Vegetarische Ernährung liegt einer Studie zufolge möglicherweise teilweise in den Genen begründet. Das berichtet eine Forschungsgruppe um Nabeel Yaseen von der Northwestern University in Chicago (US-Bundesstaat Illinois) im Fachmagazin "PLOS One". Beim Abgleich des Erbguts von 5324 strikten Vegetariern mit dem von knapp 330.000 Fleischessern fand sie bei jenen Menschen, die sich fleischlos ernährten, eine Häufung bestimmter Genvarianten, die mit dem Fettstoffwechsel in Verbindung stehen.
In Deutschland meiden Umfragen zufolge grob 10 Prozent der Menschen Fleisch. Dieser Verzicht kann auf verschiedenen Gründen basieren - darunter fallen religiöse, ethische, ökologische und auch gesundheitliche Motive. Denn eine vegetarische Ernährung geht Studien zufolge mit einem geringeren Risiko unter anderem für Fettleibigkeit, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einige Krebsarten einher. Andererseits gebe es Hinweise darauf, dass eine fleischlose Ernährung mit Nachteilen wie etwa Blutarmut oder verminderter Knochendichte verbunden sein kann, schreibt die Gruppe.
"Es scheint, dass es mehr Menschen gibt, die sich gerne vegetarisch ernähren würden, als tatsächlich der Fall ist", wird Yaseen in einer Mitteilung seiner Universität zitiert. Das könnte am Erbgut liegen, dies sei jedoch bislang nicht in einer umfangreichen Studie untersucht worden. Um die Frage zu klären, griff das Team auf eine britische Datenbank zurück, die Informationen zu Genom und weitere Daten zu rund 500.000 Personen enthält, die zu Beginn der langjährigen Beobachtungen zwischen 40 und 69 Jahre alt waren.
34 Gene als Hinweis auf Vegetarismus
Bei der Erbgut-Analyse fand das Team bei Vegetariern gehäuft auf Chromosom 18 eine Variation eines bestimmten Basenpaares. In dessen Umgebung traten in drei Genen überproportional häufig Varianten auf, die mit diesem Basenpaar in Verbindung stehen. Zwei dieser Gene, NPC1 und RMC1, spielen eine wichtige Rolle beim Fettstoffwechsel von Körperzellen. Insgesamt stieß die Gruppe auf 34 Gene, die eine Veranlagung zum Vegetarismus beeinflussen könnten. Etliche davon hängen mit dem Fettstoffwechsel zusammen. "Meine Vermutung ist, dass Fleisch möglicherweise Lipidbestandteile enthält, die manche Menschen benötigen", erläutert Yaseen. "Vielleicht sind Menschen, deren Genetik Vegetarismus begünstigt, in der Lage, diese Komponenten im Körper selbst herzustellen." Dies sei jedoch Spekulation und nicht belegt.
Yaseen vergleicht den Fleischbedarf mit dem Genuss von Kaffee. Viele Menschen mögen Kaffee anfangs wegen seiner Bitterstoffe nicht, aber seine Wirkung bringe sie auf den Geschmack, meint der Forscher. Vielleicht schmecke vielen Menschen Fleisch deshalb, weil sie es bräuchten, vermutet er. "Wir hoffen, dass zukünftige Studien zu einem besseren Verständnis der physiologischen Unterschiede zwischen Vegetariern und Nicht- Vegetariern führen und es uns so ermöglichen, personalisierte Ernährungsempfehlungen zu geben und bessere Fleischersatzprodukte herzustellen."
Quelle: ntv.de, Stefan Parsch, dpa
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