CO2-Ausstoß laut Studie auf Tiefststand seit 1950ern

  04 Januar 2024    Gelesen: 685
  CO2-Ausstoß laut Studie auf Tiefststand seit 1950ern

Deutschlands CO2-Emissionen gehen laut einer Studie zwar zurück. Dennoch sehen die Autoren darin keinen besonders großen Erfolg für den Klimaschutz. Was an CO2 eingespart wurde, gehe nämlich zu einem großen Teil auf vorübergehende Effekte zurück.

Weniger Kohleverbrauch und eine laue Konjunktur haben den Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland laut einer Studie auf den niedrigsten Stand seit etwa 70 Jahren sinken lassen. Im vergangenen Jahr hätten die Treibhausgasemissionen nach vorläufigen Berechnungen 673 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) betragen, teilte Agora Energiewende, Lobbyverband und Denkfabrik, mit. Das seien 73 Millionen Tonnen weniger als 2022 und 46 Prozent weniger als 1990. Das aus dem Klimaschutzgesetz abgeleitete Jahresziel von höchstens 722 Millionen Tonnen CO2 werde damit deutlich unterschritten.

Nur rund 15 Prozent des Rückgangs führen die Studienautoren auf dauerhafte Einsparungen und den Zubau erneuerbarer Energien zurück, etwa die Hälfte auf kurzfristige Effekte wie den geringeren Stromverbrauch. Die niedrigeren Emissionen liegen auch am Schwächeln der deutschen Industrie, insbesondere die Produktion der energieintensiven Industrie brach ein. Hauptgrund für die bessere Klimabilanz ist laut Agora aber, dass im vergangenen Jahr weniger Strom aus dem klimaschädlichen Verbrennen von Kohle gewonnen wurde. Dies wiederum habe am preisbedingten Rückgang beim Stromverbrauch um 3,9 Prozent gegenüber 2022 gelegen und an einem europaweit starken Jahr für Strom aus erneuerbaren Energien, so die Studienautoren. Zudem legten die erneuerbaren Energien auch in Deutschland zu.

Gestiegene Energiepreise drücken Verbrauch

Die Emissionen könnten konjunkturbedingt auch wieder steigen, heißt es weiter. Zudem hätten die Bereiche Gebäude und Verkehr ihre Klimaziele erneut verfehlt. Der CO2-Ausstoß in diesen Sektoren sei nahezu unverändert geblieben. Hauptgrund dafür sei eine nur schleppende Elektrifizierung mit E-Autos und beim Heizen in Gebäuden. Der Rückgang der CO2-Emissionen war erwartet worden, nachdem die Bundesnetzagentur zuvor mitgeteilt hatte, dass 2023 weitaus weniger Strom aus dem klimaschädlichen Verbrennen von Kohle erzeugt wurde. Dies ist laut Agora der Hauptgrund für die bessere Klimabilanz.

Dass weniger Kohlestrom gewonnen wurde, habe wiederum am preisbedingten Rückgang beim Stromverbrauch um 3,9 Prozent gegenüber 2022 gelegen und an einem europaweit starken Jahr für Strom aus erneuerbaren Energien, so die Autoren der Studie mit dem Titel "Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2023", die an diesem Donnerstag in Berlin vorgestellt wird. Hinzu kommen laut Agora krisen- und konjunkturbedingte Produktionsrückgänge der energieintensiven Industrie. Zudem legten die erneuerbaren Energien auch in Deutschland zu.

Habeck: Energie sparen auch bei höherer Produktion möglich

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck zeigte sich erfreut über die sinkenden CO2-Emissionen in Deutschland. "Der Energiebereich liefert wirklich", sagte der Grünen-Politiker dem Bayerischen Rundfunk in Bezug auf die Berechnungen der Denkfabrik. Er drang aber auch auf mehr Geld für Investitionen in den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Der Solarausbau "geht durch die Decke" und auch bei Wind gingen die Genehmigungszahlen steil nach oben, so Habeck. Entsprechend werde nun weniger Kohle verbrannt.

Besorgt äußerte sich Habeck allerdings wegen des Produktionsrückgangs der deutschen Wirtschaft. "Natürlich, ohne Frage, wir haben im letzten Jahr zu wenig produziert, beziehungsweise die Wirtschaft ist zu schwach gelaufen", sagte der Minister. Habeck widersprach allerdings Darstellungen, wonach die Fortschritte bei der Senkung der CO2-Emissionen wieder zunichtegemacht würden, wenn es der deutschen Wirtschaft wieder besser gehe. "Die Wirtschaft selbst ist ja voll auf dem Klimaschutzpfad." Man könne gut produzieren und trotzdem Energie sparen, betonte der Grünen-Politiker.

Er rief jedoch dazu auf, mehr Geld für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft auszugeben. Kritik übte Habeck deswegen an der Ausgestaltung der Schuldenbremse im Grundgesetz in ihrer derzeitigen Form. Diese stamme aus einer Zeit, als die USA noch keine Subventionsprogramme aufgelegt, russisches Gas verfügbar und China noch die "freundliche Werkbank" war. "Wir haben uns ein bisschen die Hände hinter dem Rücken gefesselt und sind jetzt in einem Boxkampf", kritisierte Habeck. Deutschland müsse nun alles dafür tun, damit die Industrie nicht "weggeworben oder wegsubventioniert" werde.

Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa/AFP


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