Äthiopien und Südsudan: Die schwierige Suche nach den Mördern von Gambella

  23 April 2016    Gelesen: 750
Äthiopien und Südsudan: Die schwierige Suche nach den Mördern von Gambella
Unbekannte Kämpfer haben in äthiopischen Dörfern mehr als 150 Menschen getötet und Dutzende Kinder verschleppt. Die Täter kommen aus dem Südsudan, äthiopische Truppen verfolgen sie.
Sicher ist bislang nur, dass die bewaffneten Angreifer aus dem Südsudan kamen. Und es ist klar, dass ihr Überfall auf mehrere Dörfer im Westen Äthiopiens viele Opfer forderte.

182 Menschen wurden getötet, meldet die äthiopische Regierung. Zudem fanden demnach 60 Angreifer den Tod. Außerdem verschleppten die Bewaffneten eine große Gruppe Kinder über die Grenze in das Bürgerkriegsland Südsudan . Ein Augenzeuge sagte dem britischen "Guardian" , eines seiner Kinder sei entführt worden, ein weiteres habe mit der Mutter entkommen können. Äthiopien gibt an, mehr als hundert Kinder seien bei der Attacke vor einer Woche entführt worden.

Doch noch immer ist unklar, wer genau die Täter sind und was ihre Motive waren.

Die äthiopische Regierung beschuldigt die Volksgruppe der Murle und spricht von Viehdiebstahl. Die Angreifer hätten neben den Kindern auch 2000 Stück Vieh über die Grenze in den Südsudan gebracht.

Das Volk der Murle lebt in seiner südsudanesische Heimat von Viehhaltung. Von den dominierenden Ethnien Dinka und Nuer, die sich seit 2013 in einem Bürgerkrieg mit bislang 50.000 Todesopfern bekriegen, werden die Murle an den Rand gedrängt. Auch untereinander stehlen die nomadischen Viehzüchter immer wieder Tiere: Beim schwersten Überfall der vergangenen Jahre starben 2011 mehr als 600 Menschen, 40.000 Tiere wurden geraubt.

Zwei Tage Staatstrauer in Äthiopien

Das Gebiet im Südsudan, in dem sich die entführten Kinder befinden, sei von äthiopischen Truppen umstellt, hieß es am Donnerstag von der Regierung in Addis Abeba. Die Verschleppten würden in Kürze befreit, kündigte ein Regierungssprecher im Fernsehsender Fana Broadcasting Corporate an. Allerdings können Medien in Äthiopien kaum frei berichten.

Möglich ist auch, dass eine Fraktion im südsudanesischen Bürgerkrieg hinter dem Überfall steckt. Als die "New York Times" kurz nach der Attacke Überlebende interviewte, sagten Augenzeugen aus, sie hätten Angreifer mehrerer Ethnien identifiziert . Das spricht gegen die Theorie vom Viehdiebstahl durch eine bestimmte Volksgruppe.

In den überfallenen Bezirken der Provinz Gambella leben vor allem Angehörige der Nuer-Volksgruppe, zu der auch der südsudanesische Präsident und Rebellenführer Riek Machar zählt. Außerdem beherbergt Äthiopien in Gambella Zehntausende südsudanesische Flüchtlinge, die seit 2013 vor dem Bürgerkrieg geflohen sind.

Äthiopien und der Südsudan betonten am Freitag, es gebe zwischen ihnen keine Spannungen. In Äthiopien galt am Mittwoch und Donnerstag eine zweitägige Staatstrauer wegen des brutalen Überfalls aus dem Nachbarland. Die südsudanesische Rebellenregierung Machars sicherte zu, man werde bei der Befreiung helfen. Allerdings habe man in dem betroffenen Gebiet nahe der Grenze keine eigenen Soldaten.



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