Für Nike birgt sogar Neutralität ein zu hohes Risiko

  04 November 2024    Gelesen: 117
  Für Nike birgt sogar Neutralität ein zu hohes Risiko

US-Unternehmen wie Nike und Under Armour rufen dieses Jahr nicht mehr aktiv zur Stimmabgabe auf. Große Kampagnen mit Prominenten bleiben aus. Experten sehen darin eine strategische Entscheidung, mit der die Unternehmen gut beraten sein könnten.

Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2020 hatten etliche Unternehmen mit gezielten Kampagnen Kundinnen und Kunden dazu ermutigt, ihre Stimme abzugeben. Der Sportartikelhersteller Nike etwa produzierte mit Stars wie dem Basketballer LeBron James und der Tennisspielerin Naomi Osaka ein Video. In dem Clip trugen die Sportler Shirts mit der Aufschrift "VOTE". Und Nike war nicht allein. Auch Konkurrent Under Amour startete eine digitale Kampagne mit dem Titel "Run to Vote", die Läufer in ihrer Sportkleidung zeigten. Auf der Webseite des Unternehmens konnten sich Menschen außerdem für die Wahl registrieren. Etliche Unternehmen gaben ihren Mitarbeitern darüber hinaus am Tag der Wahl frei, um wählen zu gehen - in den USA wird traditionell an einem Dienstag gewählt.

Dieses Jahr ist das anders. Nike, Under Amour und andere Unternehmen rufen nicht mehr zur Stimmenabgabe auf. Aufwändig produzierte Kampagnen mit hochkarätigen Stars sind Fehlanzeige. Nike verzichtet dieses Jahr auf eine großangelegte Kampagne, der Sportartikelriese arbeitet aber immerhin noch mit den überparteilichen Gruppen "Time To Vote" und "When We All Vote" zusammen und gibt seinen Angestellten die Möglichkeit, am 5. November für die Wahl freizunehmen.

"Nike hat eine lange Tradition darin, US-Mitarbeitern die Ressourcen und die Zeit zur Verfügung zu stellen, die sie für die Stimmabgabe benötigen. Wir bieten berechtigten US-Mitarbeitern bezahlte Freistellungsoptionen, um sicherzustellen, dass jeder die Zeit, den Zugang und die Möglichkeit hat, seine Stimme abzugeben", teilt der Konzern auf Anfrage von "CNN" mit.

Der Ausgang der US-Wahl ist Umfragen zufolge so eng wie lange nicht mehr. In landesweiten Umfragen hat Kamala Harris einen minimalen Vorsprung, doch in den entscheidenden Swing States liegen beide gleichauf. Donald Trump hat in den vergangenen Wochen ein klein wenig Boden gut gemacht. Normalerweise liegt die Wahlbeteiligung in den USA zwischen 55 und 60 Prozent.

Bei der Wahl 2020 stimmten laut der US-Statistikbehörde rund 155 Millionen Amerikaner ab. Gemessen an der Bevölkerung im wahlfähigen Alter entsprach das einer Wahlbeteiligung von rund 66,8 Prozent - ein Rekordwert. Laut dem Election Lab der Universität Florida haben bereits mehr als 78 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgegeben. Das ist fast die Hälfte der insgesamt 160 Millionen Stimmen, die 2020 abgegeben wurden.

Schlüssel zum Erfolg: Zielgruppe kennen

Unabhängig davon, dass die Kampagnen, die zur Wahl aufrufen, als überparteilich angesehen werden, ist vielen Unternehmen das Risiko zu hoch. Unternehmen betrachten jeden Anschein von politischer Einmischung als Risiko, das es nicht wert ist, eingegangen zu werden. Unternehmen könnten derweil mit der neuen Abstinenz gut beraten sein. Einer Umfrage des Public-Relations-Unternehmens Edelman zufolge geben 52 Prozent der Amerikaner an, dass sie bereits eine Marke boykottiert haben, weil diese zu einem Thema geschwiegen habe, oder dass sie aufgrund ihrer politischen Einstellung bei einem Unternehmen gekauft oder es eben gemieden haben.

"Es lohnt sich nicht, sich in die Politik einzumischen, weil man die Hälfte seines Publikums verärgert, egal, für welche Seite man sich entscheidet", zitiert CNN Peter Shankman vom Marketingunternehmen BluShark Digital. "Selbst, wenn Sie sich für keine Seite entscheiden, wird niemand sagen: 'Wow, ich werde meine Schuhmarke oder Turnschuhmarke wechseln, weil sie wollen, dass ich wähle'."

Der Schlüssel zum Erfolg solcher Kampagnen liege für Marken darin, ihre Zielgruppe zu kennen. Unternehmen müssten aber verstehen: "Nicht jeder, der Ihr Unternehmen nutzt oder Ihr Produkt kauft, denkt genauso wie Sie", sagt Shankman. Er würde einem Kunden nie raten, sich in die Politik einzumischen. "Aber wenn er es schon tut, dann sollte er wenigstens seine Zielgruppe verstehen."

Quelle: ntv.de, jki


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