Was Männer beim Sex wirklich wollen

  25 April 2016    Gelesen: 3989
Was Männer beim Sex wirklich wollen
Männer mögen es im Bett am liebsten hart, wild und ausgefallen? Von wegen! 1043 Mutige erzählten in einer neuen Sex-Studie, wonach sie sich beim Liebesspiel wirklich sehnen, und was sie stresst.
Eines schon mal vorneweg: Die Welt der männlichen Erotik hat sich ganz schön verändert. Eine aktuelle Studie von "female affairs", einer Initiative rund um die weibliche Sexualität, räumt mit alten Klischees auf und präsentiert uns einen neuen Mann. Seine Lustfantasien haben nicht mehr viel mit verruchten Dessous, gewagten Fesselspielen, wilden Dreiern zu tun.

Und wir glaubten immer, dass vor allem harter Sex gefragt ist, es Männern eigentlich nur um den eigenen Orgasmus geht. Ob diese Annahmen der Realität entsprechen, überprüfen aber die wenigsten. Zum Beispiel, indem sie Männer offen nach ihren Wünschen fragen. Dabei sollten wir genau das tun, ergab die "female affairs"-Studie.

Fantasien preisgeben, wie auch immer sie aussehen, verborgene Sehnsüchte gestehen, sich gemeinsam in erotischen Gedankenspielen verlieren

"Allein die Vorstellung, mit meiner Freundin darüber zu sprechen, erregt mich"

erklärt Jakob, PR-Manager aus München. "Aber noch lieber ist es mir natürlich, wenn wir uns nicht nur unterhalten, sondern manches davon auch wahr werden lassen." Wie dem 34-Jährigen geht es vielen Männern.

Den meisten fällt es jedoch schwer, offen zu ihren Wünschen zu stehen. Fast 60 Prozent behalten Sehnsüchte für sich, weil sie eine negative Reaktion ihrer Liebsten fürchten, erklärt Psychologin Eva Wlodarek. "Aus Angst vor Zurückweisung ziehen sie es vor, zu schweigen." Dabei weiß Wlodarek aus der Arbeit mit Paaren: "Der Großteil der Männer träumt nicht einmal von perversen Praktiken, sondern einfach von mehr Abwechslung."

Liebe, Vertrauen, Glück als perfekte Sexformel

Das Repertoire der körperlichen Liebe erweitern, sei es durch eine neue Stellung oder mit Hilfe von Sextoys - und zwar bitte mit der Frau ihres Herzens, darum geht es Männern. Wirklich guten Sex setzt das starke Geschlecht in erster Linie mit Intimität in der Partnerschaft gleich. "Genau wie bei Frauen spielt emotionale Nähe eine zentrale Rolle", so Ulrike Brandenburg, unter deren Leitung die "female affairs"-Studie entstand.

"Liebe, Vertrauen, Glück." Diese Beschreibung eines Befragten gibt die perfekte Sexformel vieler Männer wieder. Kein Wunder, dass bei so viel Sehnsucht nach Harmonie die Zufriedenheit der Partnerin immer wichtiger wird. Errege ich sie? Was empfindet sie? Kommt sie zum Höhepunkt? "Auch wenn der Glaube weiter anhält, dem Mann gehe es vor allem um die eigene Lust, ist das Gegenteil der Fall", weiß Brandenburg.

84 Prozent der Männer sind im Bett zufrieden, ein Drittel sogar sehr. Dafür braucht es nicht puren Sex, sondern vor allem emotionale Nähe, Liebe und Vertrauen

"Eine Mehrheit fühlt sich heute für die Befriedigung der Liebsten verantwortlich." Mit Selbstlosigkeit hat das nur bedingt zu tun. Ein Liebhaber empfindet es als Bestätigung, in der Partnerin tiefes Verlangen zu wecken; zu spüren, wie sie sich nach seinen Lippen sehnt und sich unter dem sanften Druck seiner Hände und Bewegungen lustvoll windet. Der Gedanke, in dieser Hinsicht zu versagen, bedeutet für jeden Dritten puren Stress.

Was lange als typisch weibliche Befürchtung galt, plagt nun also das starke Geschlecht. "Wir sind an einem Punkt, an dem Frauen ihr sexuelles Profil weitgehend gefunden haben. Der Mann ist dagegen wieder auf der Suche", erklärt Sexualwissenschaftlerin Brandenburg. Bloß nicht zu fordernd oder zu selbstsüchtig, lautet sein neues Motto. Nur: Wo bleibt dabei dieses gewisse Maß an Aggression, das zum Sex dazugehört, und das Begierde gerade ausmacht?



Sexuelle Kraft, die sich in Selbstvertrauen ausdrückt

So wichtig zärtliche Blicke und sanfte Berührungen sind, so sehr braucht man das Gefühl, vom Partner gewollt zu werden; will man in seinen Augen sehen, dass man begehrt wird, und erleben, wie die Sehnsucht so sehr wächst, bis sie nicht mehr zu bremsen ist. Auf all das wollen wir nicht verzichten - Männer allerdings auch nicht.

Fragt man sie danach, erfährt man jedoch, dass 60 Prozent genau das vermissen: Eine Partnerin, die nicht davor zurückschreckt, ihr Verlangen zu zeigen, indem sie die Initiative ergreift. "Dabei denken Männer nicht an seltsame Rollenspiele, in denen sie verführt werden", stellt Eva Wlodarek klar. "Und erst recht wollen sie keine verkappte Domina." Sexuelle Kraft, die sich in Selbstvertrauen ausdrückt, sei viel wichtiger. Männer träumen von einer Liebhaberin, die mit ihrem Körper zufrieden ist und ihn gern einsetzt - trotz kleiner Makel, für die sich Frauen oft schämen.

"Ich finde meine Freundin selten so schön wie in jenen Momenten, wenn sie nackt durchs Zimmer läuft, nachdem wir miteinander geschlafen haben", erklärt Wirtschaftsstudent Daniel. "Ihr entspanntes Gesicht, die Unverkrampftheit ihrer Bewegungen, ihre Natürlichkeit - das alles ist nicht nur wahnsinnig sexy. Es zeigt mir auch, dass sie keine Hemmungen spürt, weil sie mir vertraut. Und das macht es mir wiederum leichter, mich sicherer zu fühlen." Was der 27-jährige Innsbrucker anspricht, trifft auf viele seiner Geschlechtsgenossen zu.

72 Prozent fühlen sich für die sexuelle Zufriedenheit der Partnerin verantwortlich - so sehr, dass es sie stressen kann

Denn dass Männer keine Unsicherheit beim Sex kennen, dass sie mit ihrem Körper im Wesentlichen zufrieden sind, und auch sonst nichts ihre Lust und Leidenschaft bremsen kann - all das sind Mythen. Alltagsstress und Erwartungsdruck ersticken in ihnen genauso wie in uns Frauen manchmal jeden Funken brennenden Verlangens. Außerdem wirkt sich das gewachsene Körperbewusstsein der Männer zunehmend auf die Sexualität aus.



Viele Klischees treffen nicht mehr zu

Fast zwei Drittel sind so unzufrieden mit ihrem Äußeren, dass sie unbedingt etwas ändern wollen. Wer sich in seinem Körper nicht wirklich wohlfühlt, kann aber Sexualität nicht unbeschwert genießen. "Zeigen Sie Ihrem Partner deshalb, dass Sie ihn attraktiv finden, und dass Sie ihn so begehren, wie er ist. Sagen Sie ihm, welche Stellen seines Körpers Sie besonders lieben", rät Ulrike Brandenburg. "Männer sind bei diesem Thema zwar nicht ganz so empfindlich. Trotzdem brauchen sie Bestätigung - auch wenn Frauen gern vom Gegenteil ausgehen."

Es ist diese Erkenntnis aus der "female affairs"-Männerstudie, auf die Ulrike Brandenburg besonders viel Wert legt: "Die Umfrage und die Gespräche mit einigen Teilnehmern haben gezeigt, dass viele Klischees rund um seine Lust nicht mehr zutreffen." So stellt sich ohne die Erregung der Frau beim Mann keine Befriedigung ein.

60 Prozent der Männer sehnen sich beim Sex nach mehr weiblicher Initiative, wollen nicht nur begehren, sondern von der Partnerin genauso begehrt werden

Und: Welche Spielarten beide Partner beim Liebesspiel bevorzugen, ob sie es laut oder leise mögen, wild oder zärtlich, all das spielt natürlich eine Rolle. Noch wichtiger ist Männern jedoch die Basis. Oder wie es ein Teilnehmer der Studie beschrieb: "Guter Sex bedeutet, dass beide Spaß haben, wie auch immer das dann aussieht, ohne Rücksicht auf Aussehen oder Coolness. Ich möchte mich sexuell einfach mit meiner Partnerin weiterentwickeln."

cosmopolitan.de

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