USA: Israel hat keinen Schlachtplan für Bodenoffensive

  24 Oktober 2023    Gelesen: 801
 USA: Israel hat keinen Schlachtplan für Bodenoffensive

Die Bodenoffensive Israels im Gaza-Streifen lässt weiter auf sich warten. US-Vertreter sagen nun, es gebe es dafür auch gute Gründe, da die israelische Armee den nächsten militärischen Schritt gut abwägen müsse.

Die US-Regierung ist besorgt darüber, dass Israel keine erreichbaren militärischen Ziele für seine Operationen im Gazastreifen hat. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf hochrangige US-Beamte, die daraus schlussfolgern, dass die israelische Armee (IDF) nicht für einen Bodenangriff bereit ist.

In Telefongesprächen mit seinem israelischen Amtskollegen Yoav Gallant habe US-Verteidigungsminister Lloyd J. Austin die Notwendigkeit betont, sorgfältig zu prüfen, wie die israelischen Streitkräfte eine Bodeninvasion im Gazastreifen durchführen könnten, heißt es in dem Bericht. Das komplizierte Tunnelnetz der Hamas unter dicht besiedelten Gebieten stelle ein Problem dar. Seit dem Überraschungsangriff der Hamas Anfang Oktober stehen die USA demonstrativ an der Seite Israels. Die Islamisten töteten etwa 1400 Menschen und verschleppten mehr als 200.

Laut "NYT" haben die Regierungsbeamten betont, dass die Vereinigten Staaten Israel nicht sagen würden, was es zu tun habe. Die USA unterstützen die Bodeninvasion weiterhin. Daher habe das Pentagon auch mit Generalleutnant James Glynn einen Spezialisten nach Israel entsandt, um dort bei den Herausforderungen eines Krieges in den Städten zu helfen. Glynn hatte viele Operationen der Spezialeinheiten im Irak gegen den Islamischen Staat geleitet.

Blutige Bodenoffensive für Truppen und Zivilisten

Die Befreiung der irakischen Stadt Mossul in 2016 und 2017 war bereits Thema in Gesprächen zwischen Austin und Gallant gewesen. Hier hatten die USA auf eine Kombination aus chirurgischen Luftangriffen in Kombination mit gezielten Angriffen von Spezialeinheiten gesetzt. "Jeder sollte wissen, dass der Kampf in den Städten extrem schwierig ist", sagte Austin am Sonntag dem Sender ABC. Er habe Gallant "ermutigt", die Operationen in Übereinstimmung mit dem Kriegsrecht durchzuführen. Den US-Beamten zufolge ist die Biden-Regierung zunehmend besorgt, dass eine Bodeninvasion im Gazastreifen zu vielen zivilen Opfern führen könnte. Der Schutz der Zivilbevölkerung sei im jüngsten Telefonat der beiden Verteidigungsminister erneut zur Sprache gekommen.

Die US-Regierung sei der Auffassung, dass die israelischen Streitkräfte noch keinen klaren militärischen Weg haben, um das Ziel von Premierminister Benjamin Netanjahu, die Hamas auszulöschen, zu erreichen. Die US-Beamten geben an, es existiere derzeit noch kein realisierbarer Schlachtplan. Israel stehe vor der Entscheidung, ob es versuchen wolle, ähnlich wie die USA in Mossul vorzugehen, oder ob es mit Panzern und Infanterie in den Gazastreifen eindringen wolle. Beide Taktiken würden zu schweren Verlusten führen, sagten die US-Beamten, aber eine Bodenoperation könnte weitaus blutiger sein für die eigenen Truppen und Zivilisten. Die Befreiung der Stadt Mossul werde daher als Modell präferiert.

Die Nachrichtenagentur AP schätzt die Zahl der Zivilisten, die bei den Bemühungen, Mossul von den Kämpfern des Islamischen Staates zu befreien, getötet wurden, auf 9000 bis 11.000. Es gebe aber deutliche Unterschiede zu der Lage im Gazastreifen. Der Islamische Staat habe nur zwei Jahre Zeit gehabt, um seine Verteidigung in Mossul vorzubereiten, argumentierte Michael Knights, Mitarbeiter der Denkfabrik Washington Institute. "Die Hamas hatte 15 Jahre Zeit, eine dichte 'Verteidigung in der Tiefe' vorzubereiten, die unterirdische, bodennahe und oberirdische Befestigungen, Kommunikationstunnel, Stellungen und Kampfpositionen umfasst", schrieb Knights in einer Analyse. Dazu gebe es möglicherweise Minenfelder, improvisierte Sprengsätze, Antipanzerminen und Gebäude voller Sprengfallen. Laut US-Beamten raten die US-Regierung Israel daher von einem überstürzten Handeln ab.

Quelle: ntv.de, mba


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