"Das Flüchtlingsdorf ist an der türkisch-irakischen Grenze im kurdisch autonomen Teil Kurdistan im Nordirak“, so Yüksel. „Das Dorf wächst peu à peu. Wir haben uns für das Flüchtlingslager Mamrasham entschieden, weil es relativ gut erschlossen ist und weil in der Region die meisten Flüchtlinge auch leben. In der Region Dohuk mit 1,1 Millionen Einwohnern sind 850 000 Flüchtlinge zu versorgen. Da kommt fast auf einen Einwohner ein Flüchtling und deshalb sind wir in die Region gegangen, wo die Flüchtlingsnot am größten war.“
„Inzwischen haben wir dort über 70 Doppelcontainer aufstellen können — die sind über 35 qm groß, verfügen über fließendes Wasser, ein Bad, eine Küche und je nachdem können zwei Familien dort Unterschlupf finden. Wir wollen sie nicht nur unterbringen, sondern ihnen auch eine Perspektive bieten, weil wir davon überzeugt sind, dass sie diese Notbehelfe in den nächsten Jahren mit Sicherheit auch brauchen können.“
Der SPD-Politiker und seine Kollegen wollen sich in dieser Region „breit machen“: „Wir wollen eine Schule und eine Krankenstation in diesem Jahr noch an den Start bringen und wir wollen die Brotfabrik demnächst weiter ausbauen. Im Moment haben wir eine Fabrik mit über 10 000 Broten, die dort gebacken werden. Alles, was dort im Dorf gebraucht wird, soll dann selbstverwaltet realisiert werden.“
„Wir haben uns über Spenden finanziert“, fügt er hinzu. „25 Prozent der Menschen in NRW haben einen Migrationshintergrund, und auf diese Solidarität haben wir uns berufen – wir haben die Menschen angesprochen, Vereine, Verbände und Unternehmen, die dann auch gespendet haben.“
Bei den Einwohnern des Flüchtlingsdorfes „gibt es kaum eine Familie, die nicht einen Angehörigen verloren hat im Kampf gegen den IS“, betont Yüksel. „Brüder, Cousins, Mütter, die verschleppt worden sind, Schwestern, die als Sexsklaven vom IS verkauft worden sind — nach wie vor sind ja mehrere Tausend jesidische Frauen immer noch in der Sklaverei. Und sie wollen auch gar nicht nach Europa oder sonst wo hin, aber sie wollen, dass Europa dabei hilft und die Welt dabei hilft, dass sie dort eine Lebensperspektive haben.“
„Die Aktion ist ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber was jetzt dringend kommen muss, ist dass die internationale Gemeinschaft den Menschen dort eine Perspektive und Hoffnung geben muss“, meint er. „Und wir müssen nicht weitere Provisorien errichten, sondern wir müssen die Städte, die dort nun vom IS befreit worden sind, wieder aufbauen. Denn nur so geben wir den Menschen wieder eine Perspektive, und sie werden sich nicht auf den beschwerlichen Weg nach Europa machen.“
Quelle : sputnik.de
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