Geplatztes Abkommen von Doha: Die Öl-Schlacht

  18 April 2016    Gelesen: 987
Geplatztes Abkommen von Doha: Die Öl-Schlacht
Die Öl-Förderländer schaffen es nicht, ihre Produktion zu begrenzen - weil sich die Feindschaft zwischen Iran und Saudi-Arabien verschärft. Das sind die Folgen für Politik, Wirtschaft - und Sie persönlich.
Am Ende blieb Scheich Mohamed bin Saleh nur das Mittel der positiven Umdeutung. Es sei ganz gut, dass die Gespräche zwischen 18 wichtigen Förderländern in der katarischen Hauptstadt Doha ergebnislos vertagt wurden , sagte der Opec-Chef am Sonntagabend. So hätten nun alle mehr Zeit, eine gute Lösung zu finden.

Eigentlich wollte bin Saleh etwas anders verkünden. Eigentlich wollten eine Reihe der weltweit wichtigsten Förderstaaten eine Begrenzung des globalen Ölangebots beschließen, indem sie ihre Produktion auf dem Niveau vom Januar einfrieren . Es sollte das erste globale Abkommen seit der letzten großen Ölkrise im Jahr 1986 werden - und ein Beweis, dass die wichtigen Förderländer nach wie vor die Preise bestimmen.

Stattdessen wurde Doha zum Symbol eines fortschreitenden Kontrollverlusts. Auf dem globalen Ölmarkt herrschen dieser Tage eher Zustände wie unter deutschen Discountern. Länder wie Saudi-Arabien, Iran, Irak und die USA lassen die Preise bewusst abstürzen, um sich Marktanteile zu sichern. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und mit weitreichenden Folgen.

Der Versuch, den Ölpreiskrieg zu stoppen, ist nun gescheitert. Das hat vielfältige Auswirkungen, zum Beispiel auf die politische Lage im Nahen Osten, auf die globale Sicherheit - und auch auf Sie persönlich. Ein Überblick.

Die Welt ertrinkt derzeit im Öl. Jeden Tag werden ein bis zwei Millionen Barrel Erdöl mehr aus dem Boden gepumpt als verbraucht werden. Der Ölpreis ist seit Mitte 2014 um mehr als zwei Drittel seines Wertes gesunken. In den Haushalten vieler Staaten, die vom Ölexport leben, klaffen bedenkliche Löcher. Manche Länder stehen am Rand der Pleite, ebenso zahlreiche Ölfirmen, manche sind schon insolvent.

Das Abkommen von Doha sollte ein Zeichen setzen. Es sollte Erwartungen auf eine baldige Verknappung des Angebots schüren und Investoren dazu bringen, sich mit billigem Öl einzudecken - was den Preis in die Höhe treiben würde.

Die meisten Analysten führen das Scheitern des Abkommens auf die wachsende Feindschaft zwischen den Regionalmächten Iran und Saudi-Arabien zurück, die um die Vormacht im Nahen Osten kämpfen und unter anderem in Syrien und im Jemen Stellvertreterkriege gegeneinander führen.

Noch wenige Tage vor dem Treffen in Doha hatten Insider Erwartungen geschürt, dass es in Doha hochwahrscheinlich zu einer Einigung kommen werde. Die Saudis wollten das Abkommen offenbar unterzeichnen, obwohl die von ihnen verhassten Iraner nicht mitmachen wollten. Ein entsprechender Entwurf des Abkommens wurde in den Medien gestreut .

Iran hatte seine Ölproduktion nach einem jahrelangem Embargo erst zu Jahresbeginn wieder ausgeweitet. Das Land erklärte, man sei nicht bereit, sich nun auch noch selbst zu sanktionieren. Man sei aber dennoch bereit, einen Emissär nach Doha zu schicken. Am Samstagabend änderte Teheran plötzlich die Pläne. Es gebe nun doch keine Notwendigkeit mehr, nach Katar zu fahren, sagte Irans Ölminister Bidschan Namdar Zanganeh.

Wenig später machte auch Saudi-Arabien einen Rückzieher. Die Förderung könne nun doch nur gedeckelt werden, wenn auch der Iran mitmache, hieß es.

Der Ölpreis ist nach dem gescheiterten Treffen zunächst stark gefallen . Bei Öffnung der Märkte fiel er in einer Art Schockreaktion um rund sieben Prozent, später erholte er sich etwas. Derzeit schwankt die Nordseemarke Brent bei rund 42 Dollar.

Über die mittelfristige Preisentwicklung sind sich Analysten indes uneinig. Experten der Investmentbank Natixis etwa glauben, dass der Ölpreis wieder bis auf 30 Dollar pro Barrel (159 Liter) fallen könnte, weil das Überangebot sich nun auf wachsende Zeit nicht eindämmen lassen dürfte. Das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der Ölförderländer sei beschädigt.

Das Londoner Analystenhaus Energy Aspects dagegen sieht die Preise weiter bei rund 40 Dollar, weil auch ein geglücktes Abkommen das Überangebot kaum eingedämmt hätte. Denn die Weltölproduktion wäre auf sehr hohem Niveau eingefroren worden. Russland pumpt ohnehin am Limit, und von Ländern wie Venezuela oder Katar hatte ohnehin niemand ernsthaft Produktionssteigerungen erwartet .

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