen Hydraulikpumpe pro Rad), den GT einerseits komfortabel über Bodenwellen rollen zu lassen und supportet ihn andererseits dabei, zu den querdynamisch fittesten Viertürern zu avancieren. Man muss schon erlebt haben, wie der 2,4-Tonnen-Brocken gemeinsam mit der Tatkraft einer präzisen Lenkung um die Ecken wetzt.

Doof nur, dass der Express-Aufschlag für den RS Performance zur Basis mit 34.500 Euro so viel kostet wie ein hübscher Elektro-Kompaktwagen allein. Und selbst der Grundpreis für den Einsteiger rangiert ja schon außerhalb der finanziellen Reichweite der meisten Neuwagenkunden. Der Beweis, dass deutsche Autohersteller in der Lage sind, innovative und emotionale Elektroautos zu bauen, wäre indes geführt. Wichtig ist, dass Elektromobilität erschwinglich wird und das Laden schneller.

Und obwohl die Marke Audi nicht für Erschwinglichkeit zuständig ist, tut sich hier etwas: Mit den Offerten A6 und Q6 E-Tron schwappt die schnelle 800-Volt-Technik schon in das günstigere Mittelklasse-Segment über. Und so könnte es weitergehen im Sinne des Top-down-Prinzips. Spannend wird sein, ob sich der Facelift-GT von seinem Mauerblümchendasein emanzipieren kann.

Porsche hat im letzten Jahr jedenfalls dreimal so viele Taycan-Zulassungen (knapp 4000) verzeichnen können wie Audi vom E-Tron GT. Dort gibt es allerdings auch mehr Varianten sowie einen günstigeren Grundpreis. Demnach bleibt der Gran Turismo bei Audi eher das Leuchtturm-Projekt. Auch nach der Überarbeitung.

Quelle: ntv.de


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