So viele Vogelarten hat der Mensch schon ausgerottet

  02 Januar 2024    Gelesen: 782
  So viele Vogelarten hat der Mensch schon ausgerottet

Je mehr sich der Mensch auf der Erde ausbreitete, desto mehr Tierarten verschwanden - das gilt auch für Vögel. Einem internationalen Forschungsteam zufolge verlief das Vogelsterben in drei großen Wellen. In der dritten befinden wir uns derzeit und sie betrifft mehr Regionen als zuvor.

Der Dodo auf Mauritius, der Riesenalk im Nordatlantik oder der St.-Helena-Hopf auf der gleichnamigen Insel im Südatlantik: Die Menschheit hat im Lauf der vergangenen Jahrtausende einer Studie zufolge etwa 1400 Vogelarten ausgerottet oder zumindest entscheidend zu ihrem Verschwinden beigetragen. Das entspreche knapp 12 Prozent aller heutigen rund 10.900 Vogelarten, schreibt ein internationales Forschungsteam im Fachblatt "Nature Communications". Das Vogelsterben verlief demnach in drei großen Wellen und betraf vor allem Inseln.

Die Ausbreitung des Menschen über Afrika hinaus führte in den vergangenen Zehntausenden von Jahren zum Verschwinden vieler Tiere weltweit. Außer Großsäugetieren waren vor allem Vögel betroffen - insbesondere auf Inselgruppen. Konkrete Ursachen waren neben der Jagd vorwiegend die Zerstörung von Lebensräumen wie etwa Wäldern sowie diverse Mitbringsel des Menschen, wie das Team um Rob Cooke von der Universität Göteborg schreibt. Als Beispiele dafür nennt es unter anderem Hunde, Ratten und Schweine.

Wie groß dieses Vogelsterben tatsächlich ausfiel, ist nicht bekannt, weil viele Arten spurlos verschwunden sind. Das Ausmaß dieses Schwunds schätzte das Team um Cooke nun, indem es sich zunächst auf die verlorene Vogelwelt Neuseelands konzentrierte, die hervorragend untersucht ist und von deren Existenz viele Fossilien zeugen. Die Daten verglich das Forschungsteam dann zunächst mit 69 Archipelen mit insgesamt fast 1500 Inseln und erstellte daraus Modelle, wie viele Arten ausgestorbener Vögel weltweit unentdeckt geblieben sein könnten.

Verschwinden, ohne Spuren zu hinterlassen

Demnach verschwanden im Lauf der Jahrtausende etwa 1300 bis 1500 Arten - 55 Prozent davon, ohne Spuren zu hinterlassen. Bei jenen 640 ausgestorbenen Arten, von denen es fossile Funde gibt, handelt es sich zu 90 Prozent um Inselbewohner. Diese haben im Gegensatz zu Arten auf dem Festland weniger Rückzugsmöglichkeiten. Die meisten Spezies - schätzungsweise 61 Prozent - verschwanden demnach im Pazifikraum.

Als erste große Welle des Vogelsterbens nennt das Team das 9. Jahrhundert vor Christus. Damals erreichten die ersten Menschen unter anderem viele Inseln im Westpazifik, darunter etwa den Tonga- und den Fidschi-Archipel sowie die Marianen. Auch die Kanarischen Inseln wurden zu jener Zeit besiedelt. Die zweite, wesentlich heftigere Welle datieren die Forschenden auf das 14. Jahrhundert nach Christus. Damals erschlossen Menschen viele Inselgruppen im Ostpazifik, etwa Hawaii und die Marquesas, aber auch die Inseln Neuseelands.

Neue Bedrohungen führen zu schnellem Rückgang

"Die Ankunft von Menschen zusammen mit ihren Haustieren (Schweinen, Hunden, Hühnern) und Pazifischen Ratten, die mit überführt wurden, brachte der einheimischen Vogelwelt eine Veränderung des Lebensraums und neue Bedrohungen, die zu einem schnellen Rückgang von Vogelarten führten", heißt es. Dazu zählten etwa in Neuseeland neun Arten von Moas (Dinornithi), großen Laufvögeln, die Lori-Papageien-Art Vini sinotoi auf den Marquesas und auf Hawaii der Rabenvogel Corvus impluviatus.

Die dritte Welle - das seit dem 18. Jahrhundert laufende aktuelle Vogelsterben - betreffe viele unterschiedliche Regionen und gehe unter anderem mit der Zerstörung von Lebensräumen, Umweltverschmutzung und der Einführung invasiver Arten einher, schreibt die Gruppe weiter.

Quelle: ntv.de, Walter Willems, dpa


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