Dieses Virus tötet ausschließlich Männchen

  13 November 2023    Gelesen: 1092
  Dieses Virus tötet ausschließlich Männchen

Bei der Untersuchung von Raupen in einem Gewächshaus stellen japanische Forscher überrascht fest: Alle Tiere sind weiblich. Verantwortlich dafür ist ein Virus, das gezielt Männchen vernichtet - um seine eigenen Überlebenschancen zu vergrößern.

Ein ausschließlich Männchen tötendes Virus haben japanische Forscher in Nachtfaltern entdeckt. Der Erreger sei ein mütterlicherseits vererbtes RNA-Virus, erläutern sie im Fachjournal "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Männchen sind dabei eine Sackgasse. Indem das Virus den männlichen Nachwuchs töte, erhöhe es die Überlebenschancen für die von den gleichen Ressourcen lebenden Geschwisterweibchen - und damit seine eigene Chance auf erfolgreiche Weitergabe.

Solche "Männchen-Killer" sind schon länger etwa unter Bakterien bekannt. Ein Beispiel ist Wolbachia, ein intrazellulär in verschiedenen Insektenarten lebendes Bakterium, das das Geschlechtsverhältnis der Nachkommen seiner Wirte manipuliert. Zum Teil haben mit Wolbachia befallene Insekten ausschließlich weibliche Nachkommen. Je nach Wolbachia-Art sind Mechanismen wie parthenogenetische Fortpflanzung (Vermehrung ohne Befruchtung) oder das Abtöten männlicher Spermien die Ursache. Andere Erreger wandeln männliche Embryonen in weibliche um.

Eine zufällige Entdeckung

Das Forschungsteam um Keisuke Nagamine von der National Agriculture and Food Research Organization in Tsukuba hatte festgestellt, dass überraschenderweise alle in einem Gewächshaus in Miyazaki gesammelten Raupen des Asiatischen Baumwollwurms (Spodoptera litura) Weibchen waren. Bei den nachfolgenden Untersuchungen entdeckten sie den bis dahin unbekannten Erreger, der den Namen Spodoptera-litura-Männchen-tötendes Virus (SLMKV) erhielt.

Das Virus tötet männliche Embryonen, alle schlüpfenden Tiere des Geleges eines SLMKV-befallenen Falters sind weiblich. Das Virus-Toxin ziele offenbar auf die geschlechtsspezifische Entwicklung ab, der genaue Mechanismus sei noch unklar. Im Freiland kämen SLMKV-Infektionen nach derzeitigem Kenntnisstand sehr selten vor. Die 45 im Gewächshaus gesammelten Weibchen seien wahrscheinlich von einem einzigen eingedrungenen Weibchen stammende Geschwister gewesen. Diesem Zufall sei es zu verdanken, dass der Erreger überhaupt entdeckt wurde.

Der Asiatische Baumwollwurm ist als Schädling etwa im Tabak-, Sojabohnen- und Baumwollanbau in den gemäßigten bis tropischen Regionen Süd- und Ostasiens sowie Ozeaniens gefürchtet. Bei massenhaftem Auftreten können die blätterfressenden Raupen schwere Ernteeinbußen zur Folge haben.

Quelle: ntv.de, Annett Stein, dpa


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