Audi-Werk in Brüssel droht das Aus - VW kappt Prognose

  09 Juli 2024    Gelesen: 535
  Audi-Werk in Brüssel droht das Aus - VW kappt Prognose

Der Autobauer Audi stellt sein Engagement in Brüssel auf den Prüfstand. Zusammen mit den Gewerkschaften soll eine Lösung für das Werk mit gut 3000 Beschäftigten gefunden werden, heißt es. Konkret geht es darum, das endgültige Aus verhindern. Die Konzernmutter Volkswagen justiert längst bei den Jahreszielen nach.

Die Volkswagen-Tochter Audi stoppt ihr Oberklasse-Elektromodell Q8 e-tron angesichts der schwachen Nachfrage möglicherweise vorzeitig und stellt das Werk in Brüssel auf den Prüfstand. Der Volkswagen-Konzern teilte mit, der Aufsichtsrat habe vor dem Hintergrund der Nachfrageentwicklung nach dem Elektromodell Q8 e-tron in bestimmten Märkten einen "Informations- und Konsultationsprozess" am Standort Brüssel beschlossen. Nun würden zusammen mit den Sozialpartnern Lösungen für den Standort erarbeitet. "Am Ende dieses Prozesses kann unter anderem auch die Einstellung des Betriebs erfolgen."

Audi produziert nach eigenen Angaben seit 2007 in Brüssel. Ende vergangenen Jahres waren dort etwas mehr als 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Sie bauten im Jahr 2023 mehr als 53.500 rein elektrische Pkw. "Die aktuell am Audi-Standort Brüssel produzierte Audi Q8 e-tron Modellfamilie ist von einem segmentspezifischen, verschärften Nachfragerückgang betroffen", erklärte Audi. Zudem gebe es "strukturelle Herausforderungen am Standort Brüssel", die zu vergleichsweise hohen Produktionskosten führten.

"Noch keine finale Entscheidung"

Die Verkündung, umstrukturieren zu wollen, sei "noch keine finale Entscheidung", betonte der Chef von Audi Brussels, Volker German. "Dennoch bewegt diese Nachricht die Belegschaft in Brüssel und auch mich sehr." Aus dem VW-Konzernbetriebsrat wurde "eine zukunftsfähige Perspektive für das Werk" und die Kollegen in Brüssel gefordert. Dazu, wie lange der Prozess dauern könnte, äußerte sich Audi nicht. Vergleichbare Fälle haben in der Vergangenheit aber Zeiträume von wenigen Monaten bis zu fast einem Jahr in Anspruch genommen.

Der Schritt habe zusammen mit anderen nicht geplanten Aufwendungen deutliche Auswirkungen auf die Geschäfte des gesamten Konzerns, hieß es weiter. Dazu zähle etwa der durch die Bundesregierung verweigerte Verkauf des Gasturbinengeschäfts der MAN Energy Solutions an einen chinesischen Interessenten. Die Sparte wird nun in Teilen abgewickelt.

Bereits im April hatte der DAX-Konzern mitgeteilt, für den Personalabbau im Verwaltungsbereich 900 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Die nun hinzukommenden Kosten beziffert das Unternehmen mit 1,7 Milliarden Euro, die im laufenden Jahr nicht mehr ausgeglichen werden könnten. Damit summieren sich die Gesamtkosten der Belastungen inzwischen auf bis zu 2,6 Milliarden Euro.

E-Auto-Verkäufe seit Monaten schwach

Volkswagen kappte seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr und rechnet nun mit einer operativen Umsatzrendite von 6,5 bis 7 Prozent (bisher: sieben bis 7,5 Prozent). Die Prognose in Bezug auf die übrigen Kennziffern bleibe unverändert bestehen, hieß es weiter.

Bei Elektroautos verläuft der Absatz seit Monaten schleppend. Im ersten Halbjahr wurden allein Deutschland 16,4 Prozent weniger Steckerautos neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum, wie das Kraftfahrt-Bundesamt jüngst mitgeteilt hatte. Im Juni waren hierzulande 43.412 E-Autos angemeldet worden - 18,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Für Europa meldete der europäische Herstellerverband Acea im Mai, einen EU-weiten Rückgang der Neuzulassungen von E-Autos um zwölf Prozent auf 114.308.

"Die Nachfrage bleibt schwach, es gibt keine Hinweise auf eine durchgreifende Besserung der Lage", hatte Constantin Gall von der Beratungsfirma EY die Lage am europäischen Neuwagenmarkt beschrieben. Gründe seien die schwächelnde Konjunktur, geopolitische Spannungen und die verlorene Kaufkraft wegen der Inflation. Hinzu komme nun "die Ungewissheit in Bezug auf den Hochlauf der Elektromobilität". In den östlichen EU-Ländern spielen E-Autos nach wie vor keine Rolle - und es sieht nicht so aus, als ob sich das bald ändern würde.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP/dpa


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