HI-Viren mit Genschere aus Zellen entfernt

  22 März 2024    Gelesen: 680
  HI-Viren mit Genschere aus Zellen entfernt

Durch HIV verursachte Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen weltweit. Bisher können Infizierte zwar gut mit Medikamenten behandelt werden. Eine Heilung ist jedoch nur in Einzelfällen bekannt. Doch auf dem Weg dorthin macht ein Forschungsteam nun einen gewaltigen Schritt.

Einem Forschungsteam aus den Niederlanden ist es erstmals im Labor gelungen, alle Spuren von HI-Viren mithilfe der Genschere Crispr/Cas aus Zellkulturen zu entfernen. Die nobelpreisgekrönte Genbearbeitungstechnologie könnte in Zukunft helfen, Menschen, die sich mit den sogenannten Humane Immundefizienz-Viren, kurz HIV, angesteckt haben, zu heilen und damit die Gefahr für den Ausbruch der Immunschwächekrankheit Aids zu bannen. Die Ergebnisse des Teams um Elena Herrera-Carrillo vom Amsterdam University Medical Center stellten "einen bedeutenden Durchbruch bei der Suche nach einem Heilmittel gegen HIV dar", heißt es in einer Mitteilung.

HI-Viren sind sogenannte Retroviren. Diese haben die Fähigkeit, ihr Erbgut - die RNA - in der infizierten Zelle in DNA umzuschreiben, die dann in das Genom der Wirtszelle eingebaut wird. Auf diese Weise ist es einerseits schwer für das Immunsystem, HI-Viren zu bekämpfen. Andererseits kann die eingebaute Virus-DNA als Vorlage für die Produktion neuer Viruspartikel genutzt werden. Mit Medikamenten kann die Virusvermehrung zwar erfolgreich unterdrückt werden, jedoch bleiben Viren in einigen langlebigen Immunzellen erhalten. Wird die Therapie unterbrochen, steigt die Viruszahl wieder an und damit auch das Risiko, dass Infizierte an Aids erkranken. Aus diesem Grund sind Forschende weltweit auf der Suche nach einer Methode, mit der HIV-Infizierte geheilt werden können.

Hoffnung auf moderne Gentechnologie

Mit den Studienergebnissen, die beim diesjährigen "European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases" in Barcelona vorgestellt werden sollen, zeigt das Forschungsteam einen möglichen Weg dorthin. Die Genbearbeitungstechnologie Crispr/Cas macht es möglich, präzise Veränderungen am Genom lebender Organismen vorzunehmen. Mit der Technik können bestimmte Abschnitte der DNA gezielt angesteuert und modifiziert werden. Das bedeutet: Unerwünschte Gene werden eliminiert oder durch anderes genetisches Material ausgetauscht. Deswegen wird das Verfahren oft auch als molekulare Schere oder Genschere bezeichnet.

Da HI-Viren verschiedene Zell- und Gewebetypen im Körper infizieren können, hat sich das Forschungsteam entschlossen, den Fokus auf HIV-infizierte Immunzellen, die sogenannten T-Zellen, zu legen. Mit der Fokussierung auf bestimmte Abschnitte, die bei allen HIV-Stämmen gleich bleiben, zielt dieser Ansatz darauf ab, eine Breitbandtherapie bereitzustellen, mit der mehrere HIV-Varianten wirksam bekämpft werden können. Die Methode soll außerdem HI-Viren wirksam eliminieren, die sich in Reservoirs im Körper versteckt halten. Das hat gut im Labor funktioniert.

Therapieansatz auch gegen andere Viren denkbar

"Die vorgestellte Arbeit macht Hoffnung auf eine weitere Anwendung der Crispr/Cas9-Technologie, nicht nur für HIV, sondern möglicherweise auch für andere virale Krankheiten, die weltweit ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit darstellen", ist die Genetikerin Alena Pance von der University of Hertfordshire laut Science Media Center Großbritannien überzeugt.

Die Erkenntnisse der Untersuchung sind den Angaben der Autorinnen und Autoren zufolge ein "entscheidender Fortschritt bei der Entwicklung einer Heilungsstrategie". Allerdings sei noch viel Arbeit nötig, um zu zeigen, dass die Ergebnisse dieser Zelltests für eine künftige Therapie im gesamten Körper funktionieren können, schätzt der Fachmann für Gentherapie James Dixon von der University of Nottingham laut SMC ein.

Quelle: ntv.de, jaz


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