Trotz Koffein: Kaffee ist gesünder, als viele denken

  21 April 2016    Gelesen: 490
Trotz Koffein: Kaffee ist gesünder, als viele denken
Es darf ruhig ein bisschen mehr sein: Ein gesunder Körper verträgt das Koffein aus vier bis fünf Tassen Espresso am Tag. Und wird durch das Trinken vielleicht sogar noch ein bisschen gesünder.
Kaffee - schon der Duft löst bei vielen ein Gefühl von Geborgenheit aus. Manch einer würde ohne eine Tasse des Heißgetränks im Magen morgens nicht aus dem Haus gehen. Daneben hat Kaffee jedoch auch den Ruf, ein Krankmacher zu sein; Nervosität, Schlafstörungen oder Unruhe hervorzurufen. Oft zu unrecht. Das Wichtigste im Überblick.

Wie viel Kaffee darf es sein?

"Gefährlich für den Körper ist Kaffee aufgrund seines Koffeingehalts nur dann, wenn er regelmäßig in Übermaßen getrunken wird", sagt Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der Technischen Universität München.

Über den Tag verteilt gelten bei einem Erwachsenen bis zu 400 Milligramm Koffein als unbedenklich. Ein Erwachsener könne demnach ohne Weiteres "vier bis fünf Espresso oder bis zu acht Tassen schwarzen Tee pro Tag trinken", sagt Gabriele Graf von der Verbraucherzentrale NRW in Düsseldorf. Eine Tasse mit 200 Milliliter Filterkaffee enthält etwa 90 Milligramm Koffein.

Deutlich strenger ist die Regelung bei Schwangeren und stillende Frauen. "Da Koffein ungehindert die Plazenta passiert, gelangt es in der Schwangerschaft in den Kreislauf des ungeborenen Kindes", sagt Graf. Die Leber des Ungeborenen kann das Koffein aber nicht so schnell abbauen. "Schwangere und stillende Frauen sollten daher Kaffee nur sehr eingeschränkt genießen", rät die Ernährungsexpertin.

Wie schnell wirkt Kaffee?

Wer sich schon nach dem ersten Schluck wacher fühlt, erlebt den Placebo-Effekt am eigenen Leib. "Die stimulierende Wirkung setzt erst etwa 15 bis 30 Minuten nach dem Trinken ein", sagt Margret Morlo vom Verband für Ernährung und Diätetik. Dann hat sich das Koffein über den Blutkreislauf im gesamten Körper verteilt.

Anschließend dauert es Stunden, bis der Körper wieder alles beseitigt hat. "Bei gesunden Erwachsenen beträgt die durchschnittliche Halbwertszeit etwa vier Stunden", sagt Morlo. Dann hat der Körper 50 Prozent des Koffeins ausgeschieden.

Wann sollte der letzte Kaffee getrunken werden?

Dafür gibt es keine Faustregel. Die einen können trotz Kaffee, Cola oder schwarzem Tee am Abend erholsam schlafen; bei den anderen führt ein übermäßiger Kaffeekonsum zu Schlafproblemen. "Zu welchen Zeiten am Tag jemand am besten Koffein verträgt, das muss jeder für sich herausfinden", sagt Hauner.

Welche Nebenwirkungen kann Kaffee sonst noch haben?

"Der Kreislauf wird durch das Koffein stimuliert, und das Herz schlägt häufiger", sagt Hauner. Puls und Blutdruck steigen. Gefährlich ist das aber nicht. Trotz der Wirkung erhöhe Kaffeekonsum nicht das Risiko, an Arteriosklerose oder einen Herzinfarkt zu entwickeln, so Hauner.

Selbst Bluthochdruck-Patienten könnten moderat Kaffee genießen: "Entgegen einer weit verbreiteten Annahme treibt Kaffee den Blutdruck nicht signifikant und gesundheitsgefährdend in die Höhe", sagt er. Bei Rhythmusstörungen ist jedoch Vorsicht geboten und eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ratsam. Wer andauernd zu viel (also literweise) Kaffee trinkt, riskiert außerdem Angsterscheinungen, Hyperaktivität und Magen-Darm-Beschwerden.

Kann Kaffee Entzugserscheinungen hervorrufen?

Ja, das kann er. Bei regelmäßigen Kaffeekonsum gewöhnt sich der Körper an die Wirkung des Koffeins. Bleibt die Ration aus, kann dies zu Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten führen. Der sogenannte Koffeinentzugskopfschmerz quält viele Menschen vor allem am Wochenende, wenn sie eine Kaffeepause einlegen. Dennoch gilt Koffein nicht als Suchtmittel.

Und, zu guter Letzt: Wie fördert Kaffee die Gesundheit?

Die Hauptwirkung spüren viele Menschen Tag für Tag: Koffein bremst den Müdigkeit auslösenden körpereigenen Botenstoff Adenosin. Das verbessert die Konzentration und hilft, ein Leistungstief zu überwinden.

Daneben gibt es Hinweise auf eine ganze Reihe weiterer positiver Effekte. "Eine Tasse Kaffee kann zum Beispiel einem Diabetes-Patienten guttun", sagt Hauner. So werde die Insulinwirkung durch Chlorogensäure, die im Kaffee enthalten ist, günstig beeinflusst.
Andere Studien weisen darauf hin, dass Kaffeetrinker länger leben oder seltener an Darmkrebs erkranken . Allerdings konnten diese Studien alle nicht eindeutig nachweisen, dass wirklich der Kaffee hinter den beobachteten Effekten steckte. Forscher versuchen zu entschlüsseln, welche der Hunderten Stoffe, die im Kaffee stecken, dafür verantwortlich sein könnten.

Übrigens: Kaffee darf zur sogenannten Flüssigkeitsbilanz - jeder Mensch soll pro Tag etwa zwei Liter trinken - hinzugerechnet werden. Aber: "Als Durstlöscher ist Kaffee aufgrund der anregenden Wirkung von Koffein auf Herz und Kreislauf nicht geeignet", sagt Morlo.

Quelle : spiegel.de

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