Kredite statt Reformen: Chinas Wachstum fällt auf 6,7 Prozent

  15 April 2016    Gelesen: 371
Kredite statt Reformen: Chinas Wachstum fällt auf 6,7 Prozent
Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal so langsam gewachsen wie zuletzt in der Weltfinanzkrise. Der Staat macht nun mehr Schulden, um die Konjunktur zu stützen. Doch die wahren Probleme löst er nicht.
Chinas Wirtschaft ist vergangenes Jahr so langsam gewachsen wie seit einem Viertel Jahrhundert nicht mehr. Nach Angaben der staatlichen Planer legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um rund sieben Prozent zu. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt habe damit ihre wichtigsten Konjunkturziele erreicht, sagte der Sprecher der Planungskommission, Li Pumin, am Dienstag in Peking. Ziel war eine Sieben vor dem Komma.

Die offiziellen Wachstumsdaten für das vierte Quartal und das Gesamtjahr werden kommenden Dienstag veröffentlicht. Dass die Chinesen die zentrale Zahl schon vorab lancieren, dürfte kein Zufall sein: Anhaltende Sorgen um die Konjunkturabkühlung in dem lange Zeit rasant wachsenden Schwellenland hatten die asiatischen Börsen zuletzt stark ins Minus gedrückt.

Ob die offiziellen Angaben stimmen, steht auf einem anderen Blatt: Ein Analyst der Citibank beispielsweise schätzt Chinas Wachstum derzeit nur noch auf vier Prozent, die offiziellen Angaben der chinesischen Statistikbehörde hält er für Bilanzkosmetik. Er ist nicht der Einzige, der das denkt. Viele andere Experten zweifeln ebenfalls an den Zahlen aus Peking.

Die Regierung will das Wachstumsmodell künftig stärker auf die Binnenkonjunktur ausrichten und den privaten Konsum ankurbeln. Doch dabei gibt es Schwierigkeiten. Insbesondere der Industriesektor weist Überkapazitäten auf - die sich nur schwer beseitigen lassen. Denn der Umbau der Wirtschaft soll nicht auf Kosten der Arbeitsplätze gehen, da die Regierung ansonsten mit Unruhen in dem Land mit einer Milliardenbevölkerung rechnen müsste. Für 2015 war daher das Ziel ausgegeben worden, mindestens zehn Millionen neue Jobs zu schaffen. Laut Li wurden es sogar 13 Millionen.

Auch künftig will die kommunistische Führung viel Geld in den Ausbau von Straßen, Eisenbahnstrecken und Flughäfen des Riesenreichs stecken. Laut dem Sprecher der Planungskommission wurden 2015 Sachinvestitionen im Wert von 383,4 Milliarden Dollar genehmigt. Allein für 32 Projekte sei im Dezember grünes Licht gegeben worden. Wie nun bekannt wurde, ist ein neues Bahnprojekt in der Stadt Fuzhou im Südosten des Landes im Volumen von fast zehn Milliarden Dollar geplant.

Im Kampf gegen die Konjunkturflaute hatte China zuletzt auch die Banken gestützt. So senkte die Zentralbank PBOC die Zinsen einer speziellen Kreditlinie für die Geldinstitute. Diese ächzen unter einer Last fauler Kredite. Laut Insidern hat das Volumen im vorigen Jahr deutlich zugenommen - auf umgerechnet knapp 300 Milliarden Dollar.

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