Wie jedes Jahr hat das Coronavirus auch in diesem Winter Hochsaison. SARS-CoV-2 sorgt dabei nicht nur viele Ansteckungen, sondern mutiert auch kräftig weiter. Inzwischen dominiert die Pirola-Sublinie JN.1 das Infektionsgeschehen in Deutschland. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ist sie für mehr als jeden zweiten Corona-Fall verantwortlich.
Dabei ist JN.1 der Öffentlichkeit bislang eher unbekannt. Das liegt daran, dass das RKI bis vor kurzem JN.1 zu BA.2.86 (Pirola) gezählt und nicht separat aufgelistet hat. Denn die beiden Varianten unterscheiden sich nur in einer einzigen Veränderung des Spike-Proteins. Diese sorgt jedoch für Aufsehen. Wegen ihrer zusätzlichen Mutation entgehe die JN.1 der Immunantwort noch effektiver als ihre Vorgängerinnen, sagt US-Infektiologe Thomas Russo dem Gesundheitsmagazin "Prevention". Er bezeichnet die Variante als "hinterlistig". Nicht nur in Deutschland, auch in den USA ist JN.1 die derzeit am schnellsten wachsende Variante.
Angst, Darminfekte und Schlafstörungen
Dass sie allerdings auch neue Symptome hervorrufen könnte, damit haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht gerechnet. Doch das britische "Office for National Statistics" (ONS) berichtet nun von Schlafproblemen und Angstzuständen bei Infizierten. Auf die ungewöhnlichen Symptome stießen die britischen Forschenden in einer Umfrage unter kürzlich mit Corona infizierten Personen in England und Schottland. 10,5 Prozent der Befragten empfanden demnach Sorgen oder Ängste. 10,8 Prozent berichteten von Schlafproblemen.
Außerdem könne JN.1 laut Experten zu vermehrten Darminfekten führen. "JN.1 bevorzugt wohl (anders als Delta und vor SARS1) spaltungsresistente ACE2-Rezeptoren, welche im Dünndarm, aber selten in der Lunge anzutreffen sind und nistet sich dort ein", schreibt der Datenexperte Otmar Scherrer-Genermann auf X.
Darminfekte seien bei Coronaviren üblich, sagt Virologe Friedemann Weber dem "Focus". Schon seit Beginn der Pandemie würden sie zusätzlich zu den Atemwegsinfekten auftreten. Es sei daher gut vorstellbar, dass JN.1 eine verstärkte Aktivität diesbezüglich hätte, so Weber.
Er verweist auf die hohe Abwasser-Belastung durch SARS-Cov-2. Im Abwasser-Monitoring beobachtet das RKI seit Ende Juni eine "kontinuierlich steigende Viruslast". Zuletzt war sie bundesweit allerdings so hoch wie nie. "Eine verstärkte Infektion des Gastrointestinaltraktes könnte die enorm hohen SARS-CoV-2-Mengen in Abwasserproben erklären", sagt Weber. Ein "reiner Darmerreger" sei diese Variante aber nicht.
Alte Symptome bleiben
Schon Pirola brachte einige außergewöhnliche Symptome mit sich. Bei manchen Menschen traten neben den üblichen Covid-Symptomen auch Hautausschläge, rote und wunde Finger sowie Zehen oder juckende und gerötete Augen auf. Auch hier berichteten Betroffene von Durchfall, manche hatten aber auch Geschwüre und Schwellungen im Mund und auf der Zunge.
Weder Pirola noch JN.1 müssen nach aktuellem Wissensstand unbedingt mit den genannten ungewöhnlichen Symptomen einhergehen. Eine Erkrankung mit diesen Varianten kann sich auch weiterhin mit den für Corona typischen Symptomen äußern: Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, laufende Nase, Müdigkeit und Niesen. Außerdem sind laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unabhängig von einer bestimmten Variante auch weiterhin Fieber, Heiserkeit und eine Störung des Geruchssinns bei den Corona-Symptomen vertreten.
Und auch das britische ONS weist in Bezug auf JN.1 hin: Die verspürten Symptome wie Schlafprobleme und Angstzustände müssten nicht unbedingt mit der Infektion der Befragten zusammenhängen. Sie könnten auch zufällig gleichzeitig auftreten. Ein CDC-Sprecher erklärte mit Blick auf Befunde aus England, dass "die Art der Symptome und ihre Schwere normalerweise mehr von der Immunität und dem allgemeinen Gesundheitszustand einer Person abhängen als davon, welche Variante die Infektion verursacht."
Quelle: ntv.de
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